Review: EISBRECHER – Schicksalsmelodien

Ein großes Wort, das zwei große Gefühle vereinnahmt – Schicksalsmelodie. Während dem Wort Schicksal eher eine traurige Assoziation anlastet, ist es die Melodie, die uns träumen lässt und uns in andere Welten treiben lässt. Und dann kommt diese Wortschöpfung Schicksalsmelodie daher, wie der akustische Traum, der nur seine Flügel ausbreiten will und doch unausweichlich am Boden festgekettet bleibt. Und genau so hört sich auch das oscarprämierte Titelthema des Hollywood Melodrams „Love Story“ von 1970 an, die wohl jeder irgendwann in seinem Leben schon einmal gehört hat. Jetzt mag man sich fragen, was diese schnulzige Einleitung mit den NDH-Veteranen von EISBRECHER zu tun hat? Ganz einfach: EISBRECHER bringen am 23.10.2020 ihr neues Album „Schicksalsmelodien“ in die Plattenläden.

Jede dieser Schicksalsmelodien, ob jünger, oder älter, ist den meisten Hörern bekannt. So covern Eisbrecher Melodien und Songs der größten deutschen, bzw. deutschsprachigen Künstler. Die Reise beginnt mit einem der größten Hits der SPIDER MURPHY GANG, „Skandal im Sperrbezirk“. Dieser ist als Opener umso besser geeignet, da er gleich mal zeigt, wo die Wurzeln der Band verankert sind. Mit „Anna Lassmichrein Lassmichraus“ der Band TRIO kommt ein zweiter Kracher aus der Zeit der neuen deutschen Welle angeritten. Man darf mit Fug und Recht behaupten, dass die Neue Deutsche Welle und Neue Deutsche Härte hervorragend miteinander harmonieren. Die Eingängigkeit der Melodien bleibt erhalten, bekommt aber durch das neue Klanggewand das gewisse Etwas, das den Ohren unserer Szene und der heutigen Zeit so gefällt. Dazu die fabelhafte Stimme eines Alexander Wesselsky. Es macht definitiv Spaß dort zuzuhören. Aber um einmal durch die deutsche Musikgeschichte zu reisen kann, man nicht nur die neue deutsche Welle aufs Korn nehmen.

Es gehören auch Größen, wie DIE TOTEN HOSEN, DIE ÄRZTE und auch FALCO dazu. Die TOTEN HOSEN sind mit „Disco In Moskau“ vertreten, DIE ÄRZTE mit ihrem Klassiker „Bitte Bitte“. Bei diesem Song wäre eine gute Portion schmutziger Leidenschaft in Alex’ Stimme zu wünschen gewesen, aber wer die Herren schon einmal live gesehen hat, kann davon ausgehen, dass Alex live bei diesem Song wohl gerne noch ein Schippe mit seiner Körpersprache drauflegen wird und das Manko wieder wett macht. FALCO dagegen ist mit „Out of The Dark“ so extrem stark getroffen, dass man diesen Titel gerne eine Weile auf Dauerschleife hören kann. Wer auf Gänsehaut steht, kriegt bei dieser gelungen Coverversion die volle Ladung! Mit POWERWOLF und „Stoßgebet“ und „All We Are“ von WARLOCK geht es dann in der Rock & Metal Ecke weiter. Es ist einfach unbestritten, dass Alex mit dem wunderschönen Bass in seiner Stimme so gut wie jeden Song positiv aufwertet. Selbst von Haus aus gute Songs werden noch besser. Den besten Moment des Albums liefert aber definitiv ein uralter Klassiker von HANS ALBERS. Mit „Flieger Grüß Mir Die Sonne“ ist EISBRECHER ein Paukenschlag gelungen. Es ist eine wahnsinnig starke Interpretation dieses Stücks Musikgeschichte. Dieses Album ist EISBRECHER durch und durch, allerdings trotzdem eine Hommage an die ganz Großen der deutschen Musikgeschichte.

 

Es ist immer eine besondere Gratwanderung, alten Songs ein neues Kleid zu verpassen, doch EISBRECHER sind nicht ungeübt in dieser Disziplin. Schon öfter hat die Band sich eines Lieblingssongs angenommen um ihm durch eine Neuinterpretation zu huldigen und jedes Mal wurden diese von den Fans angenommen und geliebt. So ist es nun eine ganz besondere Arbeit, die EISBRECHER ihren Fans zum Hören geben. Nur als kurzes Projekt mit „Stoßgebet“ beginnend, wurde daraus ein Meisterwerk zur Verkürzung der Wartezeit bis zum im Frühjahr erscheinenden Studioalbum mit neuen, frischen Songs der Band.

Bewertung: 8 von 10 Punkten

Eisbrecher sind:
Gesang: Alexander Wesselsky
Leadgitarre/ Keyboard: Noel Pix
Gitarre: Jürgen Plangger
Schlagzeug: Achim Färber
E-Bass/ Gitarre: Rupert Keplinger

Tracklist:

  1. Skandal im Sperrbezirk (Spider Murphy Gang)
  2. Anna Lassmichrein Lassmichraus (Trio)
  3. Disco in Moskau (Die Toten Hosen)
  4. Out Of The Dark (Falco)
  5. Stossgebet (Powerwolf)
  6. All We Are (Warlock)
  7. Goldener Reiter (Joachim Witt)
  8. Freiflug (Megaherz)
  9. Bitte, Bitte (Die Ärzte)
  10. Eins, Zwei, Polizei (Mo-Do)
  11. Flieger grüß mir die Sonne (Hans Albers)
  12. Menschenfresser (Rio Reiser)
  13. Das steht dir gut (Rheingold)
  14. Schwarzes Blut (ASP)
  15. Schicksal

 

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