Review: SOLITARY EXPERIMENTS – “Transcendent”

Einen Amiga 64 und ein Keyboard, mehr braucht es nicht für eine SynthyPop-Band, oder? SOLITARY EXPERIEMENTS lassen uns auf ihrem neuen Album wissen, dass es auch etwas mehr sein darf.

Die Geschichte der Band begann 1993 in Frankfurt (Oder) und seitdem können die Jungs auf ein stolzes Kontingent von 19 veröffentlichten CDs, mehrere Singleauskopplungen und eine stolze Fangemeinschaft schauen. Mit „Transcendent“ kommt nun das 8. Studio-Album der Elektro-Band. Hier zeigen SOLITARY EXPERIEMNTS, dass sie sich nicht scheuen, die engen Genre-Grenzen auch mal zu verlassen und bei einigen Liedern deutlich textlastiger zu sein, als wir es bei dieser Musikrichtung gewöhnt sind. Nach dem Ausscheiden von Sängerin Dana im Jahr 1999 musste die Band sich menschlich wie musikalisch neu finden und zeigt uns hier einmal auf’s Neue, wie fantastisch ihr das gelungen ist. Zum ersten Mal in der Bandgeschichte gibt es auf ihrer neuen Platte auch Gastsänger und Gastsängerinnen. Unter anderem haben Elena Alice Fossi (KIRLIAN CAMERA), Nina De Lianin (IN STRICT CONFIDENCE) und Dirk Ivens (DIVE / SONAR / ABSOLUTE BODY CONTROL / MOTORIK) den Musikerfreunden ihre Stimmen geliehen.

Das neue Album wirkt gleichzeitig wie ein vertrauter Ausflug in die eigene Disco–Vergangenheit in der schwarzen Szene, ist aber auch gleichzeitig immer wieder überraschend und unerwartet. Die Band ist abwechslungsreich wie kaum eine andere dieser Unterkategorie schwarzer Elektromusik und scheut sich nicht, auf ihrem neuen Album immer wieder Akzente und Stilrichtungen zu wechseln. Sänger Dennis Schober geleitet uns hierbei durch Liebe, Schmerz, Verzweiflung und Wut. Seine Stimme beherrscht sanfte, traurige, beinah wehmütige Töne genauso, wie wütende, die fast wie Schreien klingen. Im titelgebenden Lied „Transcendent“ wird allerdings leider völlig auf sein stimmliches Können verzichtet. Es fühlt sich an, wie ein besonders süßer und sanfter Traum, aus dem wir nur ungern erwachen wollen.

Das Lied „Wonderland“ wurde auch als Singleauskopplung veröffentlicht und ist ein tanzbares wie typisches Stück von SOLITARY EXPERIMENTS, das mit Text wie Musikinstrumenten auf ganzer Linie überzeugt.

Das neue Album erscheint als Deluxe DigiBook, als Kassette (MC !!!) und als limitierte Box mit einer exklusiven Bonus-CD, auf der ausschließlich Sängerinnen Songs der Frankfurter gecovert haben. Bei so viel Aufwand dürfen wir gespannt sein, was sich die Band zu ihrem 30jährigen Jubiläum überlegt.

Fazit:
Das neue Album ist rundherum gelungen. Es überrascht, regt zum Tanzen an, macht nachdenklich und erfüllt weit mehr, als ich zu Anfang gedacht hätte. Besser hätte die Band es nicht machen können.

Bewertung: 10/10

Tracklist (reguläre CD)

01. Wonderland
02. Heart Of Stone
03. Every Now And Then
04. Head Over Heels
05. Zeitgeist feat. Dirk Ivens
06. Discipline
07. Transcendent
08. The Great Unknown feat. Elena Fossi
09. End Of Story
10. Self-fulfilling Prophecy
11. In Agony