Review: AMORPHIS – “Halo”

Aus den tiefen finnischen Wäldern kommt dieser Tage wieder ein ganz besonderes Album. Die Finnen von AMORPHIS melden sich mit ihrem 14. Album zurück. “Halo” heißt das Werk und erscheint am 11.2. über Atomic Fire Records. Die Finnen beenden damit auch sogleich die lyrische Trilogie über die nordische Sagenwelt und dem Land der 1000 Seen.

Bereits der Opener “Northwards” rauscht nach einem sanften Klavierintro als eiskalter Wintersturm über den Hörer herein und zeigt nach anfänglichen Growls und derbem Heavy Metal Sound auch schnell wieder den gegensätzlichen Amorphis-Sound der letzten Jahre. Hier wechseln sich die unterschiedlichen Gesangslinien wieder mit hymnischen Gitarrensoli ab und schaffen den unverwechselbaren Sound der Finnen. “On The Dark Waters” startet mit mächtigem Growlgesang und etwas verspielten Effekten, nur um dann in den Hitverdächtigen Refrain und Cleargesang/Growlgesang zu wechseln, was für dunkeldüstere Melodien hat die Band hier wieder aus den Untiefen gezerrt.

Die Band erwähnte ja bereits, dass sie durch Corona deutlich mehr Zeit mit dem Songwriting verbrachten. Dies merkt man auch schnell an der Komplexität und Wechselhaftigkeit der Songs. Ein gutes Beispiel ist hier “The Moon”. Sphärische Klänge wechseln sich bei diesem Midtemposong mit melodischen Gesangsmelodien und verspielten Gitarren ab, dabei entwickelt sich der Song zu einem sehr komplexen und melodischen Werk. “Windmane” ist dagegen recht sperrig und kann einige recht gute Gitarrenmelodien gegen Ende aufwarten, insgesamt ist der Sound aber doch recht eigen.

 

Dann bläst uns AMORPHIS mit “A New Land” wieder vom Hocker, der kraftvolle Takt vertreibt alle Ohrwürmer der letzten Monate und setzt sich mit dem Refrain direkt in die Ohren. Der Gesang bleibt einfach hängen und die Melodien tun bei diesem neuen Hit den Rest. Fast schon mit positiver Energie geladen kommt “When The Gods Came” dann hinterher. Der Sound ist doch viel zu fröhlich für die Finnen, denkt man sich im ersten Moment. Auch hier ist der Sound wieder melodisch, stark, kraftvoll und dürfte auf Konzerten gut mitsingbar sein. Spannend und Abwechslungsreich wird es nun mit “Seven Roads Come Together”. Der Song wechselt regelmässig von melodischen Klängen zu fetten doomigen Riffs und das Growling und scheint trotzt der Wechselhaftigkeit dennoch aus einem Guss zu stammen. “War” dagegen ist eher ein doch gemütlicher und leicht aggressiver Amorphis Song und plätschert munter vor sich hin.

“Halo” ist als Titeltrack wie erwartet eine Wucht. Bereits zu Beginn wabern epische Melodien entgegen. Diese tragen die fast vollständig in Cleangesang gesungenen Gesangslinien über den ganzen Track, zwischendurch wird dann noch etwas mit Frauengesang unterstützt. So überzeugt der Song schnell von seiner melodischen Seite und Eingängigkeit.

Sehr gegensätzlich dazu ist “The Wolf”. Der Song drückt mächtig auf die Tube und besteht deutlich stärker aus aggressiven Riffs und Gegrowle in Abwechslung mit einigen typischen Amorphisklängen. Mit “My Name Is Night” beenden die Finnen das Album wieder sehr ungewöhnlich. Der Song beginnt leicht mit Akkustikgitarre und wird in der ersten Hälfte nur von sanftem Frauengesang getragen. Danach folgt ein Duett im Klargesang, der Song ist damit sowohl der ruhigste, als auch ein sehr melanonischer Abschluss des Albums, der hängen bleibt.

Abschließend kann man sagen, dass HALO ein durchaus großartiges und vielschichtiges Werk geworden ist. Es gibt viele versteckte Details die erst beim zweiten oder dritten Durchhören aktiv wahrgenommen werden. Die Details sind dann aber so durchdacht eingefügt und überraschen immer wieder aufs Neue. So schaffen die Finnen eine Abwechslung und bringen auch viele gegensätzliche Aspekte mit in das Album ohne ihre Trademarks zu vernachlässigen. Ein Meisterwerk der finnischen dunkelschwarzen Tonmanufaktur AMORPHIS.

Bewertung: 9 von 10.

Tracklist:

  1. Northwards 5:31
  2. On The Dark Waters 4:47
  3. The Moon 5:58
  4. Windmane 4:49
  5. A New Land 4:36
  6. When The Gods Came 4:56
  7. Seven Roads Come Together 5:38
  8. War 5:24
  9. Halo 4:40
  10. The Wolf 4:46
  11. My Name Is Night 4:43
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