Review: ASP – Endlich

Geschichten erzählen sich am besten mit Zeit

Die Gruppe um Frontmann und Sänger Alexander Spreng ist seit der Jahrtausendwende nicht mehr wegzudenken aus der schwarzen Szene. Seit Jahren begeistern ihre stimmungsvollen und wunderschön ausgearbeiteten Konzeptalben eine breite Fangemeinde. Umso schöner, dass wir nun, fast auf den Tag genau, zwei Jahre nach ihrem letzten Album „Kosmonautilus“, eine neue Platte der Gothicrocker aus Hessen in den Händen halten dürfen – und die hat es in sich!

Mit gewohnt mystischen und sanften Klängen im Intro „Bedenke gut“ nehmen uns ASP mit auf diese neue musikalische Reise. Die fast schon beruhigenden Töne der Geige entführen uns in eine vielversprechende, fremdartig und doch vertraute Welt. Sie werden im zweiten Song „Was Du Dir wünschst“ weitergesponnen, bekommen hier jedoch Gesellschaft von schnellen Gitarrenbeats und treibendem Schlagzeug, das ganze unterstützt von Alexanders eindringlichem Gesang.

Das von einer gedichtähnlichen Einleitung begonnene dritte Lied „Echo“ hinterlässt eine tiefe Melancholie und gleichzeitig lullen uns diese liebevollen Zeilen in eine warme Decke aus Zärtlichkeit und Mitgefühl. Natürlich muss diese Decke schleunigst weg, immerhin sollen wir uns nicht zu wohl fühlen und so wird sie im vierten Lied „The Eternal Stranger“ unsanft wieder von uns gerissen. Die englischen Lieder der Band sind und bleiben wohl ein Punkt, an dem sich die Geister ewig scheiden werden. In meinen Augen und Ohren reichen sie nie an die Eleganz und Intensität der deutschsprachigen Stücke der Musiker heran.

Überaus tanzbar geht es dafür danach weiter. In „Ziel“ wird die Reise der vorherigen Songs weitergeführt und es transportiert die Sehnsucht, von der gesungen wird weiterhin glaubhaft und eindringlich. Die spieluhrartige Musik am Anfang des 5. Songs „Seerosen von einst“ greift diese Sehnsucht und Melancholie auf, reißt uns mit harten Bass – und Gitarrensounds sogar noch tiefer in die Traurigkeit, die das vorherige Lied hinterlassen hat. Diese traurige fast schon verzweifelte Stimmung gipfelt im letzten Stück der ersten CD „Ausgewachsener Albdruck“. Diesen Druck spüren die Zuhörer und so wirkt es fast wie eine Erlösung, nach dem Lied aus dieser dicht gewobenen (Alb – ) Traumwelt entlassen zu werden, in der Hoffnung auf einen Sonnenstrahl im weiteren Verlauf der Geschichte.

Diesen liefert das erste Lied „Endlich“ auf CD2, wenn auch nicht so hell und wärmend wie erhofft. Wir befinden uns immer noch in einer düsteren Geschichte, das lassen uns die Musiker zu keiner Zeit vergessen. Im Gegenteil, sie scheinen Freude daran zu haben, uns immer tiefer in diese dunkle und hoffnungslose Welt zu entführen. Ein wenig Entspannung bringt erst das dritte Lied der zweiten CD „Spät“, wenn auch eher musikalisch als textlich. In Text kommt ASP hier wieder ein wenig zu seinen Anfängen, dem (schwarzen) Schmetterling, zurück. Weiterhin besteht die Hoffnung auf einen positiveren Ausgang der Geschichte, verwandelt sich ein Schmetterling doch im Laufe seines Lebens. Doch erneut wird unsere Hoffnung zunichte gemacht, gipfelt die Geschichte doch mit dem Lied „Raise some hell now“ in einer erneuten Kaskade von Dunkelheit und Verzweiflung. Aber immerhin können wir in der Hölle tanzen! Die musikalische Verschnaufpause kommt erst mit dem Song „Begleitung (Bedenke gut Instrumentalreprise)“, bei dem das Thema des Intros aufgenommen wird, welches uns wie ein roter Faden durch diese Geschichte leitet. Im anschließenden, die zweite CD beendenden Lied „Tor“ kommt endlich ein wenig Hoffnung auf ein Ende dieses schmerzhaften und langen Weges, den die Musiker hier aufzeigen.

Der neue Geschichtszyklus endet erstmal mit der zweiten CD und über die dritte soll an dieser Stelle nicht zu viel verraten werden, ist sie als Bonus CD gedacht.

Fazit

Geschichten erzählen sich am besten mit Zeit und die haben sich die Musiker auf diesem Album auch zu recht genommen. Selbst für die mittlerweile hohen Erwartungen, die an die Band nach all den Jahren gestellt werden, haben sie das neue Album souverän und düster wie selten gemeistert. Für meinen Geschmack wurde etwas zu tief in dieser düsteren Stimmung gebadet und hin und wieder hätte ich mir etwas mehr Licht gewünscht. Alles in allem ist die CD allerdings sehr gelungen und die Hörenden können erahnen, wie viel Arbeit hinter jedem einzelnen Lied steckt.

Ich vegebe 9 von 10 Sternen.

Tracklist:

CD1:

  1. Intro: Bedenke gut
  2. Was du dir wünschst
  3. Echo
  4. The Eternal Stranger
  5. Ziel
  6. Seerosenblüten von einst
  7. Ausgewachsener Albdruck (Fremde Träume III)

CD2:

  1. Endlich
  2. Ruine (FremdkörPerson, viertens)
  3. Spät
  4. Widmung
  5. Raise Some Hell Now!
  6. Begleitung (Bedenke gut Instrumentalreprise)
  7. Tor Tracklisting

CD3:

  1. Age Of The Hurricanes (Two Minds Collide feat. ASP)
  2. Seemansgarnknäuel (DELVA feat. ASP)
  3. Rooftop. Legs Yet Dangling. (Cassadi feat. ASP)
  4. Echo (Lord Of The Lost Version)
  5. Endlich (Single Edit)
  6. Raise Some Hell Now! (Single Edit)

So Corona uns lässt, können wir uns auf folgende Tourdaten freuen:

Tourdaten 2022:

30.03.2022 Wiesbaden – Schlachthof
31.03.2022 München – Backstage
01.04.2022 Dresden – Alter Schlachthof
02.04.2022 Stuttgart – Im Wizemann
03.04.2022 Goslar – Miner’s Rock
07.04.2022 Hannover – Pavillon
08.04.2022 Oberhausen – Turbinenhalle
09.04.2022 Köln – Carlswerk Victoria
21.04.2022 Berlin – Huxleys Neue Welt
22.04.2022 Saarbrücken – Garage
23.04.2022 Gotha – Stadthalle
29.04.2022 Hamburg – Markthalle
30.04.2022 Leipzig – Anker
Special Guest: LEICHTMATROSE

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