Review: RAGE – Resurrection Day
Dieser Tage hauen uns RAGE ihren mittlerweile 26. Longplayer um die Ohren. Inzwischen wieder zu einem Quartett angewachsen, soll nun also wieder Druck und Power durch die Boxen jagen. Wie wichtig es ist für eine Review Ruhe und Zeit zu haben, wurde mir bei diesem Output mal wieder so richtig bewusst. Und es lohnte sich zum Glück die Scheibe mehrfach durchlaufen zu lassen.
Der erste Durchlauf dieser Scheibe fiel tatsächlich mehr als enttäuschend aus. Das sollte RAGE sein? Meine RAGE, die mir vor 26 Jahren mit ‘Black In Mind’ den Kopf weggeblasen haben? Das konnte nicht sein. Also das ganze von vorn. Die Freundin zum Shoppen gejagt, die gute alte Stereoanlage hochgefahren, Kopfhörer auf die Lauscher und ‘Resurrection Day’ nochmal im Player rotieren lassen.
Gleich das orchestrale Intro erinnert mich an den großartigen Score der Gabriel Burns Hörspiele, die ich heute noch regelmäßig genieße. Das Peavy mit Orchestern grandioses zustande bringen kann, hat er mehr als eindrucksvoll bewiesen. Und bis heute ist niemand an den Output mit dem LINGUA MORTIS ORCHESTRA herangekommen.
Was dann folgt, ist RAGE, wie sie Anno 2021 nicht besser hätten klingen können. Bereits das Titelstück ‘Resurrection Day’ ist ein Nackenbrecher der Ragetypischen Sorte.
Die erste Single ‘Virginity’ startet thrashlastig und hält das Niveau konsequent bis zum Ende, immer wieder im Wechsel mit den eher melodiösen, verhaltenen Refrainparts. Dieses Zusammenspiel bringt Spaß und spätestens nach dem 2 oder dritten Mal hören sollte der Refrain auch aus voller Kehle mitgesungen werden können. ‘A New Land’, ‘Arrogance And Ignorance’ und ‘Man in Chains’ spielen mit diversen Szenetrademarks. Hier finden sich neben progressiven Anleihen auch, erfrischend neu für RAGE, Deathmetalmomente, die das Portfolio der Band bereichern und Live für den einen oder anderen Growlchor vor den Bühnen sorgen dürfte.
Dass man bei ‘Monetary Gods’ auf die Strophenmelodie von VISAGE’s ‘Fade To Grey’ trifft, hat für mich auch nach dem sechsten Durchlauf einen faden Beigeschmack.
Mit ‘Traveling Through Time’ könnten Peavy Wagner und seine Jungs in Kooperation mit BLIND GUARDIAN den würdigen Nachfolger des auf Eis gelegten DEMONS & WIZARDS Projekts von Hansi Kürsch und Mr. Schaffer bilden.
Die obligatorische Balade darf natürlich nicht fehlen, hier ‘Black Room’ betitelt.
Mit ‘Extinction Overkill’ schicken RAGE nochmal die Meute in den Pit und lassen hier kein Stein auf dem anderen.
RAGE liefern wiedermal gekonnt ab und beweisen einmal mehr, dass auf die Herner Verlass ist im Reigen der altgedienten Metalheroen, auch wenn man immer wieder denken könnte das Peavy mit den Gesangsparts hier und da stellenweise leicht überfordert klingt. Aber immerhin dürfen die Jungs demnächst auch ihren 40. Bandgeburtstag feiern und da muss auch ein Herr Wagner niemandem mehr etwas beweisen.
Die Produktion klingt im Grunde stimmig und kommt fett durch die Boxen, nur die Höhen hätten für mein Empfinden im Ganzen ein klein wenig heruntergeschraubt werden können.
Bewertung: 8,5 von 10 Punkten
Resurrection Day erscheint am 17.09.2021 über Steamhammer (Spv).
Tracklist:
01. Memento Vitae (Overture)
02. Resurrection Day
03. Virginity
04. A New Land
05. Arrogance And Ignorance
06. Man In Chains
07. The Age Of Reason
08. Monetary Gods
09. Mind Control
10. Traveling Through Time
11. Black Room
12. Extinction Overkill