Review: RISE AGAINST – “Nowhere Generation”
Ganze vier Jahre haben uns die systemkritischen Musiker von RISE AGAINST auf ihr neues Album „Nowhere Generation“ warten lassen – und diese Wartezeit hat sich mehr als nur gelohnt! Mit dem neuen Album wird deutlich, mit welcher Kraft die Musiker noch immer unterwegs sind – und für mich auch wieder einmal deutlich, warum ich sie schon immer gemocht habe! Gewohnt klar, anprangernd und kämpferisch präsentiert sich RISE AGAINST als Band einer Zeit, in der die Missstände in den USA kein Ende nehmen wollen: von der Wahl des Rechtspopulisten Donald Trump in das Amt des Präsidenten, den durch Polizisten verschuldeten, gewaltsamen Tod von George Floyd oder die Auslöser der #Metoo Bewegung. Es gibt genug, über das zu sprechen sich lohnt – und natürlich auch zu singen!
Viele Einflüsse des neuen Albums sind der Tochter von Sänger Tim McIlrath zu verdanken, sowie vielen Gesprächen mit Fans. So wurde den Musikern erneut deutlich, wie groß die soziale und ökonomische Schere zwischen den Generationen geworden ist und dass der amerikanische Traum für viele einfach nicht mehr funktioniert.
Widerstand und Auflehnung gegen die Herrschenden sind Pflicht wie Kür einer jeden Punkrockband. Dieser Pflicht kommen die vier Musiker bereits im erstem Lied ihres neuen Albums nach. „They have the power, we have the numbers“ singen sie im Refrain von „The numbers“ und deuten darauf hin, wie sehr sich die junge Generation der Amerikaner vom Versprechen des „American Dream“ verraten fühlt. Auch im Titelsong „Nowhere Generation“ erzählen sie von Problem einer ganzen Generation, die sich nicht gehört fühlt. Genau um den Umstand des „Nicht-gehört-Werdens“ geht es auch im dritten Song „Talking to ourselves“. Das Lied „Broken Dreams“ hingegen erzählt von den Dingen, die für den sogenannten Fortschritt geopfert werden.
Waren die bisherigen Lieder laut und treibend, wird es in „Forfeit“ leiser und sehnsuchtsvoller. Die Erinnerungen an den Schmerz einer Trennung können wohl alle nachvollziehen, die jemals eine erlebt haben, genauso wie das Versprechen, die geliebte Person nicht aufzugeben. Die aufeinander folgenden Songs „Monarch“ und „Sounds like“ sind voll mehr oder wenig versteckter Kritik am ehemaligen Präsidenten, ohne dabei konkret zu werden. Hier hätte es für mich durchaus direkter sein dürfen. Vielleicht ist aber tatsächlich Subtilität manchmal die erfolgreichere Strategie.
Das finale Lied „Rules of Play“ beschließt mit einem lauten Knall das neue Album und ist zugleich Selbstoffenbarung, Kampfansage und Aufschrei einer ganzen Generation.
Fazit: Der rebellische Teil in mir, der sich nach Veränderung in politischen Systemen sehnt, bekommt durch Sänger Tim McIlrath eine laute und deutliche Stimme. Deutlich wird auch, dass die Jungs aus Chicago nicht nur für sich selbst, sondern vor allem für zukünftige Generationen kämpfen. Die CD hat mich positiv überrascht und zeigt Oldschool – Punkrock von seiner schönsten Seite. Ein absolutes Muss für alle Fans des Genres!
Bewertung: 9/10
Tracklist:
- The Numbers
- Sudden Urge
- Nowhere Generation
- Talking To Ourselves
- Broken Dreams
- Forfeit
- Monarch
- Sounds Like
- Sooner or Later
- Middle Of A Dream
- Rules Of Play