Review: FIDDLER’S GREEN – 3 CHEERS FOR 30 YEARS

Nach 23 Alben, vier DVDs und 30 Jahren auf dem Buckel will man auch einfach nur mal feiern. Das macht FIDDLER’S GREEN nun mit dem aktuellen Album „3 CHEERS FOR 30 YEARS“ und einer Sammlung an alten Irish Folk Klassikern. Wie auch schon bei der Neuvertonung der Songs geht die Band neue Wege, so wurde das Album durch eine Crowdfunding Kampagne finanziert, verständlich da den sonst sehr aktiven Fiddler´s fast alle Konzerte in 2020 weggefallen sind, da hilft dann auch nur noch der Alkohol.

Zu diesem Anlass haben wir es uns nicht nehmen lassen nur eine Review zu schreiben sondern direkt das Doppelte:

Birger Treimer:

Die beworbenen Trademarks „Ehrlich und direkt, verspielt und brachial, verträumt und versoffen“ treten direkt beim Opener „Whiskey in the Jar“ zu, im Speed Folk Gewand räumt der Song gleich zu Beginn die Theke ab, betrunkene Gesangslinien der Barbewohner inbegriffen.  Nach der Menge Whiskey folgt die Ballade „Auld Lang Syne“, ok die Fiddler´s schaffen es tatsächlich den Song in eine fröhliche rotzige Speedfolkpunkrockversion umzuschreiben und uns damit einen perfekten Pogosong hinzuwerfen, die Version von den Toten Hosen kann hier einpacken. „The Galway Girl“ kommt für das Alter dann etwas aufgehübscht daher und ist ein entspanntes Stück für ruhige Bierrunden, zeitlos und dennoch in dem Soundgewand perfekt. „All For me Grog“ kommt dagegen wieder in einer beschleunigten und recht schnellen Version des alten Trinksongs daher und sorgt wieder für die totale Kneipeneskalation (also wenn diese offen hätten). Es bleibt auf den Schiffen und so folgt direkt darauf „Haul Away, Joe“ . Den alten eigentlichen Chantey Song hat die Band mit Folkrock untermalt, drei mal durch den Mixer gejagt und ein sehr ungewöhnlichen schnellen Chantey Song geschaffen.

 

Wie verpackt man am besten „The Wild Rover“, Fiddler´s jagen den Song jedenfalls mit schmutzigen Punk Rock durch die irischen Gassen, aber vergessen niemals das klassische „Klapp, Klapp“, verstörend. Wer diesen ewigen Ohrwurm erst einmal wegtrinken muss, kann sich zum Schunkeln dann mit der recht gut gewordenen Ballade „Wild Mountain Thyme“ wegschießen.
Wie hört es sich wohl an wenn man mit allen Freunden die das erste mal nach Corona wieder eine Bar stürmt, sicherlich so wie die Interpretation von „The Drunken Sailor“. An diesem Werk sangen folgende Musiker mit (in welchem Zustand ließ sich nicht ermitteln) Beginn: Albi von FIDDLER’s und dann folgen: Simon Erichsen (Mr. Hurley und die Pulveraffen), Patty Gurdy, Eric Fish (Subway To Sally), Sean Alex Richard (Bodh’aktan), Holly Loose (Letzte Instanz), Vito C. (J.B.O.), Denis Jelly (The Moorings), Brendan Walsh (The Led Farmers), Alea der Bescheidene (Saltatio Mortis), Fuchs (Die Apokalyptischen Reiter), Malte Hoyer (Versengold), O’Reilly (The O’Reillys and the Paddyheads), Chris Lennon (Mr. Irish Bastard), Gunnar Schröder (Dritte Wahl), Masha Mysmane (Exilia), Micha Rhein (In Extremo), Guido Domingo (Uncle Bard and the Dirty Bastards), Pinto (Ganaim), Sandro Schmid (Saint City Orchestra), Georgij Alexandrowitsch Makazaria (Russkaja), Thomas Lindner (Schandmaul), Robert Meyer (Tir Nan Og). Das Ganze natürlich beschleunigt auf 3:33 Minuten. Nachdem die ganze Truppe die Bar zerstört hat, bleibt uns nur noch in „Seven Drunken Nights“ nach Hause zu torkeln äh tanzen, auch dieser Song ist extrem gut gelungen und fegt alle dunklen Gedanken davon.

Selbst der eigentlich recht traurige Song „Molly Malone“ wird in einer derart positiven Art dargeboten, das man dazu perfekt auf den Tischen tanzen kann. Wie kann man der Folk Musik aber noch mehr Tribut zollen als mit „Greensleeves“, das alte englische Volkslied aus dem Mittelalter wird Harmonisch von Albi vorgetragen und überzeugt auf ganzer Linie.
Zum 30. Jährigen Jubiläum hatte ich tatsächlich nicht damit gerechnet eine so ungewöhnliche Mischung der Band serviert zu bekommen. Klar könnte man jetzt sagen sind ja nur „Cover“, da Fiddler´s Green aber schon sehr häufig irisches Liedgut gespielt haben, ist das eigentlich belanglos in der Bewertung. So zeigt die Band deutlich wo ihre Wurzeln liegen und können dies perfekt im neuen modernen Klangformat vortragen.

Bewertung: 8 von 10 Punkten

 

Rockasmurf:

11 Songs hält das Album parat, 11 Songs, die man im Grunde nicht weiter besprechen braucht, da sie eigentlich jedem Fan der Musik von der grünen Insel schon in Fleisch und Blut übergegangen sein müssten. Von “Whiskey In The Jar” und “The Galway Girl”, dem obligatorischen “The Wild Rover”, über “Molly Malone bis hin zu “Greensleeves” ist alles dabei, was Irishfolkliebhaber gerne hören. Selbstverständlich auch “Seven Drunken Nights” und “Auld Lang Syne”, welches einfach mit Backpipes eingespielt um Längen besser klingt als gesungen. Alle Stücke sind im typischen Stil und Sound der FIDDLER’S eingespielt. Und da liegt das Lamm in der Minzsoße, für ein Jubiläumsalbum mit dem Titel hätte man ein wenig mehr erwarten dürfen. Mehr Spielzeit, die mit knappen 36 min ziemlich kurz ist. Mehr Mut was die Songauswahl angeht. Und vor allem mehr Mut, was den Sound angeht, hat die Band doch auf ihren letzten beiden Scheiben hinreichend bewiesen, das sie gekonnt andere Weltmusikalische Einflüsse in ihren Sound mit einbinden können.
Einzig “The Drunken Sailor” ist hier aufgrund der schier endlosen Liste an Mitwirkenden Gastmusikern ein wirkliches Highlight dieses Silberlings. Mit dabei sind unter anderem: Thomas von Schandmaul, Eric Fish von Subway to Sally, Micha von In Extremo, Alea von Saltatio Mortis, natürlich aus Erlangen Vito von J.B.O., Gunnar Schröder von Dritte Wahl oder Malte von Versengold.

Fazit: Ein durchaus gelungenes Album, das eine absolut grandiose Soundwand bietet aber leider für ein Jubiläumsalbum zum 30jährigen ein wenig enttäuscht und den Eindruck hinterlässt, die Band hätte sich hier, warum auch immer, zurück gehalten.

Bewertung: 6 von 10 Punkten

Das Album erscheint am 04.12.2020. Das lässt sich natürlich am besten mit einer Releaseshow feiern. Dies kann aktuell natürlich nur Online stattfinden und wird am selben Tag um 20:00 Uhr live auf Facebook und Youtube gestreamt.

Tracklist:

01. Whiskey In The Jar
02. Auld Lang Syne
03. The Galway Girl
04. All For Me Grog
05. Haul Away, Joe
06. The Wild Rover
07. Wild Mountain Thyme
08. Drunken Sailor
09. Seven Drunken Nights
10. Molly Malone
11. Greensleeves

Band:

Ralf „Albi“ Albers – Vocals, Acoustic Guitar, Mandolin, Banjo
Pat Prziwara – Vocals, Acoustic u. Electric Guitars, Bouzouki, Mandolin
Tobias Heindl – Fiddle, Vocals
Stefan Klug – Accordion, Bodhrán
Rainer Schulz – Bass
Frank Jooss – Drums, Percussion

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