Review: LORD OF THE LOST – “Swan Songs III”

Wenn die dunklere Musikrichtung auf Klassik trifft, gibt es hier immer recht interessante Zusammenkünfte der verschiedenen Musikstile. Während es bei vielen Bands aber oftmals bei einzelnen Projekten und neuvertonten Songs bleibt, veröffentlicht LORD OF THE LOST nun mit SWAN SONGS III bereits das dritte Album aus der Klassikreihe.

Hierfür hat die Band 12 neue Songs einzig für die klassische Reihe geschrieben und mit dem The LORD OF THE LOST-Ensemble aufgenommen. Dazu beglückt uns die Band mit allerlei Versionen des Opus es, die Standartversion kommt noch recht schlicht mit den neuen 13 Songs + einer Sammlung ausgewählter neu vertonten Hits daher. In der Deluxe Version gibt es zu den Kern CDs noch eine Demosammlung der Lieder und das komplette Live Set der „10 Jahre LORD OF THE LOST Jubiläumsshow 2019“.

Ob es an der Verbindung der dunklen und tiefgründigen Texte mit dem klassischen Gewand liegt, oder an Chris Charms durchdringenden Gesang, bereits „A Splintered Mind“ berührt jede schwarze Zelle und reißt schnell mit. Kein Pogo, kein Moshpit dafür fetzt die Ballade „A One Tone Heart” mit Klavierparts, Gitarrenparty, epischen Gesangslinien und einem extrem tiefgehenden Text. 

Nach dem überzeugenden Einstieg wird es frostig, bei „Dying On the Moon“ verbindet sich Chris Harms mit der Sängerin Joy Frost um gemeinsam für so manche Gänsehaut zu sorgen. Besonders der einzigartige Gesang von Joy Frost drängt sich in die letzte Gehirnwindung der dunkelsten Seele, bei dem Gesang will man gerne irgendwann auf dem Mond sterben (aber nur auf der dunklen Seite).

Später auf dem Album findet sich der Song auch nochmal als reine Chris Harms Version.  „Zunja“ wirkt nach soviel Schwermut musikalisch schon fast als fröhlicher Aufheller und erzählt dennoch von dem Fall in die Hölle und verlorener Hoffnung.  „Unfeel“ wird dann wieder ein Song mit durchdringenden Klavierparts, tragischen düsterromantischen Gesangslinien und einer epischen tragenden Melodie, ein kleiner schwarzes Meisterwerk inmitten des Albums. „Deathless“ setzt hier noch einen drauf und entwickelt sich zur tragischen Sterbeversion von „Unfeel“, inklusive noch epischerer Melodie, noch mehr Tragik und noch mehr Düsterromantik, Ville Vallo kann einpacken. „Agabe“ kann mehrfach überzeugen, einmal durch den durchdringenden Text unterlegt mit dem Klavierspiel, aber als in der Mitte des Songs Kirchenorgeln mit einem Cello ihr Solo hinlegen ist der Song perfekt. „Hurt Again“ ist dann nun ein etwas brachialer Song, nach einem kurzen Intro legen hier die Cellos/Geigen im Hintergrund los und die Drums unterlegen Chris harten Tonfall, Bombast par excellence. „Amber“ dagegen ist eine anfangs recht ruhige Ballade mit ruhigem Klavierspiel und einem von Streichern unterlegtem brachialem Ende bei dem Chris noch einmal so manche Gesangskraft hervorzaubert. We Were Youngbefindet sich auch als doppelter Song auf dem Album, hier hat man sich den Hamburger Ü70 Heaven Can Wait Chor mit ins Boot geholt und so eine himmlisch äh höllische Ballade gezaubert.

Link zur Doku:

Auf der zweiten CD finden sich nun noch mit „Loreley“, „Morgana“, „Black Halo“, „In Silence“, „Seven Days Of Anavrin“, „My Heart Is Black“, „Letters To Home“ die noch fehlenden neu vertonten Hits von LORD OF THE LOST. Insbesonderes „Loreley“ und „Morgana“ haben mit dem klassischen Musikgewand eine enorme Wucht und überzeugen hier durch eine noch höhere Perfektion, der eh schon zeitlosen Songs. Aber auch die restlichen Songs können gnadenlos überzeugen und haben alle ihre kleinen epischen Details. Nach einem abreißenden „My Heart Is Black“ beendet die Band Swan Songs mit dem knapp 18min „Letters To Home“. Der Abschluss hat es aber in sich, der Song ist an sich schon ein Meisterwerk in der Originalfassung, todtraurig und dennoch wunderschön komponiert. Im ersten Abschnitt gehen die ruhigen Parts sehr tief, um dann im Mittelteil bombastisch nachzulegen, sich mit den tiefgründigen Parts wieder abzuwechseln und dann im bombastischen Orchestersturm ein würdiges Ende zu finden.

In jedem Song spürt man regelrecht die Liebe der Band zur Musik, hier wurde nicht nur ein Orchester aufgesetzt sondern fest integriert und perfekt mit der Musik von LORD OF THE LOST verbunden, eigentlich könnte man so auch in der Elbphilharmonie auftreten.

Bewertung: 9/10

Swan Songs III erscheint am 7.8.2020 bei Napalm Records

Tracklist:

CD 1:

  1. A Splintered Mind 4:44
  2. A One Ton Heart 3:50
  3. Dying On the Moon (feat. Joy Frost) 4:01
  4. Zunya 3:55
  5. Unfeel 3:29
  6. Deathless 4:43
  7. Agape 3:34
  8. Hurt Again 3:36
  9. Amber 4:33
  10. We Were Young (feat. HEAVEN CAN WAIT Chor) 4:14            
  11. Dying On The Moon (Joyless Version) 4:02
  12. We Were Young (feat. HEAVEN CAN WAIT Chor) 4:12

CD 2:

  1. Loreley (Swan Songs III Version) 3:44
  2. Morgana (Swan Songs III Version) 3:48
  3. Black Halo (Swan Songs III Version) 4:26
  4. Cut Me Out (Swan Songs III Version) 5:41
  5. In Silence (Swan Songs III Version) 3:53
  6. Seven Days Of Anavrin (Swan Songs III Version) 5:04
  7. My Heart Is Black (Swan Songs III Version) 5:38
  8. Letters To Home (Swan Songs III Version) 18:01
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