Review: WITT – Rübezahls Rückkehr

Jung und Alt, Chris Harms (40) und Joachim Witt (71) haben sich wieder zusammengefunden um den Nachfolger von Rübezahl (2018) herauszubringen. Als Rübezahls Rückkehr betitelt wurde das Album übers Crowdfunding finanziert und bietet uns ein neues Kapitel mit lauten Riffs, epischen Hymnen, grenzdebilen Texten und Joachims Witts durchdringende Stimme.

„Geist an das Licht“ ist als Opener zugleich düster, brachial und zeigt gleich wo Witts Gehstock hängt. Der extrem anklagende Song zeigt das das Böse im Menschen und die bittere Realität zu den heutigen Zeiten und hat nur eine deutliche Botschaft “BRINGT WIEDER FRIEDEN INS LAND, REICHT EUCH DIE BLUTENDE HAND, SCHICKT EUER FEINDBILD INS NICHTS, HOLT EUREN GEIST AN DAS LICHT!”.

Nach dem deutlichem Statement legt die Band mit „Kopfschwul“ einen Elektrolastigen Song vor und kann hier auch wieder mit Melodieführung und der textlichen Tiefgründigkeit punkten.  Wir wollen epische Hymnen und die bekommt wir auch mit „Die Rückkehr“, Streicher, Klavier und der Gesang von Witt gehen hier extrem tief und intensiv in die Gefühlsebene und bleiben einfach hängen. Während „Die Rückkehr“ der melanonischen und ruhige Punkt ist, muntert „Schmerzende Welt“ direkt schon wieder auf, zwar ist der Text hier auch wieder sehr tiefgründig und sozialkritisch, kann den Hörer aber durch die Melodien und Gesangsküste schnell wieder aufbauen. Der ebenfalls noch recht ruhige „Gib Mir den Himmel“ führt nun angenehm weiter und beschäftigt sich mit der Vergänglichkeit.

„Steinzeit“ dagegen ist wieder ein stampfender Song mit sägenden Gitarren, Chor, Streicher und immer wieder Witts durchdringende Stimme und Gesang, Musikalisch ein Meisterwerk. Joachim Witt erwähnte bereits das er in seinen jetzigen Projekten seine musikalische Heimat gefunden hat, mit „Ich bin immer noch hier“ setzt er dieser musikalischen schwarzen Heimat ein kleines Zeichen. 

„Wo blüht der Mohn“ ist ebenfalls wieder ein brachialer Witt Song, getrieben von der sozialkritischen Tiefgründigkeit prescht der Song voran. Es scheint als Joachim Witt in die Zukunft schauen konnte und die passenden Refrains zu den aktuellen Ereignissen geschrieben hat. Unterlegt von seiner mehrschichtigen Stimme in dem Song erreicht der Refrain schnell den Hörer.

In „Zora“ singt Witt im zweisprachigen Duett mit der bulgarischen Folkloresängerin Gergana Dimitrova und spricht sich deutlich gegen Krieg und für die Völkerverständigung aus, insbesondere die Gesangslinien von Gergana sind hier sehr interessant. „Rote Tränen“ geht dann wieder in den grenzdebilen Textbereich, der Refrain „Wut und Trauer ist meine Welt“ spricht wahrscheinlich direkt aus Witts Gefühlslage und ist eine epische Hymne zum Ende des Albums. „Windstille“ ist dann der fulminante und verstörende Abschlusssong des ganzen Werkes,  der dann noch mal in die tiefste dunkle Seele wandert.

Joachim Witts Projekt mit Rübezahl ist mir tatsächlich erst auf dem letztjährigen M‘era Luna Festival aufgefallen, damals waren wir recht geschockt von den verwirrten Ansagen, aber dem dennoch grandiosen Auftritt. Rübezahls Rückkehr ist eine noch perfektionierte Version des Projektes, böse, debil, melanonisch und sehr tiefgründig, die beiden Hauptmusiker schaffen hier ein wahrlich meisterhaftes musikalisches Werk für alle dunklen Seelen mit einer wahrhaftigen Überlegenheit von Joachim Witts Stimme. Rübezahl ist zurück.

Bewertung: 8/10

Tracklist:

  1. Geist An Das Licht 3:46
  2. Kopfschwul 3:47
  3. Die Rückkehr 4:55
  4. Schmerzende Welt 4:10
  5. Gib Mir Den Himmel  4:54
  6. Steinzeit  5:00
  7. Ich Bin Immer Noch Hier 4:09
  8. Wo Blüht Der Mohn 4:45
  9. Zora 5:53
  10. Rote Tränen 4:40
  11. Windstille 4:42
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