Review: XOTOX – Gestern

XOTOX, das „Rhythm’n’Noise-” Imprint des Paderborners Andreas Davids hat mit “Gestern” eine Doppel-CD mit jeder Menge Remixen und Bonustracks auf den Markt gebracht. Der Sound ist gemacht für die Clubs dieser Welt und wird selbige auch garantiert erobern, sobald diese ihre Geschäftstätigkeit wieder aufnehmen. Man produziert hier Musik für die Beine – auf mehr kommt es gar nicht an.

Der erste Durchgang läuft. Es ist im Grunde guter alter Techno, auf den ersten Blick guter alter Detroit Techno, jedoch immer wieder neu gemischt nach ganz eigener XOTOX-Rezeptur: Hier etwas Noise, da ein schöner Breakbeat, dazwischen ein Fetzen Melodie und gerne mal ein Vocal-Sample. Das Ergebnis ist immer treibend, fordernd und latent verstörend. Es gibt keine ausgeklügelten, wohl formulierten Lyrics –  nur Beats + Noise + Samples + X. So etwas funktioniert in Szene-Diskotheken ebenso gut, wie in Underground-Clubs aller Couleur.

Die Single “Ufo” hat dabei schon einiges vorweggenommen: Kurzfassung: „Bass, Beats  & No Melody“. Diverse parallele Bass & Beat- Läufe in unterschiedlich tiefen Frequenzen sorgen für einen Stresstest an den Boxen und sorgen sicher für den ein oder anderen Erdbebenalarm. Der höhere Bassline Style erinnert an Techno der ganz frühen 90er, dazu tieffrequente Double Beat-Sequenzen und ein heftiger Beat, der schon tief im Subbass-Bereich liegt. Da werden wirklich keine Gefangenen gemacht. “Zeitgeist Baby” dürfte in seiner minimalistischen Form eine Freude für jeden DJ sein. Bei “Sorgenkind” erweckt die Hook den Eindruck, eine beklemmende Ballade zu sein, allerdings deuten schnelle Double- & Breakbeats in eine ganz andere Richtung. Erinnert sehr an manch eine HardTekk-Produktion und würde auch in jedem „Bratzekeller“ problemlos funktionieren. Alarmsirenen, tieffrequenter Basslauf, beklemmende Atmosphäre, heavy Beat, ebenfalls sehr hypnotisierend gibt es bei “Welt-Alarm”. Da träumt man sofort von einem dunklen, feuchten Club mit wabernden Lasern und blitzenden Stroboskopen. Das Motto von “Fck you very much” könnte lauten: “XOTOX against linear Beats!” – ganz langsame Mischung von Geräuschen, leicht melodiös, überwiegend Multibeats, die das Tempo gefühlt vervierfachen – definitiv  nichts für schwache Nerven. “Zu tief” klingt wie der Soundtrack zu einem Gruselfilm, zumindest theoretisch. Praktisch scheint der Komponist den Film während eines Drogentrips geschaut zu haben – herausgekommen ist ein hypnotischer Beats’n’Noise Track. 1/7 des Tracks allein fürs Intro zu verwenden, muss man sich auch erst mal trauen! XOTOX machts bei “Horizontalverschiebung” auch hier wieder: Minimalistc Rhythm’n’Noise.

Auf der zweiten CD gibt es  dann sechs Remixe von “UFO” – interpretiert von unter Anderem: ES23, SHIV-R, Krischan Wesenberg etc., dazu weitere Remixe und Versionen von „Wir haben die Wirklichkeit zerstört“, „Zeitstation Bermuda“, „Die neue Normalität“ und „Fck You Very Much“. Allesamt lassen ihren eigenen Stil massiv in Originale einfließen, was allein hier für ein großes Spektrum an unterschiedlicher Auslegung der Themen sorgt. Hier rappelt es dann endgültig im Karton.

Fazit:

Eine hohe Platzierung in den DAC scheint garantiert, wenngleich dies auch nicht 100%ig sicher ist, da ja dank Covid-19 kein Clubbetrieb stattfinden kann und DJs im „Homeoffice“ vielleicht auch ein etwas gemäßigteres Abstimmungsverhalten aufweisen. Dieses Album ist ein Zwitter: Zwar absolut nicht massentauglich, aber auch nicht auf die kleine Sparte der „Freaks“ begrenzt. Uns werden zukünftig garantiert in Clubs und Discotheken dieser Welt, ungeachtet von „Dark Scene“ und „Hedonistic Scene“, etliche Songs dieses Releases begegnen. Es ist aber kein vollwertiges Album, sondern eine Sammlung von DJ Tools. Fans des Genres werden das sicher anders sehen. Die massive Wirkung dieses Albums ist aber etwas zuviel des Guten.

Bewertung: 6,5 von 10

“Gestern” erscheint am 08.05. bei Infacted Recordings

Cynthia Theisinger

#metalyoshi :P Du kannst frei sein - nur für dich - lass alles los du brauchst es nicht. Ich höre: Da blicke selbst ich nicht mehr durch Oo - von Melo-Death über Metalcore über Punk bis hin zu EBM und übelstem Industrial (hauptsache es scheppert ordentlich^^) eigentlich alles...

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