Review: DAYS N DAZE – Show Me The Blueprints

Forward, to the roots!

Beim Namen Fat Wreck Chords denkt man wohl zuvorderst an amerikanischen Punkrock und Hardcore, an Namen wie NOFX, RISE AGAINST, ANTI-FLAG und viele andere. Nun kommt aber auf diesem Label mit DAYS N DAZE eine Band daher, die auf ihrem neuen Album “Show Me The Blueprints” vollkommen auf elektrische Verstärkung verzichtet. Zeit, alle Vorerwartungen über Bord zu werfen und sich auf 11 Tracks einzustimmen, die trotz fehlender Elektrifizierung alles andere als leise daherkommen.

DAYS N DAZE bieten in Zeiten immer stärkerer Verplastikung – merkbar selbst bei originär und ideologisch solcher Entwicklung eigentlich entgegengesetzt ausgerichteten Bands – sowohl Entschleunigung als auch Destillation von Grundwerten, wobei vor allem Selbstreflexion eine hervorgehobene Rolle spielt, wie gleich im Opener “Flurry Rush” dargestellt. Thematisch befassen sich die 11 Songs zwischen allzu menschlichen Schwächen wie Sucht (Jesse Sendejas beispielsweise geht nach 14 durchzechten Bandjahren nun erstmalig nüchtern durchs Leben) auch mit Gedanken rund um Liebe, Liebeskummer, Besessenheiten und sogar Tod (“Fast Track”, “Show Me The Blueprint”, “Goodbye Lulu Pt.2”) oder auch einfach nur der (US)-Tagespolitik (“None Exempt”).

Musikalisch findet sich all dies eingebettet in eine auf Punkrock-Attitüde getrimmte Version urwüchsiger amerikanischer Folklore, geleitet von Westerngitarre, Banjo, Waschbrett, gelegentlicher Trompete und einem Querschnitt improvisierter Instrumente wie z.B. ein wunderbar dröhniger Zuber-Bass. Von den Musikern sehr treffend “Thrashgrass” betitelt, wühlen und spielen Arrangements und Songstrukturen tiefstens in der Americana- und eben auch Bluegrass-Kiste um aus den gerade passendsten Bausteinen eine eigenständige und wahlweise südstaatenverandasonnenuntergangs- oder kneipenschlägereisoundtracktaugliche Klangkulisse zu zimmern.

Fazit:

Überraschend, irgendwie ganz anders als erwartet und dabei doch sofort zugänglich schaffen DAYS N DAZE direkt greifbare, zum Nachdenken bei einem guten Glas [hier Erfrischungsgetränk nach persönlicher Präferenz einfügen] anregende Songs mit hohem Intimitätsfaktor, die Konventionen den Mittelfinger zeigen und intim auf den Zuhörer wirken. Gerade in Zeiten von Social Distancing und der abgesagten Festivalsaison 2020 wäre man hier noch lieber mittendrin statt nur dabei!

Bewertung: 8/10

DAYS N DAZE sind:
Jesse Sendejas (Vocals/Guitar)
Whitney Flynn (Vocals/Trumpet)
Meagan Melancon (Washboard)Übers: –> Waschbrett
Geoff Bell (Gutbucket) Übers:–> Waschwannenbass (https://de.wikipedia.org/wiki/Waschwannenbass)