Review: MINUSHEART. – “The Dark Side Of The Sun”
Nach dem 2018er Restart Album „Traps and Treasures“ wird die wechselvolle Geschichte von MINUSHEART. nun mit „The Dark Side Of The Sun“ weiter geschrieben. 2007 von Jörg Sauer (Diver) und Ralf Bender (Benden) gegründet, hat dieses Projekt einiges durch machen müssen. Benden verließ die Band 2011 nach längerer Krankheit und Diver ist in dem Personalkarussell seither die einzige Konstante. Nun also ein neues Album, dann wollen wir es uns doch mal anschauen, bzw. anhören.
MINUSHEART. – „The Dark Side Of The Sun“
Das Album enthält 10 Titel, die „soziale Krankheiten, die Naivität der Menschheit und das Übermenschliche umreißen, ohne dabei auf Sarkasmus und Ironie zu verzichten“ (Promotiontext). Und ja, das trifft es ganz gut. Die Lyrics sind messerscharf, hintergründig, teils mit einer guten Portion Sarkasmus versehen und werden von Diver mit einer unvergleichlichen Punk- Attitüde in die Welt geshoutet.
Das ist auch schon ein interessantes Merkmal: man könnte die Vocals so auch gut in rotzigen Punk Brechern verwenden. Dieser Stil ist schon sehr bemerkenswert. Und es geht auch immer um die Aussagen, die Musik ist letztlich nur das Vehikel, die Aussagen zum Denkapparat des Hörers zu transportieren. Ablenkung durch tanzen etc ist nicht vorgesehen, darf aber natürlich dennoch passieren.
Es gibt keine geraden Beats, die Arrangements sind oft verschachtelt und vertrackt, keine zuckersüße Melodie, die einen betören will.
Der Stil ist gezeichnet von vielen experimentellen Eingriffen. Das Grundkorsett kann man getrost als Industrial Pop bezeichnen, dieses wird aber immer in wechselnden Anteilen von Electro Rock, Punk, EBM und fast schon avantgardistischen Soundeskapaden heftigst durchgerüttelt. Wer typischen amerikanischen Industrial, gerne aus der Dekade der 90er des letzten Jahrtausends mag, wird auch hieran Freude haben. Werden weichere Synthpop- Strömungen oft als „Weiberelectro“ beschimpft, so muss man den Stil von MINUSHEART. ganz klar als „Männermusik“ bezeichnen. Etwas versöhnlich klingt da lediglich der letzte Titel, der etwas mehr den Pop durchblitzen lässt, ohne das soundtechnische Konzept des Albums zu verraten.
Was dem Rezensenten auffällt: „The Dark Side Of The Sun“ klingt sehr kantig. Manches wirkt, wie nicht zu Ende gedacht, manches, als hätte man sich nicht recht getraut, die Handbremse zu lösen. Die schwere Industrial- Gitarre wird oft zu vorsichtig wie ein Sample platziert, da wünschte man sich mehr Mut, die mit Vollgas durchzuziehen, was die Tracks zwar sicher noch aggressiver, aber eben auch energetischer machen würde. Der Stil im Gesamtpaket ist zwar recht einzigartig und wiedererkennbar, für ein Industrial- Rock- Band aber zu brav und verkrampft. Der Schreiber dieser Zeilen ertappt sich dabei, wie er die dargebotenen Soundstränge im Kopf beim Hören einfach weiter spinnt zu einem bombastischen Soundteppich. Hätte er gerne so gehört,so aber bleibt er etwas ratlos zurück…
Fazit:
Definitiv keine „Music for the masses“. MINUSHEART. – „The Dark Side of The Sun“ ist sehr speziell und Zielgruppenorientiert. Wichtig: unbedingt laut hören! Hier wird nicht gekuschelt, hier geht es in die Vollen! Und übt ordentlich die Texte, denn (hoffentlich) bald steht die Band auf der Bühne und Diver will ganz sicher den wütenden Chor vor der Bühne hören!
5/10
Info
Interpret: Minusheart.
Titel: The Dark Side Of The Sun
Format: CD / Album
EAN: 4260101575425
Katalog Nr.: EZ20C3000
Genre: Electro/ Industrial
Label: Echozone
Vertrieb: BOB-MEDIA (World), Rock Inc. (Benelux)
Veröffentlichung: 24.04.2020 (Pre-Order bereits möglich)
Quellen: überall, wo es CDs gibt und natürlich in den diversen Digital Shops, zum beispiel hier: echozone.bandcamp.com
Tracklist:
01 Psycho Holiday
02 They Shout
03 By The Light
04 Truth For My Truth
05 The Atom Love
06 Trip On Me
07 In My Roots
08 Warm Machines
09 Ice Burns
10 This Goodbye
MINUSHEART. sind
Diver (voc)
Chriss Rey (git)
Robert Lee (E-Drums)
Thomas Martiné (Synth)