SUMMER BREEZE 2024 – Joy, fun and seasons in the sun – DONNERSTAG

Tag zwei des Summer Breeze Open Airs dämmerte herauf. So langsam fühlten wir uns angekommen und der Weg zum eigenen Zelt war nach zwei, dreimal gehen auch eingespeichert. Die Duschen auf dem Breeze sind übrigens vorzüglich, das muss hier einmal lobend erwähnt werden! Einzelkabinen, immer heißes Wasser und ein genügend abgetrennter Vorraum, um die Klamotten zwischenzulagern. Ein frischer Start in den Tag war so stets möglich. Vorbei die Zeiten, als man noch vier, fünf Festivaltage mit nur einem Outfit und duschlos verbracht hat, und sich dabei auch noch cool vorkam. Man wird älter, reifer und empfindsamer.

Die Main Stage eröffnen durften CRYPTA, DYNAZTY und THE BABOON SHOW. Besonders die cryptischen Damen aus Brasilien riefen viel Interesse hervor. Sie präsentierten einen schönen Querschnitt durch ihr aktuelles Album “Shades Of Sorrow”. Von diesen Shades gibt es deutlich mehr als 50 und die Band präsentierte einige davon auf laute und wütende Weise. Nicht weniger energiegeladen ging es auch bei den Schweden von THE BABOON SHOW zu. Der moderne Punkrock der Band ist alles andere als unpolitisch und spart nicht an eindeutigen Botschaften. “Punk is not dead” wird bei THE BABOON SHOW mit Leben gefüllt. Wer früh auf den Beinen war, wurde auch vor der Wera Tool Rebel-Stage nicht enttäuscht. HAMMERFALL hatten zum Glück ein bisschen was stehengelassen, sehr zur Freude von IGNEA. Die aktuelle Musik der Band wurde durch den Ausbruch des Krieges in ihrem Heimatland, der Ukraine, deutlich beeinflusst. Auch wenn ihre Texte auch vorher schon düster und von eindeutiger Positionierung geprägt waren, dem aktuellen Album “Dreams Of Lands Unseen” hört man die Traurigkeit, Wut und Ohnmacht auf jeden Fall an. Melodischer Death Metal wird hier praktisch noch einmal neu empfunden. Schwere Kost für ein mittagliches Konzert, aber es bringt ja nichts, die Augen vor der grausamen Ralität zu verschließen. Es ist wichtig, dass die ukrainische Metalszene nach wie vor präsent bleibt auf unseren Festivals!

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Fotos: Patrick Burkhardt

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Fotos: Patrick Burkhardt

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Fotos: Patrick Burkhardt

Auch einige Stunden später bekamen wir wieder ein heißes Eisen aus der ukrainischen Metal-Schmiede präsentiert. JINJER haben sich ihren Status als ultimative Botschafter für den harten, osteuropäischen Metal mehr als verdient. Aus der mittlerweile weitgehend von Russland annektierten Region Donezk stammend, musste die Truppe um Tatiana Shmayluk direkt vor den Auswirkungen des Krieges fliehen. Aber diese traumatische Erfahrung hat JINJER zum Glück nicht verstummen lassen! Mit ihrer ganz eigenen Mischung aus Prog, Groove und Core-Elementen begeistert diese Band mittlerweile viele Menschen. Auch auf dem Summer Breeze konnten sie sich auf ein randvoll gefülltes Publikum verlassen, das Hits wie “Pisces” oder “I Speak Astronomy” begeistert mitsang. Aber auch die frisch veröffentlichte, neue Single “Someone’s Daughter” fand gute Resonanz.

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Fotos: Patrick Burkhardt

Auf der Mission, möglichst viele Eindrücke einzufangen, statteten wir natürlich auch der T-Stage zwischendurch Besuche ab. Hier konnte man am Donnerstag ein sehr weites Spektrum an Bands anschauen. ABORTED aus Belgien versorgten die hungrige Menge mit härtestem Grindcore und hatten mit “Vault Of Horrors” ein neues Album mit reichlich neuen Songs im Gepäck. Sehr viel manierlicher empfingen die Shootingstars von BLIND CHANNEL aus Finnland die Menge. Die durch den Eurovision Song Contest 2021 bekannt geworden Finnen haben bewiesen, dass sie keine Eintagsfliegen bzw. “Päivänkorentos” sind. Falls es im Bereich des Nu Metals überhaupt noch Nachwuchs gibt, dann haben sich BLIND CHANNEL in dieser langsam austrocknenden Nische sehr breit gemacht. Auf der aktuellen “Exit Emotions”-Tour machten sie auch Halt auf dem Summer Breeze und begeisterten die Fans. “Sieben Tage lang” wurde kurzerhand zur deutschen Nationalhymne erklärt. Nun gut, kein Widerspruch, das taugt! Die große Vielfalt im Booking unterstreicht den Anspruch des Breeze, möglichst vielen verschiedenen Metalheads eine Heimat zu bieten.

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Fotos: Patrick Burkhardt

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Fotos: Patrick Burkhardt

Der Anbruch des Abends gehörte ganz den Verrückten von MADBALL. Die Amerikaner lösten ordentlich Bewegung in Form von Crowdsurfern aus und beschallten das ganze Infield mit ihrem kompromisslosen Hardcore. Auch die mittlerweile auf Grillstufe gestiegenen Temperaturen konnten nichts daran ändern, dass sich ein wahrer Mahlstrom an Bewegungswütigen vor der T-Stage bildete. Aber immerhin, das Sinken des glühenden “Madballs” am Himmel war nun nicht mehr fern.

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Fotos: Patrick Burkhardt

“Blödel-Barden” ist ein ganz und gar dämliches Wort, das nur um der Alliteration Willen überhaupt ersonnen wurde und mit dem wahlweise KNORKATOR, GRAILKNIGHTS oder aber J.B.O. “geschmückt” werden. Dabei steckt hier deutlich mehr dahinter. Der “Planet Pink” hatte wieder einmal die furchtlose Truppe ausgespieen, die nunmehr die Main Stage regelrecht abfackelte und mit ihrem verrückten “Fun Metal” das brodelnde Publikum überflutete. Die Fans der Franken hatte man schon den ganzen Tag leicht erkennbar über das Gelände stapfen sehen und nun wurde der inhärente Wahnsinn mittels Songs wie “Gänseblümchen”, “Geh mer halt zu Slayer” und “Verteidiger des Blödsinns” kaltgestartet. Holy Shit! Gut, dass es endlich etwas kühler wurde, denn den letzten Schweiß brauchte man bei diesem fulminanten Auftritt vollkommen auf.

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Fotos: Patrick Burkhardt

Die kurzfristige Absage der EVIL INVADERS rief als Ersatz GREEN LUNG auf den Plan. Ich muss zugeben, dass die Briten mir persönlich nicht bekannt waren, aber vielen anderen BesucherInnen dafür umso mehr, wie die begeisterten Reaktionen im Netz zeigten. Es ist nie leicht, die enttäuschten Fans nach einer Absage wieder zu versöhnen, aber nachdem man die eigenwillige Stoner-/Doom-Show von GREEN LUNG gesehen hatte, konnten wohl die meisten Anwesenden der Einschätzung zustimmen, dass das Breeze hier ein glückliches Händchen hatte.

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Fotos: Patrick Burkhardt

Den Rest der Nacht verbrachten wir mit freiem Parken vor der Main Stage. BEHEMOTH schoss die erste Headliner-Rakete in den Dinkelsbühler Nachthimmel. Das Album “Opvs Contra Natvram” hat in den letzten Jahren sicherlich schon einige Umdrehungen auf den Plattentellern der Republik hinter sich. Mit “Once Upon A Pale Horse” gehörte der Opener zu den heißen MItsing-Kandidaten. Kein Aufwärmen also für das Publikum, sondern gleich volles Roäääää! Das Intro verbrachte Fronter Nergal komplett hinter einem großen aufgespannten Tuch. Man sah also nur seine Silhouette. Netter Effekt! Aber zum Glück fiel das Laken dann alsbald und gab den Blick auf die Polen frei. “Sing with us, Deutschland!”, kam die klare Ansage vom Fronter. Schon früh im Set flammte Feuer auf der Bühne auf und tauchte die Musiker in unwirklichen Schein. Eine Ansage belustigte die Menge ganz besonders: “Dear Summer Breeze, this year marks the 35th anniversary of BEHEMOTH. So we’ve officially outnumbered Jesus fuckin’ Christ”. Die Erlöserfigur des Christentums wurde, wenn man nach der reichlich dünnen “Quellenlage” geht, im Alter von etwa 33 Jahren gekreuzigt. Punkt für BEHEMOTH! “Cursed Angel Of Doom” unterstrich die unheilige Power, mit der die Band jegliche Christenmythen in der Luft zerriss. Auch der Song “Christians To The Lions” bedurfte keiner weiteren Erklärung. Zwischendurch gab es natürlich auch wieder den bewährten Kostümwechsel mit der kreuzübersäten Mitra, die Nergals Schädel krönte. “One more to go?”, fragte er die begeisterte Menge, die sich natürlich einverstanden erklärte. “How about 2,3, 7?”. Man merkte schnell: Hier war noch längst nicht alles Pulver verschossen. “Oh Father Oh Satan Oh Sun” stellte dann aber den tatsächlichen Schlusspunkt des fulminanten Sets dar. Schade!

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Fotos: Patrick Burkhardt

Atempausen gab es beim Finale nur wenige. Mit ARCHITECTS hatte das Summer Breeze eine der größten, zeitgenössischen Metalcore-Bands verpflichtet, um das Festival-Jubiläum gebührend zu feiern. Wer die englischen Superstars kennt, weiß, dass hier gandenlose Kracher auf’s Tapet kommen. “We are ARCHITECTS and it’s a fuckin’ pleasure to headline this festival”, zeigte sich Sänger Samuel Carter bescheiden. “Are you having a good time so far? I had a fuckin’ panic attack when I saw so many people here”, scherzte er. Offenbar haben auch Headliner noch ordentlich Respekt vor einem Auftritt vor rappelvollem Breeze-Infield. Sehr sympathisch! Mit “Seeing Red” und “Giving Blood” ging es von Anfang an kräftig zur Sache. “Everyone of you supporting us, that’s just… Without you we wouldn’t stand on this stage”, zeigte sich Carter weiter emotional. Das Crowdsurfer-Aufkommen nahm in der Mitte des Sets unterdessen dermaßen zu, dass es geradezu nach einem neuen Rekord schrie. Die Grabenschlampen gaben alles und schafften es irgendwie trotz der Trauben von Suurfern, alle rechtzeitig aus der Luft zu pflücken und in die Graben-Kelter zu schmeißen, um den ARCHITECTS einen vorzüglichen Jahrgang 2024 einzuschenken. Nach “Meteor” (und dieser schlug flammend in den Herzen der Anwesenden ein), verlangte der Fronter ganze sechs Circle Pits (“one in every section”). Da ich mich strategisch gut hinter dem Cocktail-Stand aufgebaut hatte, konnte ich allerdings Ungeheuerliches beobachten: Neben den sechs offiziell genehmigten und vom Bauamt abgenommenen Circle Pits bildeten einige Outlaws spontan einen illegalen, siebten Pit. Etwa zwölf Rebellen schlossen sich dem frivolen Treiben an. Leider waren die “Schlampen” zu weit entfernt und noch immer mit der rigorosen Weinernte beschäftigt, weshalb die Gesetzlosen unbehelligt ihre eher ellipsoid anmutenden Amateur-Kreise ziehen konnten. Für so etwas habe ich kein Verständnis! Die ARCHITECTS gaben jetzt bei der Zugabe noch einmal alles und schossen “Nihilist” und “Animals” als Reserve in die Menge, bevor sie mit Pauken und Trompeten als unangefochtene Sieger vom Platz gehen konnten.

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Fotos: Patrick Burkhardt

Nachschlag gefälligst? Es gab noch ein paar letzte Pfeile im Nachtköcher des Summer Breeze zu erhaschen, auch wenn sich nach den ARCHITECTS nicht mehr jeder auf den Beinen halten konnte. Wer noch Reserven mobilisieren konnte, bekam aber auch noch zwei Hochkaräter serviert. Mit DARK TRANQUILLITY gab es zunächst Melodic Death der feinsten Sorte. Dass die Schweden so spät spielten, war nicht nur ihren finsteren Seelen geschuldet, die nur im Mondlicht aufgeladen werden konnten, sondern auch dem sehr passend gelegten Release-Day der neuen Scheibe “Endtime Signals” (Review gefälligst? Hier entlang: LINK)
Um Mitternacht erschien also die lang erwartete neue Platte. Vorher spielte die Band ältere Klassiker wie “The Wonders At Your Feet” und “Lost To Apathy”. Zwischendurch erschien immer wieder eine Sanduhr auf der Leinwand und deutete die verbliebene Zeit bis zum Release Day an. Als es dann endlich Mitternacht war, wechselte das Set zu “Endtime Signal”-Songs und damit war auch die gleichnamige Tour offiziell gestartet worden. Wer aufblieb, konnte also praktisch das perfekte Set aus alten und neuen Songs erhaschen. Das Publikum nahm das neue Material euphorisch auf und bekam als Belohnung am Ende natürlich noch “Misery’s Crown” serviert.

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Fotos: Patrick Burkhardt

Mittlerweile war es 01:00 Uhr nachts und wer jetzt noch immer nicht schlief, gehörte eindeutig zum harten Kern. Aber die Band EXODUS stellte auch diese Hartgesottenen noch auf eine Geduldsprobe, denn das Set begann mit ordentlicher Verspätung. Aber gut, es war eine warme Sommernacht, also wieso nicht warten, trinken und das Gefühl, am Leben zu sein, genießen? Mit Live-Musik geht es aber noch deutlich besser. Die Thrash-Veteranen setzten einen deutlichen Schlusspunkt unter diesen zweiten Summer-Breeze-Tag und verabschiedeten alle ins Bett oder auf den Campsite Circus.
Das Gleiche machten NACHTBLUT auf der T-Stage. Die Dark Metaller passen wunderbar zu einem Nachtkonzert, schließlich besteht die Band ausschließlich aus Kreaturen der Nacht, allen voran Fronter Askeroth. Die “Schlaflieder” vor der zweiten Bühne hörten auf Namen wie “Amok” oder “Gegen die Götter”. Unruhige Träume garantiert!

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Fotos: Patrick Burkhardt

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Fotos: Patrick Burkhardt
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