20 Jahre Versengold – 3 tolle Stunden

Hier ein paar persönliche Worte des Autors vorweg: Eigentlich hatte ich gar nicht geplant, zum Jubiläum von VERSENGOLD zu fahren. Ich habe das ein bisschen aus den Augen verloren und habe dann kurz vor knapp keine Karte mehr bekommen. Ich bin nur für eine andere Autorin eingesprungen.
Aber boy oh boy. Hätte ich eine Party verpasst! Was für ein legendärer Abend! Danke Nina, dass du mir das hier ermöglicht hast.

Gestartet ist der Abend mit einem tollen Warmup durch die Streicherinnen von EKLIPSE, die ein bisschen an APOCALYPTICA erinnerten (aber definitiv mit mehr Feuer). Die Band hat auch VERSENGOLD später mehrfach begleitet und das war definitiv eine Bereicherung für den Abend. Klasse.

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Fotos: Rattchen

Das eigentliche Konzert startete mit einer Bildershow der Vergangenheit der Band, während das Intro von „Niemals sang- und klanglos“ bereits auf das Konzert vorbereitete. Die Band weiß wirklich, wie sie es schafft, flächendeckende Gänsehaut beim Publikum zu erzeugen. Und was für eine Stimmung das war! Die mit über 10.000 (sic!) Fans ausverkaufte Barcleys Arena summte bereits mit, als der große Vorhang fiel und die Band endlich da war. Das Setup war das für die Band typische mit allen Bandmitgliedern gleichberechtigt in der ersten Reihe, nur Schlagzeuger Sean saß diesmal noch weiter erhöht als sonst auf einem Podest, das später noch für Gastmusiker Platz machen sollte. Bereits beim ersten Lied war das Publikum unglaublich textsicher. Etwas, das sich durch das komplette Konzert ziehen würde und für diverse Gänsehautmomente sorgte. Weiter ging es mit „Verliebt in eine Insel“ und spätestens hier brachen alle Partydämme. Es wurde getanzt, mitgesungen, und man merkte auch der Band an, wie viel Spaß ihnen das alles einfach hier macht.
Im Anschluss an das Lied hielt Leadsänger Malte Hoyer eine längere Rede zum 20-jährigen Jubiläum der Band. Er ging auf die Anfänge der Band ein und schlug einen weiten Bogen bis hin zur Gegenwart. Er grüßte anwesende Freunde und Familie und er bereitete uns schon auf die diversen Gastmusiker*innen vor, die uns auf der Bühne begrüßen würden. Und etwas, was nicht in Vergessenheit geraten sollte: Es war nicht nur der Tag des Bandjubiläums, sondern auch der Tag nach einer Albumveröffentlichung. Und so ging es gleich weiter mit dem ersten neuen Song „Glimmer und Gloria“, der laut Malte auch gerade für das Jubiläum geschrieben wurde. Die Single von „Glimmer und Gloria“ ist gerade mal zwei Monate auf dem Markt, aber offenbar schon tief in den Köpfen der Fans verankert. Das Publikum war hier nicht weniger textsicher als bei älteren Songs und hier muss man einfach mal Respekt zollen. So ein Auditorium haben wirklich nur wenige Bands. Zusätzlich zum Lied gab es auch noch ein Feuerwerk aus goldenen Schnipseln, die auf die Menge herabregneten.
An dieser Stelle mal ein großes Lob an die Special Effects. Das habe ich bei einem Folk-Konzert so noch nicht erlebt und da dürfen sich andere Bands gerne eine Scheibe abschneiden. Pyrotechnik, künstlicher Schnee und Glitter. Unfassbar!

Nun war dann auch Zeit für die ersten Gastmusiker. Ralf „Albi“ Albers und Tobias Heindl von FIDDLERS GREEN betraten die Bühne und gaben zusammen mit VERSENGOLD „Der Tag, an dem die Götter sich betranken“ zum Besten. Und was für ein guter Auftritt das war! Tobias Heindl wurde von VERSENGOLD-Geiger Alexander Willms nicht zu unrecht als bester Geiger der Szene bezeichnet und Ralf Albers’ Gesang ist natürlich immer eine Besonderheit, auch wenn er sich dieses mal zugegeben nicht durch besondere Textsicherheit ausgezeichnet hat, und bei einem eigentlichen Solopart Unterstützung durch Malte Hoyer benötigte. Aber darüber kann man ob des ansonsten sehr gelungenen Auftritts natürlich hinwegsehen. Weiter ging es mit DEM Gänsehautmoment des gesamten Konzerts: In der Anmoderation zum Lied „Lautes Gedenken“ sprach Malte von bereits verstorbenen Wegbegleitern. Freunden, Familienmitgliedern, Fans, die es nicht mehr zum heutigen Konzert geschafft haben. Während des Liedes lief eine Bildershow mit Bildern der Verstorbenen und es floss definitiv die eine oder andere Träne im Publikum. Wie bitte kann eine Band es so gut schaffen von fröhlichen zu traurigen, zu nachdenklichen, zu gesellschaftskritischen Momenten zu kommen ohne, dass sich das wie ein Bruch anfühlt? Dann wurde es nostalgisch. Die Band spielte das einzige Lied aus ihrer „alten“ Zeit, also bevor Sean Lang und Eike Otten in die Band gekommen waren, was einen deutlichen Stilbruch zu den früheren Liedern darstellte. Das “Räuberlied” „Wem? Uns!“ schallte durch den Raum und auch hier zeigte das Publikum, dass es die Band bereits sehr lange verfolgte, denn die Antwort „Uns!“ der Fans auf die Frage „Wem?“ von Malte schallte bereits beim ersten Mal nahezu ohrenbetäubend laut durch die Arena (hier ein kleiner Gruß an die HSV-Fans, die parallel ihren Verein gewinnen sahen. Wenn ihr euch fragt, wie es sein kann, dass nebenan noch lauter gefeiert wurde als bei euch… hier habt ihr die Antwort). Danach ging es weiter mit „Hey Hanna“, mittlerweile ein Klassiker, der sich über die Tatsache lustig macht, dass Malte, naja… nicht unbedingt der beste Tänzer ist. Aber über weitere Details schweigen wir hier freundschaftlich. Als nächstes wurde ein neues Lied gespielt und zwar „Sally O‘Brian“, ein Weihnachtslied der neuen Platte, wobei hier Hannes, der Sänger von KISSIN’ DYNAMITE mit auf der Bühne stand und hier einen tollen Auftritt lieferte. Im Anschluss wurde es mystisch, als Annie Hurdy Gurdy die Bühne betrat und „Eis und Asche“ gemeinsam mit Malte auf die Bühne brachte. Natürlich besonders passend, wenn man bedenkt, dass Annie bereits den originalen Song eingesungen hat, aber live natürlich noch mal besonders beeindruckend. Zu diesem Lied standen auch die Streicherinnen von Eklipse wieder auf der Bühne.

Weiter ging es mit einigen Stücken im Publikum, einer Tradition, die VERSENGOLD auf jedem Konzert durchzieht und die trotzdem immer wieder für angenehme Abwechslung sorgt. Und natürlich bleibt bei „Haut mir kein’ Stein“ auch kein Auge trocken. Direkt danach spielte die Band das „Thekenmädchen“, also den mit Abstand erfolgreichsten Song der Band (16 Millionen Streams bei Spotify!) und hierbei kam es zu der spaßigsten Aktion des Abends: Während andere Bands manchmal einen Ballon ins Publikum schlagen und man anderen Fans maximal zugucken kann, wie sie den Ball durch die Gegend schlagen, wurden hier sicherlich 100 oder mehr große Ballons ins Publikum geworfen. Zwischendurch fühlte man sich ein bisschen wie bei einem Flipper mit 10 Extrabällen. Es war Chaos pur. Aber was hatten wir für einen Spaß! Als nächstes wurde „Wenn sie tanzt“ gespielt, was von einem Funkenregen vom oberen Teil der Bühne begleitet wurde, um dann zum nächsten Gänsehautmoment überzuleiten. Malte ergriff das Mikrofon und hielt eine mehrere Minuten lange Rede gegen den aufkommenden Faschismus, gegen Rassismus, Menschenfeindlichkeit und für die Demokratie. Und er erwähnte klar die AfD als Feindin der Demokratie und dass wir uns alle dagegen stemmen müssen. So ein deutliches Statement hört man selten und es tut einfach extrem gut, wie klar die Jungs sich da positioniert haben. Und natürlich war das eine klasse Einleitung zu „Braune Pfeifen“, aber den Song nimmt man der Band nochmal mehr ab, nachdem man diese Reden gehört hat. Was dann auch zum letzten großen Höhepunkt des Konzerts überleitete. Auf einmal war Mr. Hurley von den PULVERAFFEN im Publikum und gab „Ich und ein Fass voller Wein“ mit zum besten. Während des Liedes wurde er von der Menge im Plastikboot zur Bühne rüber getragen. Und wer wartete da auf ihn? VERSENGOLD? Ja, auch. Aber auch ein Teil von KNASTERBART, der dann ein Medley von bekannten Stücken der PULVERAFFEN und KNASTERBART zum Besten gab. Und eine weitere wichtige Ankündigung: 2024 wird es ein KNASTERBART-Konzert geben. Mehr Infos ließen die Jungs aber nicht aus sich rauslocken. Nach „Kobold im Kopf“ gab es dann schon die Zugabe und mit „Die letzte Runde“ und „Butter bei die Fische“ endete dann auch das Konzert, fast drei Stunden nachdem es angefangen hatte. Mit einem zufriedenen Lächeln ging es nach Hause. Ein Abend, an den ich mich noch sehr lange erinnern kann.

Danke VERSENGOLD!

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Fotos: Rattchen
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