Review: KÄRBHOLZ “Barrikaden”
Kaum zu glauben, aber die Ruppichterrother Vollgas-Rocker von KÄRBHOLZ sehen schon auf zwei Jahrzehnte Bandgeschichte zurück und krönen diese runde Jubiläum nun mit ihren elften Studioalbum „Barrikaden“. Wer denkt, dass die Jungs nun etwas gesetzter daher kommen, ist völlig auf dem Holzweg. Denn mit dem neuen Output beweist das Quartett, das zur Speerspitze der Deutschrockszene gehört, dass sie längst nicht zum alten Eisen gehören, denn das das Eisen des neuen Album wurde in gewohnter Manier im heißen Feuer der Antikonformität geschmiedet. Als Brennholz und Zündstoff dienten Erfahrungen aus allen Lebenslagen, die unverblümt vertextet kein Blatt vor den Mund nehmen.
Schon der Opener ‚Barrikaden‘ geht direkt und ohne Kompromisse voll auf die zwölf und spricht wohl vielen aus der Seele, die dem Otto-Normalverbraucher-Regelwerk gesellschaftlicher Normen nicht viel abgewinnen können.
Wer schon einmal das Vergnügen hatte, die sympathischen Jungs live auf der Bühne zu erleben, könnte meinen, dass die stets gutgelaunten Herren mit dem Dauergrinsen liebe Kuschelbären seien. Aber weit gefehlt, denn mit ‚Raubtier‘ wird klargestellt, was tief im Inneren in ihnen schlummert. Mit sogenannte Freunden, die sich so entwickelt haben, dass man mit ihnen am besten abschließt, rechnet ‚Gar nichts‘ ab.
Aber nicht nur mit ehemaligen Weggefährten, auch mit sich selbst wird abgerechnet. ‚Eins gegen Eins‘ lässt klar werden, dass besser wissen, nicht mit besser machen gleichzusetzen ist. Etwas melancholischer kommt ‚Der Zug‘ daher. Denn das Leben wird oft als Zugreise dargestellt, mit vielen Bahnhöfen und Passagieren, die ein und aussteigen. Eine Geschichte, die schon oft gelesen, aber selten so schön vertont wurde. „Ohne Deckung“ gehts weiter voran, weiter Vollgas und eigentlich genau das wofür KÄRBHOLZ seit Jahren stehen und sich präsentieren. Live wird dieser Song wohl nicht nur für freudig erhobene Mittelfinger sorgen, sondern auch für viele blaue Flecken im unvermeidlichen Pogo-Pit!
Wie lockere aber faszinierende Begegnungen unverbindlich ablaufen können, wird mit ‚Zu dir oder zu mir‘ behandelt. Dass solche Abende und Abenteuer zum Leben dazu gehören, ist klar, aber was auf Dauer wirklich bewegt und zählt ist das was uns alle antreibt und bewegt – die gute alte Liebe! Mit ‚Gib mir deine Hand‘ beschließt ein rockiges Liebeslied das neue Album, das mit knapp 50 Minuten nicht enttäuscht und für gute Laune sorgt!
Tracklist:
1. Barrikaden
2. Raubtier
3. Unter Ferner Liefen
4. Gar Nichts
5. Eins Gegen Eins
6. Der Zug
7. Mut Gegen Perspektive
8. Ohne Deckung
9. Ja Zum Leben
10. Zu Dir Oder Zu Mir
11. Gib Mir Deine Hand
Rockende 8,3 / 9 Punkten gehen raus nach Hinterwald!
Hörprobe gefällig?