Review: KAMELOT – The Awakening

Bereits einige Jahre sind ins Land gezogen (genau genommen fünf an der Zahl) seit KAMELOTs letztem Studio-Album „The Shadow Theory“. Nach dessen Release und dem Ende der zugehörigen Welt-Tournee war es eher ruhig um die Symphonic- bzw. Power-Metal Gruppe geworden, nun aber sind sie zurück und präsentieren uns mit „The Awakening“, dem inzwischen 13. Studioalbum, ihre musikalische „Wiederauferstehung“.

Ursprünglich stammt die von Gitarrist Thomas Youngblood gegründete Band aus Florida, nach so einigen Besatzungswechseln ist die Gruppe heutzutage aber eher multikulturell besetzt. Ebenfalls aus den Staaten stammt Bassist Sean Tibbets, Keyboarder Oliver Palotai und Schlagzeuger Alex Landenburg kommen aus Deutschland, während es sich bei Sänger Tommy Karevik um einen inzwischen in Kanada lebenden Schweden handelt. Eine durchaus bunte Mischung also. Um den Mix noch etwas bunter zu gestalten, haben KAMELOT sich für „The Awakening“ wie üblich zudem mehrere Gäste mit ins Boot geholt – namentlich die Cellistin Tina Guo, Simone Simons (EPICA) und Melissa Bonny (z.B. AD INFINITUM) sowie den Violinisten Florian Janoske (VERSENGOLD). Für Produktion und Mastering des Albums waren Sascha Paeth (z.B. AVANTASIA) und Jacob Hansen (z.B. AMARANTHE) verantwortlich.

So, jetzt reicht‘s aber auch erstmal mit den trockenen Fakten, alle anschnallen und bereit machen, wir legen ab! Los geht es mit dem instrumentalen Opener „Overture“, ein düster-atmosphärischer Track, welcher an einen Soundtrack erinnert und zunehmend an Spannung aufbaut, nur um zum Ende hin dann doch ganz leise auszuklingen. Alles andere als leise folgt „The Great Divide“, eine temporeiche Nummer mit viel Schlagzeug-Wumms und einer für KAMELOT geradezu untypisch fröhlich anmutenden Melodie. Der Refrain bleibt direkt im Gehörgang kleben und hat definitiv Mitsing-Potenzial. Zu viel Zeit für Ausbrüche der Euphorie soll es aber nicht geben, denn mit „Eventide“ geht es direkt im Anschluss melancholisch weiter. Der Song befasst sich mit dem Abschied von einem geliebten Menschen, dem damit einhergehenden Schmerz aber auch mit dem Licht der Hoffnung in dieser schweren Zeit. Musikalisch kommt dieses Wechselbad der Gefühle durchaus gut zur Geltung und das Stück hinterlässt beim Hören eine bitter-süße Note. Thematisch ebenfalls von Schmerz und Hoffnung geprägt ist „One More Flag In The Ground“. Jedoch wirkt diese Nummer im Gegensatz zum Vorgänger weniger melancholisch, sondern viel mehr eindringlich und energetisch. Wenig überraschend, wenn man bedenkt, dass Karevik und Konsorten mit diesem Track Krankheiten, egal ob körperlicher oder mentaler Art, den Kampf ansagen. Die Schlacht-Hymne ist im Übrigen auch die erste Single-Auskopplung des Albums gewesen und dürfte dem ein oder anderen wohlinformierten Hörer daher bereits geläufig sein.

 

Auch „Opus Of The Night (Ghost Requiem)“ wurde bereits im Vorab als Single veröffentlicht und erinnert nicht nur vom Titel, sondern auch vom Klang an „Ghost Opera“. Das ineinander verwobene Cello-Gitarren-Solo von Tina Guo und Thomas Youngblood fügt dem Track eine interessante Komponente hinzu, hätte für meinen Geschmack aber gerne etwas länger sein dürfen. Auch auf dem nächsten Stück, „Midsummer’s Eve“, ist Tina Guos Cellospiel zu hören, jedoch legen wir nach so vielen temporeichen Tracks hier erst einmal eine kleine Pause zum Durchatmen ein. Die recht minimalistisch gehaltene Ballade kommt sehr verträumt daher und wird vor allem von Kareviks Gesang getragen, welcher uns leise aber gefühlvoll durch den Mittsommerabend leitet. Tina Guo sowie Florian Janoske dürfen ihr Können am Saiteninstrument der Wahl demonstrieren und zur Bridge hin wagen wir uns kurz in eher keltisch klingendes Territorium. Der nächste akustische Ausflug in ferne Gefilde erwartet uns direkt im Anschluss beim orientalisch anmutenden „Bloodmoon“. Ein wenig erinnert mich der Track an MYRATH, welche passenderweise auf der aktuell stattfindenden Europa-Tour ja auch als Support Act mit dabei sind. „NightSky“ orientiert sich dann wieder am klassischen KAMELOT-Sound und überzeugt vor allem mit einem catchy Refrain, geht aber im Vergleich zu den vorangegangenen Titeln bei mir ein wenig unter und kann (zumindest beim ersten Hören) keinen nachhaltigen Eindruck hinterlassen.

Beim pianolastigen „The Looking Glass“ ergeht es mir ähnlich, jedoch kann mich hier das Solo etwas mehr abholen. Auf „New Babylon“ schließlich haben wir den obligatorischen Gastbeitrag einer growlenden Dame, welcher hier von Melissa Bonny überliefert wird. Das Intro und der Refrain sind von choralen Gesängen geprägt, welche an die Symphonic-Metal-Kollegen von EPICA erinnern (eine nicht allzu weit hergeholte Assoziation, leistete doch niemand geringeres als Simone Simons höchstpersönlich gesangliche Unterstützung bei diesem Song). Mit „Willow“ gibt es schließlich die zweite Ballade des Albums zu hören – im Gegensatz zu „Midsummer’s Eve“ ist diese aber etwas metallischer gestaltet. Das große Finale bildet schließlich „My Pantheon (Forevermore)“. Sanft-seichte Passagen wechseln sich ab mit harten Riffs und reichlich Double Bass. Auch Tommy Karevik legt zum krönenden Abschluss beim Gesang noch einmal eine Schippe Intensität drauf. Einer der abwechslungsreicheren und härteren Tracks des Albums und definitiv ein Anspiel-Tipp. „Ephemera“ schließlich bildet das instrumentale Outro und beendet das Album auf ähnliche Manier wie „Overture“ es einleitete.

Fazit:

Haben sich die fünf Jahre Wartezeit für dieses Album gelohnt? Im Großen und Ganzen lautet meine Antwort hierauf: JA! All die für KAMELOT typischen symphonischen Elemente sind da, nehmen sich aber insgesamt etwas mehr zurück im Vergleich mit den Vorgänger-Alben. „The Awakening“ verzichtet größtenteils auf unnötiges Geschnörkel und legt mehr Fokus auf den Power-Metal-Aspekt der Band, verliert jedoch gleichzeitig nie den eigenen „Trademark-Sound“ aus den Augen. Schlechte Songs sucht man auf dem Album vergeblich, der ein oder andere Track mochte mir jedoch auch nach mehrmaligem Hören nicht so 100% im Gedächtnis bleiben. Insgesamt haben wir es aber mit einer überaus soliden Platte zu tun, welche KAMELOT-Fans wohl keinesfalls enttäuschen dürfte. Bei mir wird sie auf jeden Fall noch das ein oder andere Mal laufen.

Bewertung: 8 / 10

Tracklist:

  1. Overture (Intro)
  2. The Great Divide
  3. Eventide
  4. One More Flag In the Ground
  5. Opus Of The Night (Ghost Requiem) (feat. Tina Guo)
  6. Midsummer’s Eve (feat. Tina Guo & Florian Janoske)
  7. Bloodmoon
  8. NightSky
  9. The Looking Glass
  10. New Babylon (feat. Simone Simons & Melissa Bonny)
  11. Willow
  12. My Pantheon (Forevermore)

Ephemera (Outro)

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