PERLENTAUCHER: NEON SPACE MEN, oder: Fünf Zentimeter stechen!

Boah Ey, nee, sooooo kann ich nicht arbeiten!
Das hier sollte ein üblicher PERLENTAUCHER Beitrag werden, der Euch neue und/ oder (unserer Meinung nach) zu Unrecht unbekanntere Acts vorstellt. Aber dann bekomme ich hier auf meine Fragen von der Band NEON SPACE MEN ganz krude Antworten zurück!
Achtung, setzt euch lieber hin, folgendes Zitat wird euch die Beine wegziehen…:

…und als ich bei der Mutter eines Mädchens im Kindergarten […] die Blockflöte kennen- und lieben gelernt hatte, hat mich Musik und auch das Musizieren komplett gehabt.

Ist das nicht furchtbar, unsympathisch und furchtbar unsympathisch?! …und dann noch 5 Zentimeter!1!11!!
Chefin, Feierabend für heute, den Schock muss ich erst einmal bei ein paar Flaschen alkoholfreiem Gin verdauen! (Der Autor verließ wutschnaubend die Redaktion. Durch vereinte Klassenkloppe konnten wir ihn aber zur friedvollen Weiterarbeit überreden; Anmerkung der Redaktionsleitung)
Ja, ist ja gut, ich mach ja schon.

Also, hier und heute wollen wir euch die NEON SPACE MEN vorstellen

Ziemlich abgehoben, oder? Neon, Weltraum(?) und Männer im Label zusammen gewürfelt…
Was?! Ja, ich bleibe brav, Chefin!

Neon Space Men live am 4. Februar 2023 in der SUB Hannover
Live in der SUB Hannover
(c) Cynthia Theisinger

Okay, nach der schrägen Einleitung, die euch ein deutliches Bild vom verqueren Humorverständnis des Autoren zeigt, kommen wir nun zum Ernst der Lage. Keine Sorge, dröge wird dieser Artikel nicht werden, wir sind schließlich ein nur fast seriöses Magazin.
Wir haben Spaß an unserem Job und wollen, das ihr unsere Schmierereien auch gerne lest.
Dennoch möchten wir den Künstlern natürlich den gebührenden Respekt entgegen bringen und nichts ins Lächerliche ziehen.
Und eine Band wie die NEON SPACE MEN hat es verdient, das wir uns ernsthaft mit ihr beschäftigen. Als Argument nutze ich hier gleich mal ein weiteres Zitat:

Popstar-Karrieren mit 50. Das wäre die Überschrift, wenn wir mit NEON SPACE MEN 2023 die Charts stürmen.

Die vorgenannten Zitate stammen von JOCHEN und OLIVER, zusammen schon mal zwei Drittel der NSM. Fehlt eigentlich nur noch Name Nummer drei und wir sind komplett. Also, UWE, dein Auftritt und natürlich direkt mit einem Zitat:

Für mich steht der „Neon Space“ als Metapher für die 80er. Das für uns prägende Jahrzehnt.

So, alle Mann an Bord, Marschrichtung klar, dann können wir jetzt in die Materie eintauchen.

In the Beginning

Unsere drei Protagonisten kennen sich schon ewig und haben auch nicht erst jetzt aus lauter Langeweile mit dem Musik machen angefangen, weil sie sich eventuell das Cabrio oder die Harley nicht leisten können.
Nein, die Jungs machen tatsächlich schon ganz lange Musik. Das vorgenannte Zitat von JOCHEN zeigt in Verbindung mit OLIVERs Zitat, das wir hier einiges zum Nachlesen anbieten können. Welche Anekdoten und Haken diese lange Reise bis zu den heutigen NEON SPACE MEN bot, bekommt ihr nachfolgend auf die Augen.
Parallel könnt ihr hier in die, zugegebener Maßen noch recht kleine, Spotify Playlist der Band ein Ohr halten.

JOCHEN war also schon in der KiTa musikalisch aktiv und machte bereits mit 16 Jahren ernsthaft selbst Musik. OLIVER und UWE haben bereits vor über 30 Jahren zusammen musiziert.
Geeint hat alle die Liebe zu der Musik, mit der sie groß wurden und welche mit UWEs Zitat bereits gut zusammengefasst wurde.
Die Herren mochten also überwiegend synthetischen Pop der Achtziger, wie er unter anderem von DEPECHE MODE, FRONT 242, YAZOO, THE HUMAN LEAGUE, ERASURE, VISAGE, KRAFTWERK, BRONSKI BEAT, PET SHOP BOYS und PETER SCHILLING geboten wurde. Aber auch ABBA, JOACHIM WITT, DÖF, NIK KERSHAW, NINA HAGEN, PRINCE wurden genannt. Also von NDW über New Romantic und New Wave zu großen Pop Hymnen und abseitigerem dunklen Nischenkrach.
In den Neunzigern kamen dann auch BJÖRK, RADIOHEAD, PORTISHEAD, NITZER EBB, S.P.O.C.K., WOLFSHEIM, ELEGANT MACHINERY, DEINE LAKAIEN und PROJECT PITCHFORK dazu.
Ihr seht, bis hierhin kaum wirklich auffällig. Viele Ältere unter euch werden eine ähnlich lautende Liste runterbeten können.

Der Unterschied zu den meisten von uns: die Jungs haben das zum Anlass genommen, selbst solche Musik zu produzieren.
Mitte der Achtziger fing also Jochen an, elektronische Sounds zusammen zu schrauben und war an mehreren Projekten beteiligt. Sein bisher erfolgreichster Beitrag war die Band DEAF NUTS, die es mit einem P.I.L. Cover sogar in die Rotation auf VIVA und zu einem Major Deal brachten. Das von BMG gekaufte Album erblickte dann allerdings nie das Licht der Welt. In den frühen 2000ern studierte JOCHEN dann Tontechnik und unterrichtete dieses danach selbst. Da trat dann OLIVER in sein Leben, der als „Schüler“ einen seiner Kurse belegte.
UWE und OLIVER kannten sich, wie bereits erwähnt, schon lange davor. Zusammen haben sie bereits in den frühen 90ern Songs gebastelt: OLIVER an der Technik (die Instrumentals), UWE entwickelte Lyrics und Gesangsmelodien. Mit einem weiteren Mitstreiter betrieben sie das Projekt DEVICE CONTROL, bei dem AXEL MACHENS von PLACEBO EFFECT seine Finger mit im Spiel hatte.  Etwas später konnte man dann die Ergebnisse dieser Kollaboration live bestaunen, wenn man Konzerte von SMITH & YOOVE besuchte. Allerdings war das nicht die Zeit für diese Art der Musik. Die beiden machten nämlich SynthPop und jener war Ende der schrillen Ninetees ziemlich out. Somit beendete das Duo seine Bestrebungen, Pop Stars zu werden und stürzte sich in das, was man allgemein normales Leben nennt, die Wege trennten sich also. Irgendwann begann OLIVER mit dem Sammeln analoger Synths wie beispielsweise dem YAMAHA DX-7, den JUNO 106 von ROLAND und dem MMOG VOYAGER, dazu Geräte wie der ROLAND TR 707. 2011 kreuzte sein Weg auch wieder den von UWE und man machte zusammen etwas Musik.

Neon rulez! NSM beim Live Debüt in der SUBKULTUR Hannover am 4. Februar 2023
Neon rulez! NSM live im Februar 2023
(c) Cynthia Theisinger

OLIVER belegte dann 2014 den oben erwähnten Kurs bei JOCHEN, zu dem sofort eine große Sympathie entstand, da beide auf dem gleichen Level vom synthetischen Sound der Achtziger besessen waren. OLIVER nennt JOCHEN „ein wandelndes Synthsizer- Musikproduktions- Lexikon“, da es vermutlich nichts gibt, was er nicht zu dem Thema sagen könnte.
Zur Gründung der NSM lasse ich dann wieder die Band selbst sprechen. OLIVER:

Warum ich erst 2021 die zündende Idee hatte, mit Jochen als Sänger und Produzent und Uwe als richtig gutem Songschreiber und „Band-Homie von früher“ zusammen Musik zu machen, weiß ich nicht. Vielleicht, weil nach Familiengründung, Windeln und Baby-Schiss endliche wieder Zeit war? Wahrscheinlich! Jochen und Uwe kannten sich bei der ersten Aufnahme von unserem Song „Seeds of love“ noch nicht mal persönlich. „Seeds of love“ hatten Uwe und ich 1998 bereits aufgenommen und Jochen hat dem Song die 25 Jahre alte Patina weggehobelt und mit seiner Produktion richtig Bums verpasst. Als das Ergebnis fertig war, waren wir alle ziemlich begeistert. Der Funke war übergesprungen und ein Brand entfacht. Spätesten mit unserem Song „Follow me“ war dann jeder involviert. Uwe hat dem Song, der ursprünglich 1999 entstand, einen neuen Chorus verpasst und spätestens seit diesem Song arbeiten wir als Band, in der jeder seine Stärken hat und einbringt. Mittlerweile kennen wir uns auch alle drei persönlich 😊. Jochen wohnt seit einigen Jahren nicht mehr in Leipzig, sondern wieder in der Nähe von Stuttgart. Da ist es dann eher die Video-Konferenz, als das gemeinsame Band-Proberaum-Erlebnis, dass uns verbindet. Aber irgendwie passt das ja auch super zur elektronischen Musik. Vince Clarke und Martin Gore haben 2011 mit VCMG ja auch was ähnliches hingekriegt: Nach mehreren Jahrzehnten fanden die beiden Depeche Mode-Gründer musikalisch wieder zusammen und nahmen ein ganzes Album auf, ohne sich dabei auch nur einmal in Persona zu treffen… das ging auch nur über Video-Calls und dem Versand von Musik-Files über das Internet. Was die beiden können, dass schaffen die NEON SPACE MEN auch.

UWE ergänzend dazu:

Oliver hat den Großteil der Story ja erzählt. Ergänzend kann man sagen, dass wir uns als Freunde natürlich nie aus den Augen verloren haben, sondern immer auch Kontakt hatten und uns getroffen haben. Ich habe für mich eigene analoge Synthesizer gekauft und weiter Demos für die Schublade geschrieben. Der Neuanfang 2021 hat sich dann am Anfang auch etwas in die Länge gezogen, bis es dann richtig geglüht hat 😉. Mit sehr viel Songmaterial aus mehreren Jahrzehnten von drei Musikern hat man ein fettes Polster und die Qual der Wahl. „Seeds of Love“ ist im Grunde fast unverändert in Struktur und Text und nur vom Sound her neu aufpoliert. Damit ging es dann los. Der Songs war eigentlich immer als erste Single im Gespräch. Ist es dann aber doch nicht geworden…
Er ist auch etwas komplizierter im Choruspart mit wesentlich mehr Text.

NEON SPACE MEN

Nun sind sie also geboren, die NEON SPACE MEN und befinden sich quasi noch im Windelalter. Ü50 Babies…. 
Die Geschichte zur Namensfindung erspare ich euch hier mal, aber glaubt mir, es klingt interessant. Vielleicht komme ich darauf noch einmal zurück, wenn wir die Band in der weiteren Zukunft wieder hier behandeln. Also Jungs, ich hab euch an den …… fünf Zentimetern, ha ha!
Und folgendes Zitat macht dann auch JOCHEN nach dem Blockflöten- Eklat wieder deutlich sympathischer:

Ich bin der, der in der Jugend den Strickpullover mit Blockstreifen in Neonfarben in der Kleinstadt trug 🙂 Und STAR TREK, CAPTAIN FUTURE, ALIEN… sind wir nicht alle lost in space?

Wir hören also gerade Material, welches in den Basics teils deutlich über zwanzig Jahre alt ist. Bei guten Songs ist das bekanntlich kein Makel. Sie sind jetzt auch nach allen Regeln der Kunst und nach dem Stand der Technik aufpoliert, gepimpt und geradezu bombastisch produziert worden. Wir bekommen also die klassischen Synth Sounds der golden 80s zusammen mit dem in diesen Jahrzehnt verwurzelten Songwriting in einem soundtechnisch hochmodernen Gewand.
Das dieses Rezept stimmig ist, dürften 35 Tausend Streams innerhalb von nur zwei Monaten nach Release der Single „Follow Me“ eindrücklich beweisen.
Klar, der Klang der Achtziger erlebt gerade einen Hype ohne Gleichen, dennoch erkennen eben auch die Konsumenten – also auch ihr, liebe Leser*Innen – gute Musik und bestimmen selbstbewusst ihre Favoriten im Angebot der Gengres. Und so ein Hype hilft der Band tatsächlich nur bedingt, denn schließlich muss sie sich in einer gerade absolut überbordenden Fülle an Angeboten durchsetzen. Dies scheint bereits mit dem Debüt sehr gelungen.
Also Kinder: ran an die Blockflöten, es kann tatsächlich zu Großem führen!

Status Quo

Die Band hat einen Achtungserfolg  beim Band Contest des SONIC SEDUCER erkämpft, ruhen sich darauf aber nicht aus. Am 04. Februar feierte das NSM Trio sein Live- Debüt als Support der Kult Formation NEUROTICFISH in der ebenso kultigen SUBKULTUR HANNOVER (lest hier dazu unser SPOTLIGHT). Damit wurde das Jahr 2023 furios eingeläutet. Die Männer des Neonfarben leuchtenden Raumes sind etwas im Stress gerade. Denn parallel zu den Arbeiten an weiteren Singles und EPs, die dieses Jahr noch folgen sollen, sowie der Produktion des für den Herbst diesen Jahres geplanten Albums, drängt es die Jungs auf die Bühnen der Republik.

NEON SPACE MEN Live Debüt in Hannover
(c) Cynthia Theisinger

Große und planungsintensive Projekte, die die Herren aber am liebsten sofort umsetzen möchten, denn sie sind so richtig auf Touren gekommen. Laut UWE laufen Verhandlungen mit Veranstaltern und Venues auf Hochtouren. Zu den geplanten Outputs ergänzend kündigt er folgendes an:

Unsere nächste Single wird „Twisted Mind“ heißen und steht bereits in den Startlöchern. Diese ist noch tanzbarer als „Follow Me“ und wird auch weitere Remixe beinhalten, die zurzeit in Arbeit sind. Ein Video wird es dazu natürlich auch geben. Wir haben da den April 2023 im Blick.
Wir werden 2023 weitere Singles und EPs veröffentlichen und auch weitere Coverversionen bringen. Es wird auf jeden Fall noch Überraschungen von uns geben und vielleicht auch prominente Gäste, die mit uns zusammenarbeiten. Das Jahr 2023 ist für unsere Single/EP-Releases bereits durchterminiert.
Neben „Twisted mind“ und dem Album wird es sehr wahrscheinlich zwei weitere Releases geben.

Ihr seht, da kommt noch einiges auf uns zu und ihr könnt euch dann aktiv von unserer Intention, diese Formation im Rahmen dieser Artikelreihe zu goutieren, selbst überzeugen.
Als Triggerwarnung lasse ich noch euch noch ein Zitat von UWE da:

Wir wollen mit unserer Musik wieder mehr Freude verbreiten und feiern die Leichtigkeit. Wir stehen mit unserer Musik eher für die Lebensfreude als für Depressionen, obwohl die Melancholie bei uns auch zu finden ist.

Also, liebe Hardcore- Grufties, für euch ist das eher nichts. Wer jedoch auf guten Synth Pop im Stile der PET SHOP BOYS, ERASURE, AFTER THE RAIN (hier findet ihr ein immer noch aktuelles PERLENTAUCHER Dokument), SHELTER und FORM steht, wird an den NEON SPACE MEN seine helle Freude haben.

Zum Abschluss dieses Berichtes möchte ich an JOCHEN noch die folgende Antwort richten: den Längenvergleich hast du mit den fünf Zentimetern haushoch gewonnen, weshalb sämtliche Sympathien meinerseits schlagartig verschwunden sind, haha! (Insider, an dem wir Euch zu gegebener Zeit gern noch einmal ausführlich teilhaben lassen möchten; Anm. der Redaktion)

The Men behind the masks: Jochen, Oliver und Uwe von NSM
Die Geister hinter den Masken
(c) NEON SPACE MEN

Der Autor bedankt sich hiermit bei der Band für die wunderbare Zusammenarbeit. Dabei ist so dermaßen viel Material angefallen, welches wir euch einfach nicht vorenthalten wollen. Also bleibt uns gewogen und haltet die Augen offen, da wird demnächst noch einiges kommen – sowohl von den NEON SPACE MEN, als auch von uns.

Ganz nah ran an die Band kommt ihr, abgesehen von Live Shows, im Web, auf Facebook, bei Insta und Youtube.

Noch viel mehr Infos, Reviews, weitere SPOTLIGHTs und bildgewaltige Konzertberichte findet ihr auf unserer Webpräsenz und natürlich auf Facebook und Instagram, sowie Youtube.

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