Review: RUSSKAJA – “Turbo Polka Party”
Mit ihrem neuen Album „Turbo Polka Party“ setzen die Musiker*innen von RUSSKAJA ein erneutes und gewohnt klares Statement für Frieden, Verständigung und Toleranz und somit natürlich gegen den Krieg, der seit mittlerweile fast einem Jahr uns alle in Atem hält. Selten waren ihre Töne und Worte derart klar, derart ungeschönt – und so sehr gebraucht!
RUSSKAJA wurde 2005 vom ehemaligen STAHLHAMMER-Frontmann Georgij Makazaria in Österreich gegründet und die sieben Mitglieder stammen aus fünf verschiedenen Nationen. Ihre Musik, die klassisches, russisches Liedgut mit Punk-, Ska-, Polka- und Rockelementen verbindet, erfreut sich mittlerweile einer breiten Fanbase. Nicht zuletzt, seit sie als Vorband IN EXTREMO auf deren „Kompass zur Sonne“ – Tour unterstützten. Politische Botschaften scheute die Band nie und spätestens seit ihrem 2019 erschienen „No One Is Illegal“-Studioalbum, kommt wohl auch in Deutschland niemand mehr an den Spaßvögeln vorbei, die es wie kaum eine zweite Band schaffen, aktuelle politische Themen tanzbar und zeitgemäß zu vertonen.
Damit machen sie natürlich auch auf der neuen „Turbo Polko Party“-Scheibe weiter und der Name ist selbstredend Programm. Dies wird bereits beim ersten Song „No Borders“ deutlich. Die Ska-Elemente machen das Lied tanzbar und hinterlassen gute Laune – besonders, da wir alle wohl die Botschaft „No borders, no wars, wer’e equal, all the same“ aus vollen Kehlen mitsingen möchten!
In den nächsten Liedern „Russki Style“ und „Shapka“ gesellen sich noch leicht düstere Metaleinflüsse dazu, was die Tragik der momentanen Ereignisse unterstreicht.
Bei „Olga von der Wolga“ begleitet In EXTREMO-Sänger Micha Rhein seine MusikerkollegInnen und das Lied hinterlässt wehmütige Traurigkeit.
Zum Gück wird es dann mit „Paschli“ zumindest musikalisch wieder fröhlicher. Inhaltlich ist das zum jetzigen Zeitpunkt definitiv weder erwünscht noch erwartet.
Die weiteren Lieder des neuen Tonträgers mäandern zwischen Freude, Traurigkeit, dem treibenden Wunsch nach Veränderung und der fröhlichen Kraft, welche die Kombo bei allem, was sie musikalisch tut, verbreitet.
Beim letzten und titelgebenden Song „Turbopolka“ beschließen RUSSKAJA ihr grandioses neues Album mit all dem, was ihre Fans so lieben. Es ist treibend, tanzbar, verbreitet gute Laune und regt gleichzeitig zum Nachdenken an. Wieder einmal zeigt sich, dass Musik eine wichtige Brücke zwischen Kulturen sein sollte und Musizierende ihren Einfluss zu mutigen politischen Statements nutzen können – und das auch sollten.
Fazit:
Es ist beeindruckend, wie einfühlsam und doch klar RUSSKAJA es schaffen, ihre eigenen Gefühle und Sichtweisen in die Welt hinauszusingen. Die Länder von zweien der Mitglieder befinden sich momentan im Krieg und doch, oder genau deswegen, schaffen es Sänger Georgij aus Russland und Bassist Dimitrij Miller aus der Ukraine gemeinsam an ihrer Freundschaft und dem Wunsch nach Frieden festzuhalten. Daran sollten wir uns alle ein Beispiel nehmen.
Über die gesamte Länge der CD tänzeln RUSSKAJA zwischen notwendiger Ernsthaftigkeit, tiefen Emotionen und einer Menge Spaß. Allein für diesen Tanz würde sich das neue Album schon enorm lohnen – und dann ist es auch noch unfassbar gut umgesetzt.
Für mich fällt es in der momentanen Situation schwer, die Tränen zurückzuhalten, wenn ich sehe, wie einfach ein Miteinander eigentlich sein kann, wenn wir uns alle an die wichtigsten Grundpfeiler einer sozialen Gesellschaft erinnern. Danke an RUSSKAJA, für die konsequente und ungeschönte Erinnerung!
Bewertung: 9/10
Tracklist:
1. No Borders
2. Russki Style
3. Shapka
4. Olga von der Wolga
5. Paschli
6. New Life
7. Vozdukh
8. Senales
9. Last Christmas
10. Baila
11. Turbopolka
Wer nun Lust hat, die Band lieve zu erleben, kann das an folgenden Terminen tun:
RUSSKAJA live:
Turbo Polka Party Tour 2023
23.02.23 DE – Nürnberg / Hirsch
24.02.23 DE – München / Backstage
25.02.23 CH – Pratteln / Z7 Konzertfabrik
26.02.23 AT – Dornbirn / Conrad Sohm
28.02.23 DE – Leipzig / Werk 2, Halle D
01.03.23 DE – Jena / F-Haus
02.03.23 DE – Hannover / Musikzentrum
03.03.23 DE – Köln / Kantine
04.03.23 DE – Hamburg / Grünspan
05.03.23 DE – Berlin / Columbia Theater
08.03.23 AT – Linz / Posthof
09.03.23 DE – Bochum / Zeche
10.03.23 DE – Frankfurt am Main / Batschkapp
11.03.23 DE – Stuttgart / Im Wizemann
23.03.23 AT – Salzburg / Rockhouse
24.03.23 AT – Graz / PPC
25.03.23 AT – Wien / Arena
30.03.23 UK – London / Omeara
01.04.23 UK – Manchester / Deaf Institute
02.04.23 UK – Glasgow / Stereo
03.04.23 IE – Dublin / The Grand Social
04.04.23 UK – Bristol / Lost Horizon
06.04.23 FR – Villeurbanne / CCO
07.04.23 FR – Fontenay-le-Compte / Festival On N’a Plus 20 ans
08.04.23 FR – Paris / Petit Bain
09.04.23 NL – Haarlem / Patronaat