HELL BOULEVARD mit SOULBOUND auf „STILL NOT SORRY“ Tour – Tourbericht Hamburg

Mit dem Release des „Not Sorry“ Albums im September 2020 sollte bereits vor 2 Jahren die erste Headliner Tour der Goth’n’Roll Kombination von HELL BOULEVARD folgen – doch wie uns allen mehr als schmerzlich bekannt ist, fiel auch diese Tour mehreren pandemiebedingten Verschiebungen zum Opfer. Umso surrealer war es dann für alle Beteiligten, als die Tour, die mittlerweile auf „STILL NOT SORRY“ umgetauft worden war, am 22.09.2022 endlich in Hamburg im Logo starten konnte.
Als Special Guest hatten sich die Musiker rundum Frontmann Matteo Fabbiani zunächst THE FRIGHT eingeladen, zeitlich passte die Tour dann jedoch nicht mehr für THE FRIGHT, und so wurden sie dann von der Metal Band SOULBOUND aus Bielefeld vertreten, welche dann auch auf der gesamten Tour mit HELL BOULEVARD mit von der Partie war. Beide Bands kannten sich bis dato lediglich über einen online Kontakt im Zuge von Twitch Streams – und so war es an diesem Abend ein gegenseitiges erstes Beschnuppern im realen Leben, was jedoch, so sollte es der Abend noch zeigen, mehr als erfolgreich verlief. Das LOGO, als in Hamburg doch sehr bekannte Institution, war an diesem Abend zwar nicht ausverkauft, aber dennoch sehr gut besucht.
Noch bevor SOULBOUND die Bühne betraten, ging das Licht auf der Bühne pünktlich um 20:00 Uhr an und Sänger Matteo Fabbiani und Gitarrist Fede von Marengo von HELL BOULEVARD enterten die Bühne. Der Applaus folgte sogleich. „We thought it would be a nice idea to introduce our special guest and say some words before they get on stage, because they’re not only awesome musicians, but also great friends. And if you ask us as Hell Boulevard, Soulbound should actually be the headliner of this tour.“ Als kurz danach die ersten Töne von SOULBOUND über die Bühne klangen, heizte sich der vorher relativ kühle Club in kürzester Zeit auf. Die Bielefelder touren momentan mit vielen bekannten Namen der Szene durch die Gegend – zuletzt mit OST+FRONT, im Oktober folgen HELDMASCHINE und im kommenden Jahr dann ERDLING und HARPYIE – und doch fragt man sich zurecht: Warum sind diese Jungs noch Special Guest?!
Mit „Toxic“ vom zuletzt erschienenen Album „Addicted to Hell“, welches von keinem geringeren als Chris Harms von LORD OF THE LOST mitproduziert wurde, stiegen die Jungs in das Abendprogramm ein. „Hamburg, seid ihr gut drauf?!“ – die Antwort folgte prompt und laut. Beim 2. Song „Addicted to Hell“ wurde das Publikum bereits in den Gesang mit einbezogen: So hielt der Sänger Johnny das Mikrofon auch gerne mal dem ein oder anderen Gast in den ersten Reihen ins Gesicht, um die Lyric-Sicherheit der Anwesenden zu testen. Zu „Devil“ wirbelten dann nicht nur die Haare des Bassisten Jonas in Helikopter-Form über den Kopf, auch das Publikum headbangte bereits was das Zeug hält. Trotz der eingeschränkten Sicht des Publikums auf die Bühne – die niedrigen Decken vertrugen sich nicht mit den Nebelmaschinen der Band und zusätzlich halbierte natürlich der berühmte Balken im Logo die Bühne – wurde gefeiert was das Zeug hält. Es war offensichtlich, dass die Special Guest Band auch ihre eigenen Fans vor Ort hatte. Nach einem weiteren Power Song („March March“), hielt Johnny schließlich inne. „Viele sagen uns nachdem wir diese Message rübergebracht haben, wir sollen über solche Themen nicht sprechen, weil wir eine Metal Band sind. Die Wahrheit ist aber: Ich leide seit 25 Jahren unter Depressionen und ich finde es wichtig den Leuten zu vermitteln, dass sie nicht alleine sind. Und wenn wir als Metal Band diese Message nicht vermitteln dürfen – wer soll es dann tun? Die Leute im Schlager vielleicht?! Wenn ihr nicht mehr weiter wisst, bitte sucht euch Hilfe.“ Mit „Undone“ schlugen SOULBOUND nun also ruhigere Töne an. Das Publikum schwenkte dazu die Handy Taschenlampen und hielt sichtbar für einen Moment inne, um den Song und dessen Aussage wirken zu lassen. Von 0 auf 100 ging es dann wieder mit hoch erhobenem Mittelfinger zu „Fuck You“ weiter im Programm, gefolgt von „Alive“ und zuletzt „Unleashed Aporia“. Auch SOULBOUND nutzten am Ende die Gelegenheit, um HELL BOULEVARD zu danken. Die tiefe Freundschaft beider Bands untereinander war hier bereits spürbar.

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Fotos: Nola

Nach gut 40 Minuten und weiteren 20 Minuten Umbaupause betrat pünktlich um 21:00 Uhr der Headliner des Abends die Bühne. Über 2 Jahre mussten HELL BOULEVARD auf die erste Headliner Tour warten und das merkte man vom ersten Ton an. Unerwartet startete die Gothic-Formation aus Sänger Matteo Fabbiani, Bassist Raul Sanchez, Gitarrist Fede von Marengo und Drummer Jan Hangman nicht etwa mit dem Titeltrack des Albums „Not Sorry“ in den Abend, sondern dem tatsächlich ersten Track des Albums – „I Should Be Dead By Now“. „The next song is also from our new album. Though I shouldn’t say new anymore… it is actually 2 years old. So it sounds a bit ridiculous.” Kündigte Matteo den 2. Song des Abends an. Mit “To Hell And Beyond” feierte sich die Menge allmählich textsicher in den Abend. Insgesamt gestaltete sich der Abend als eine gelungene Mischung aus alten und neuen Songs der Band. Mittlerweile kann dabei doch zumindest auf drei Alben bei der Songauswahl zugegriffen werden. Mit 5 von 17 Songs aus dem aktuellen Album, war der Fokus zwar klar auf das neue Werk gesetzt, dennoch wurden weder Klassiker wie „Satan in Wonderland“ oder „Zero Fucks Given“, noch Überraschungen vergessen.
Die mitunter größte Überraschung an diesem Abend dürfte wohl der Special-Special Guest gewesen sein, der für den Song „A Lesson In Pain“ die Bühne betrat. Lange schon sind Matteo und Sänger Florian Grey eng befreundet. Beide Bands verbindet dabei auch noch mehr als Freundschaft: So spielt Gitarrist Von Marengo in beiden Projekten – und dennoch grölte das Publikum vor Begeisterung. „Which song could we be playing if Florian is here on stage?” Die Meinungen zur Frage des Frontmannes gingen auseinander. Sobald jedoch die ersten Töne des Songs einsetzten, waren Freude und zeitgleich Gelächter groß – war der Song doch eine kleine, spielerisch-neckende Anlehnung an die BDSM Szene. Das an diesem Abend auch die Fortsetzung dieses Songs, welche sich auf „Not Sorry“ finden lässt gespielt wurde, überraschte kaum noch. „Ropes And Candies“ schloss thematisch vollends an „A Lesson In Pain“ an. Eine weitere Überraschung auf der Setliste fand sich mit dem Song „Freak Parade“ vom Album „Inferno“. „We had a very famous singer from the scene sing on this song. We are not gonna mention the name, but you most likely know who it is.” Seinerzeit war der Song ein Feature mit Chris Harms von LORD OF THE LOST, welcher sich an diesem Abend ebenfalls im Publikum befand.
Die Setliste der Goth’n’Roller gestaltete sich an diesem Abend aus einer Mischung zwischen das Publikum anheizen und allen genügend Luft zum Atmen lassen; und so folgte auf „Freak Parade“ die gefühlvolle Ballade „All I’ve Lost“. „We used to call this the endless song, and I really don’t like this song very much, but I know a lot of the people here do.” Erklärte Matteo zur Einleitung. Beinahe andächtig wurde die Menge bei den Klängen des Songs, und dennoch bleiben hier die Handy-Taschenlampen leider in den Hosentaschen verschwunden. Spätestens beim darauffolgenden „Not Sorry“ waren jedoch gesanglich alle dabei, ist es doch DER Track auf den alle seit gut 2 Jahren in LIVE Performance gewartet haben. Die Stimmung war gut und gefühlt tropfte bereits der Schweiß aller Beteiligten von der niedrigen Decke. Bei „Speak Of The Devil“ involvierte Matteo dann wieder das Publikum mit ein: So gilt es in dem Song immer wieder mit „Speak of the Devil“ auf die Aussagen des Sängers zu antworten und auch das Wort „DEVIL“ zu buchstabieren. Die Menge ließ sich hierzu nicht zweimal bitten. Mit dem Klassiker „Hangover From Hell“, welcher auch der erste Release der Band überhaupt war, verließ die Band die Bühne.

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Fotos: Nola

Nach diversen „Zugabe“ und „HELL BOULEVARD“-Rufen ging das Licht nach einigen Minuten wieder an und nur Sänger Matteo, jetzt mit Brille, und Gitarrist Von Marengo bewaffnet mit einer Akustikgitarre waren zu sehen. „There is some songs, that deserve to be sung correctly. As those of you who follow Hell Boulevard know, I tend to fuck up lyrics. But this song is really dear to me, so I wanna do it right. That’s why I brought my glasses and this lyric sheet. Here is ‘This is Me’.” Zu dem vielleicht persönlichsten Stück des Abends ließ sich der Sänger also auf Knien vor einem der Riser nieder, zog die Kapuze ins Gesicht und sang mit dem Blatt vor der Nase – und doch nahm das alles nichts von der Magie des Moments. Es war wieder ein Innehalten zu spüren und zugleich war gerade durch die Geste, dass die Lyrics abgelesen und bewusst gesungen wurden, alles gefühlt bedeutungsvoller. Als die über den Song hinweg in beinahe ausschließlich dunkelblauem Licht bestrahlte Bühne wieder Scheinwerfer sah, waren in vielen Gesichtern der ersten Reihe Tränen zu sehen. Mit einer „Hymne an die Gothic Szene“ – laut Beschreibung des Sängers – verabschiedeten sich HELL BOULEVARD schließlich nach 17 Songs von der Bühne. Zu „In Black We Trust“ wanderte das Mikro von Fede Von Marengo durch die vordersten Reihen, um allen die Chance zu geben, den Refrain gemeinsam mit der Band zu zelebrieren.
Es war definitiv der Zenit eines wunderbaren Tourstarts. Insgesamt 7 weitere Städte folgen noch auf der STILL NOT SORRY Tour von HELL BOULEVARD – inwiefern nach diesem Abend noch Luft nach oben ist was die Stimmung angeht, wird sich zeigen.

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