Review: VERSENGOLD – Was kost die Welt

Kritisch, politisch, tanzbar, kraftvoll, sehnsuchtsvoll, fröhlich: Das zehnte Studioalbum von VERSENGOLD hat es in sich.
Wer befürchtet hat, dass den sechs Folkrockern aus Bremen so kurz nach dem Erfolgstitel „Nordlicht“ die Luft oder zumindest die Ideen hätten ausgehen müssen, wird auf dieser grandiosen CD eines Besseren belehrt. Alle Sorgen um die Richtung, in die sich die Band nach dem Auftritt im ZDF-Fernsehgarten entwickeln könnte, waren völlig unbegründet – zum Glück!

 

Im ersten und titelgebenden Lied des neuen Albums führen Versengold das fort, was sie bereits in vergangenen Titeln begonnen haben: eine kritische Auseinandersetzung mit politischen Themen unserer Zeit. Aktuell, ohne erhobenen Zeigefinger, aufbegehrend ohne Aggressivität. Sänger Malte Hoyer, der verantwortlich für den Großteil der Texte bei Versengold ist, beklagt in satirischer und kritischer Weise unseren Umgang mit den begrenzten Ressourcen des Planeten. Trotz aller Kritik und Anregungen zum Nachdenken bleibt der Song tanzbar und fröhlich. Das konterkariert beinahe den ernsten Inhalt. Den Vergleich mit Highlights wie „Braune Pfeifen“ vom letzten Album braucht dieses Lied gewiss nicht zu scheuen. Ein schöner Einstieg!

Weit weniger kritisch, dafür um einiges kraftvoller geht es im Song „Hier krummp de Storm“ weiter. Tanz- und feierbar im schönsten norddeutschen Platt, das kann auch nicht jede Band verkaufen. Ohnehin scheinen die Folkmusiker ihre Feierlaune während der Pandemie nicht verloren zu haben. Das zeigen sie in den weiteren Liedern „Hey Hanna“, „Der alte Rathenstein“ oder „Kobold im Kopp“, die uns alle schon sehnlichst auf das nächste Konzert warten lassen. Zu diesen Songs gemeinsam mit der Band zu feiern, wird großartig!

Ganz besonders aufbauend und mutmachend ist „Augen auf und durch (gib nicht auf)“. Wir alle haben in den letzten zwei Jahren viel von unserem gewohnten Alltag eingebüßt, Depressionen nehmen immer mehr zu. Lieder wie dieses können wir momentan mehr als gut gebrauchen. Fantastische Idee mit richtig guter Umsetzung und klarer Botschaft.

Was wäre ein VERSENGOLD – Album ohne die obligatorischen, von sanften Geigenklängen getragenen Liebeslieder? Maltes Stimme wirkt sehnsuchtsvoll wie gewohnt, wenn er in „Windsbraut“ um Beachtung durch selbige säuselt oder in „Sternensee“ den Verlauf des Lebens und sein unweigerliches Ende besingt. Als Verschnaufpause von den schnelleren Songs auf dem Album sehr angenehm.

 

Noch angenehmer sind jedoch dessen lustige und fröhliche Lieder. „Die letzte Runde“ beschließt die CD und fasst die Stimmung nach dem Hören des neuen VERSENGOLD – Albums hervorragend zusammen. Wir hatten alle Spaß, vermissen jedoch das gemeinsame Feiern und Trinken. Ein bisschen wehmütig lassen uns Violine und Gesang daran denken, wie schön es gemeinsam vor Corona war – und hoffentlich bald wieder sein wird.

Tatsächlich hat die Band selten eine so ausgewogenen Mischung aus Feierliedern, traurigen Balladen und kraftvollen, treibenden Songs auf ein einziges Album gebracht. Bitte macht weiter so und gebt euren Fans mehr von dieser fantastischen, kraftvollen Stimmung.

Bewertung: 9,5 von 10

Tracklist

1.Was kost die Welt
2. Hier kummp de Storm
3. Bella schau (mit mir in die Sterne)
4. Windsbraut
5. Hey Hanna
6. Die wilde Jagd
7. Augen auf und durch (gib nicht auf)
8. Der alte Rathenstein
9. Kobold im Kopp
10. Sternensee
11. Eis und Asche
12. Die letzte Runde

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