Endspurt im Zirkus Probst – [:SITD:] und ES23 beim Kultursommer im Revier
Langsam…
Langsam, aber sicher nähert sich der Konzertsommer im Revier seinem Ende.
Und langsam aber sicher endet auch unsere Berichterstattung.
Wir haben wie die anderen Gäste im Zelt des Zirkus Probst unsere Tickets regulär erworben und dennoch eher gearbeitet, als gefeiert. Deshalb konnten wir auch eben nicht allen Veranstaltungen beiwohnen und euch, wie in diesem Falle leider auch, nicht immer mit den Fotos versorgen, die unserem Magazin den Namen gaben und auf die ihr so scharf seid. Auch hier wird es wohl eher textlastig werden, aber wir tun das in erster Linie für die Künstler auf der Bühne, ähm Manege und für euch. Besondere Situationen erfordern einen besonderen Einsatz. Natürlich tun wir das nicht völlig selbstlos: als kleines und aufstrebendes Magazin müssen wir uns mehr reinhängen, als manch etablierter Name und oft wird dies leider von Veranstaltern, denen wir hier Aufmerksamkeit verschaffen, nicht wirklich gewürdigt. Uns treibt das jedoch nur an, noch mehr Gas zu geben. Soweit schon mal der „kleine Abschied“ (noch haben wir Veranstaltungen hier auf der To Do- Liste) und die Sebstbeweihräucherung.
Kommen wir nun zu dem, was euch wirklich interessiert:
Konzertsommer im Revier – ES23 und SITD am 24.10.2020 im Zelt des Zirkus Probst
Aufgrund der verschärften Regeln passiert nun nicht mehr viel Interaktion unter den Gästen, und doch hat man Spaß. Wir haben tatsächlich sehr schöne Plätze in der Nähe der Soundmischer zugewiesen bekommen und hatten herrlich Platz, um die eigenen Körper ordentlich in Wallungen zu bringen (das Wort „tanzen“ habe ich bewusst versucht zu umschreiben).
Um Punkt 20 Uhr war es soweit, ES23 eröffnen zum zweiten Mal an diesem Tage die Show.
Und wie! Erster Ton und schon wird klar, dass der Begriff „Einheizen“ eine ganz klare Umsetzung findet, ohne Kompromisse. Daniel Pad fuhr mit seinen Mitstreitern Heiko & Micha ein High Speed Programm. Micha drosch die Drums wie ein Berserker, Heiko tobte an den Tasten und Daniel flitzte wie der Derwisch persönlich durch die Manege. Noch mal zur Erinnerung, es ist der zweite Gig des Tages, der letzte Auftritt keine 3 Stunden her….
Es gab ein paar Ansagen, aber hauptsächlich ließ das Trio die Musik sprechen. Einziger Moment um mal etwas runter zu kommen war die Midtempo- Nummer „Not Your Enemy“, welche allerdings ihr Potential innerhalb dieses Live Sets auch nicht wirklich ausspielen konnte, der Track gehört wohl eher in einen Club, als auf die große Bühne. Nichts desto trotz steigerte sich die Begeisterung im Publikum immer weiter und am Ende dieser „Hardcore- Show“ tanzte tatsächlich das ganze Zelt, kein Bein stand still, keine Hand, die nicht klatschend gen Himmel gereckt gewesen wäre. Chapeau, meine Herren, das muss man erst einmal schaffen. Zumal der wohl deutlich größere Teil für den deutlich größeren Namen des Abends vor Ort war und dieser sich stilistisch schon in einer weiter entfernten Ecke bewegt. Punkt, Satz und Sieg für den „David“ in diesem „Kampf“.
Wir haben sehr viel vom aktuellen Album „Only Melodies Remain“ (Rezension hier) auf die Ohren bekommen, garniert mit ein paar Klassikern aus dem Backkatalog.
Ein fettes Dankeschön an die 3 für diesen wahnwitzigen Einsatz, der ganz sicher ein paar neue Fans gewonnen hat. Und Respekt an Daniel, der völlig verschwitzt direkt aus der Manege an den Merchstand tobte, um seine Lebensgefährtin dabei zu unterstützen, seine Waren an den Mann/ die Frau zu bringen.
Für mich war dies der letzte Beitrag zu dieser Reihe und ich verabschiede mich hiermit von euch, natürlich verweise ich vorher noch einmal auf das Interview mit Daniel, welches ihr hier lesen könnt. Alles weitere kommt von meinem hoch geschätzten Kollegen Marvin Römisch. Bleibt gesund, euer Dany Wedel.
Setlist ES23:
01. Wake Up
02. When I`m Gone
03. Not Your Enemy
04. Only Melodies Remain
05. Erase My Heart
06. Get Out Of My Head
07. Once And For All
Nach der fulminanten Eröffnung folgte eine kurze Pause um die Bühne durchzufeudeln und von Schweiß und Herzblut der drei ES23er zu befreien. Okay, nicht jede Metapher beschwört schöne Bilder herauf, wie ich gerade feststelle. Lassen wir das mal so stehen.
[:SITD:] sind im Ruhrpott natürlich verwurzelt und daher war auch schnell klar, dass der Kultursommer im Revier ohne diese Truppe undenkbar wäre. Carsten “Casi” Jacek und Tom Lesczenski traten diesmal überwiegend als dynamisches Duo auf und eröffneten nach dem Intro auch gleich mit dem Klassiker “Richtfest” (Anmerkung: ganz ehrlich Jungs, der Song ist große Klasse. Aber wenn ich nur einen Wunsch im Leben habe, dann der, einmal “Periculär (Richtfest II)” stattdessen live zu hören 😉 )
Weiter ging es dann mit “The Hills Have Eyes” und “Pharmakon” vom legendären Album “Rot”, das vor über zehn Jahren das Licht der Welt erblickte. Apropos Vorkriegszeit: Die Band selbst gibt es sogar schon seit 1996, also seit 24 Jahren. Wer sich jetzt alt fühlte, der bekam die Jungbrunnenkur für den ganzen Körper in Form des ebenfalls uralten “Lebensborn”. [:SITD:] beehrte das Publikum also mit einem tollen Set aus der gesamten Zeitspanne der Karriere. Dass auch der zu Beginn eher im Hintergrund an der Technik agierende Tom gut bei Stimme ist wissen nicht nur Fans von FUTURE LIED TO US, die den Zirkus wenige Wochen zuvor beehrt hatten. Für zwei Songs kam er nach vorne ans Mikro und verlieh dem Set eine weitere Klangfarbe.
Bevor er gegen Ende nochmal für den Song “Destination” zurückkehrte, wurde erstmal wieder gewechselt und Casi sang uns mit tollen Songs wie “Genesis” und dem harten “Autoaggression” ins Delirium. Mein Kollege hat ja bereits die sehr guten Plätze erwähnt, die uns ausreichend Platz zum Tanzen ließen. Dabei muss natürlich noch einmal betont werden: Die Planung der Veranstalter, die aufgrund der sich ständig veränderten Infektionslage angepasst werden musste, sorgte dafür, dass die Bands an diesem tag zweimal auftreten mussten, um allen Ticketinhabern das Besuchen der Show zu ermöglichen und dennoch die Gefährdung so gering wie möglich zu halten. Unserer Meinung nach ist das Konzept aufgegangen. Die Zuschauer verteilten sich gut im Innenraum des Zeltes und die Masken wurden auch am Platz konsequent aufbehalten. Die ganze Sache ist ein Geben und Nehmen: Veranstalter und Bands bieten uns Konzerte und reagieren spontan auf neue behördliche Anordnungen und wir haben dann die Pflicht, im Gegenzug die Anordnungen konsequent einzuhalten – auch wenn es dann schonmal unangenehm werden kann.
So, genug erhobener Zeigefinger und zurück zu geschwungenen Tanzbeinen: Von dem Überhit “Rot” gibt es mittlerweile unzählige Versionen und natürlich fand eine auch wieder Eingang in diesen Abend. Die Menge konnte hier jede Silbe mitsingen, genauso wie den letzten Song der Zugabe, den damaligen Clubhit “Snuff Machinery”.
Die Musiker waren sichtlich bewegt, als der Abend zuende ging und bestätigten noch einmal, was allen Zirkuskonzerten bis jetzt gemeinsam war: Dass alle Beteiligten dankbar für dieses geschaffene Angebot sind und es keinen Auftritt in der Manege des Zirkus Probst gibt, der nicht für einen Strom der Emotionen gesorgt hat. Der Sound war super, die Stimmung auch und jeder konnte den tristen Pandemie-Alltag für einige Zeit vergessen.
Der Kultur”sommer” neigt sich dem Ende zu, es sei aber nochmal auf die letzten beiden Konzerte der Reihe hingewiesen und der Ticketerwerb wärmstens empfohlen:
07.11. DIORAMA und M.I.N.E feat. Marcus Meyn
15.11. PETER HEPPNER
SETLIST [:SITD:]:
01. Intro (Send in the Clowns – Frank Sinatra)
02. Richtfest
03. The Walls Have Eyes
04. Pharmakon
05. Lebensborn
06. Kreuzgang
07. Suffering In Solitude
08. Redemption
09. Laughingstock
10. Genesis
11. Autoaggression
12. Rot
13. Pulsschlag
14. Destination
15. Rose Coloured Skies
16. Snuff Machinery