Im Studio mit KATATONIA

3, 2, 1 – der Countdown läuft. Die Spannung der Fans ist förmlich greifbar. Kurz bevor der Live-Stream zu ihrem Konzert aus dem Stockholmer Studio Gröndahl auf Sendung geht, zählen ihre Fans gebannt den Countdown zum Streamstart im Live-Chat.

Zu lange haben sie die Band aus Schweden nicht mehr live erleben können – Covid 19 sei Dank, fallen in diesem Jahr auch alle großen Festivals und Shows aus, die die Kombo geplant hatte. Doch KATATONIA wären nicht KATATONIA, wenn sie sich nicht etwas Besonderes einfallen lassen würden: So startete der knapp zweistündige Live-Stream aus dem Studio mit blau-graue rauchigen Licht und Bild-Projektionen im Hintergund, die Bilder wie ein Hotel oder Riesenrad aus Tschernobyl zeigen. An die Decke werden dichte Wolken und Vögel projiziert. Schlagzeuger Daniel Moilanen gegenüber stehen seine vier restlichen Bandkollegen. Im Hintergrund sind das Bandlogo und das Albumcover der aktuellen Platte „City Burials“ zu sehen. Horizontale Leuchtstäbe in blau und rot tauchen das Studio in ein surreal-dramatisches Licht.


Temporeich und melodisch starten die Schweden in ihr 20 Stücke umfassendes Set mit „Lethean“, „Teargas“ und „Deliberation“.

„We can´t hear anyone but we know you are all there“, begrüßt Leadsänger Jonas Renkse die über 2000 Zuschauer des Streams überall auf der Welt und gibt zu „We are a little bit nervous“. Von der Nervosität war jedoch nichts weiter zu spüren, so sehr rissen die fünf das kleine Studio ab. Als vierten Song hatten sie „The Winter of our passing“ mit dabei – der erste Song aus der neuen Platte, den sie live preformten. Besonders in „Soil´s Song“ wird deutlich, was diese Jungs können: In einem intensiv-kräftigen Dialog treiben sich die Gitarrenriffs und Drums gegenseitig in eine sphärische Lethargie und lassen den Zuschauer vergessen, dass er daheim auf der Couch sitzt. Man fühlt sich mitgerissen von der Leidenschaft, vom Sound, von der Hingabe der Schweden in ihre Musik. Die Kameraführung erledigt hier den Rest, um das Gesamterlebnis so besonders zu machen: Aus der leichten Froschperspektive hat der Zuhörer das Gefühl, direkt im Studio zu sein, es wird eine sehr intime Situation geschaffen, in der man das Gefühl hat, selbst Teil der Band zu sein. Nicht auch deswegen werden immer wieder Stimmen innerhalb des Chats nach einer Live-DVD dieses besonderen Konzerts wach.


Eine besondere Stärke von KATATONIA ist das Verbinden der Emotionen innerhalb ihrer Songtexte mit der musikalischen Darbietung, was besonders bei „Forsaker“ deutlich wird: So ergießt sich das brutale Intro kraftvoll in einem Wirbel aus Gitarre, Bass und Schlagzeug und zeigt die Verzweiflung der Zurückgelassenen, von denen sich der Forsaker abwendet und sie allein und ohne Antworten zurücklässt. Die Setlist spiegelt das feine Gespür der Bandmitglieder wieder und nimmt den Zuhörer mit auf die Reise durch die Bandgeschichte, die bereits 1991 begann. Neben ruhigen Stücken wie „My Twin“ oder „In the White“ wird es auch laut und dramatisch, wie in „Unfurl“: Hier fallen rote und blaue Farben als Regen an den Leuchtstäben scheinbar von der Decke. Hier zeigt sich mehr als deutlich die feine Abstimmung der Inszenierung in dem Studio und der grandiosen Gesamtdarbietung der Band, um die musikalischen Inhalte zu untermalen. „Unfurl“ lässt den Zuhörer die Sehnsucht nach Freiheit fast körperlich spüren.

 
„It means a lot to us.“ fasst Renske zum Schluss die Stimmung zusammen, bevor die Band mit „Behind the Blood“ – ebenfalls als Weltpremiere, genauso wie „Laquer“, dargeboten – das Set beendet und in einer letzten Einstellung im Gesamtbild den Zuschauern zuprostet. Das atmosphärische Sset wurde vom Team von „BalckBox“ gestaltet. Für dwn Sound war David Castillo verantwortlich.

Im Anschluss an den Live-Stream zeigen sich die Fans im Chat weiterhin begeistert: „Great“, „Just perfect“ oder „Sounds amazing live“ sind nur einige ausgewählte Reaktionen auf diesen grandiosen Konzertabend. Ein weiterer Pluspunkt: Der Stream ist noch bis zum 15. Juni unbegrenzt anzusehen. Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass für den ursprünglichen Stream ein „Eintrittsgeld“ von 10 Euro gezahlt wurde. Ein mehr als fairer Preis für dieses wunderbar-mystisch-perfekte Musikerlebnis.

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