Pre-Listening-Session zum neuen FROZEN PLASMA-Album “Gezeiten”
Fünf Jahre hat es gedauert – fünf Jahre nach dem letzten Album “Dekadenz” steht das neue Meisterwerk “Gezeiten” in den Startlöchern. Nummer vier lebt! 15 Jahre gibt es FROZEN PLASMA nun – und jedes der bisher erschienenen Alben hat mindestens einen Clubhit vorzuweisen, der auf den Tanzböden der Welt für ordentlich Bewegung gesorgt hat.
Auch wenn sich das Finalisieren von “Gezeiten” etwas gezogen hat, es IST fertig – und wir durften es uns in Vasis Studio vorab schonmal anhören. Rund 40 Demoversionen waren im Vorfeld aufgenommen worden – viele Ideen und auch schon fast fertige Stücke wurden im Laufe des Entstehungsprozesses einfach gelöscht, um sich am Ende auf elf Songs und eine “Neuauflage” eines Songs vom 2009er-Album “Monumentum” konzentrieren zu können. Eins vorweg: Bei einmal hören blieb bei mir vor allem der erste Song im Ohr. Aber auch andere Snippets tauchen immer wieder in meinem Kopf auf. Das spricht schonmal für fast gemeingefährliches Ohrwurmpotential.
Das Album trägt schon deutlich die FROZEN PLASMA-Handschrift, dafür sorgt auch vor allem Felix’ Stimme und bekannte Synth-Melodien. Es gibt auf dem Album einiges an neuen Elementen und so bekommt man diesmal eine bunte Wundertüte an Songs.
Los geht es, passend zum “Meer”-Thema, mit “Sailor”. Dieser startet mit einem Pulsschlag und einer orientalisch angehauchten Flötenmelodie. Diese lädt extrem zum Nachpfeifen ein, und während ich diese Zeilen schreibe, muss ich den Impuls unterdrücken, direkt wieder loszupfeifen. Hinter den treibenden Beats wurde ein Sample von tanzenden Naturvölkern gelegt – “Tanzen auf den Pulsschlag” ist hier angesagt. Neue Elemente wie die Flöte wechseln sich mit altbekannten Synthmelodien ab. Ein wahnsinnig vielschichtiger Song, den man bei einem Mal hören nicht ganz vollständig zu greifen bekommt.
“Exit” ist ein “Schunkelsong” im 80er-Stil mit Ping Pong-Sample. Erinnert ein wenig an “Irony” vom Debütalbum, aka “Der Mitmach-Song” auf Shows. Neu ist hier die verzerrte Stimme. Der Song spitzt sich soundtechnisch immer weiter zu, bis er nach einem Break befreiter zu Ende geht.
Kennt ihr das Video zu “Timewave Zero” von GRENDEL? An das musste ich sofort denken, als ich das startende Fahrzeug im Intro zu “Westend” gehört habe. Soundtechnisch haben wir hier fast reinen Synth Wave-Sound, aka “die 80er wollen ihre Musik zurück”. Polizeisirenen im Break Part und ein durchgehend tanzbarer Beat runden das Ganze ab. Ich will bitte ein Miami VICE-Video dazu! Der Song hat Drive und will öfter gehört werden.
Kommen wir zu “Gefühlsmaschine” – der Singleauskopplung, die jetzt vor ziemlich genau einem Jahr das erste Mal live gespielt wurde. Ich glaube, zu dem Song muss ich nicht mehr viele Worte verlieren. Die Quasi-“Screams” waren hier eine Neuerung. Der auffällige Refrain ist textlich eine interessante Metapher auf die digitale “neue Welt”. Technoide Elemente machen den Song live zu einer echten Bombe.
Mit sehr fordernden Synths beginnt “Another Girl”. Im Ganzen ein bisschen minimalistischer, sehr verspielter Sound mit spacigen Samples. Ein Orgelpart in der Bridge sorgt zusätzlich für etwas Abwechslung. Hier sind die Lyrics sehr persönlich.
“Rivers” ist schon drei Jahre alt und wurde da auch schon aufgenommen. Streicher im Intro, tanzbarer Beat. Ein sehr vielseitiger, kraftvoller Song, der das Zeug zum Clubhit hat. Definitiv mitreißend. Hier haben die Ohren auch gut was zu tun. Müsste ich vermutlich noch ein paar mal mehr hören, damit er sich mir komplett erschließt.
Freunde der illegalen Substanzen aufgepasst – “Chameleon Love” ist der Musik gewordene Drogentrip. Ich möchte auf einem Sofa liegen, eine Bassbox drunter und dabei knallbunte, psychedelische Videos gucken – und diesen Song hören. Ohne bewusstseinserweiternde Mittel wirkt der Song vielleicht etwas pur mit seinem 80er-Videospiel/Aerobic Video-Sound, dennoch wird er nicht langweilig. Ich glaube, ich muss mir den mal in oben genannter Umgebung in Ruhe reinziehen, mal schauen, was ich noch so alles finden kann.
“Chameleon Love” als ich es das erste Mal gehört habe
Vom Drogenrausch in die Melancholie – natürlich gibt es eine “Quoten-Ballade” in der man laut Vasi zeigt, dass man nicht nur “ufzufz Musik” machen kann, sondern auch richtige. Voilá – hier haben wir eine sehr ruhige Pianoballade, die wunderbar in den Hintergrund einer Schnulze passen würde – oder zum melancholischen Moment nach dem Drogenrausch. Getragener Gesang, zum Ende hin wird ein wenig Fahrt aufgenommen und das Piano wird mit Synths hinterlegt. Dann gibt es nochmal einen Break und es klingt ganz ruhig aus. Balladen sind ja so generell nicht meins – diese hier könnte aber wohl gut mal im Hintergrund bei mir laufen.
Wer das nächste Stück nicht kennt, hat die letzten zwei Jahre der FROZEN PLASMA-Geschichte wohl gepennt. “Safe Dead Harm” ist eine Club-Hymne, die mit treibenden Beats, minimalistischer Grundstruktur und hymnischer Hook Line im Refrain die Clubwelt aufmischt. Ja, hier haben wir einen sehr typischen Plasma-Song, der auch nach mehreren Malen hören nicht langweilig wird.
Auch ein rein instrumentales Stück hat es mit “Etmal” auf die Platte geschafft. “Tropfende” Synths plätschern vor sich hin, als “Melodie” dient eine extrem verzerrte Computerstimme. Im Verlauf des Songs baut sich eine Stimmung auf, die schon fast “too much” ist. Kurz bevor es dann kippt, geht es mit einer losgelösten Melodie weiter. Wird vermutlich weniger ein Clubhit – müsste ich aber noch öfter hören.
Wer die beiden Ende 2019 live gesehen hat, wird “Nautic” vermutlich schon gehört haben. Ein absoluter Gute-Laune-Song, der schnell ins Ohr geht – leichte Kost für die schon etwas beanspruchten Ohren. Eben darum könnte das hier ein wirklicher Clubhit werden. Bei dem 80er-Jahre-Videospiele-Einstieg wartet man ja fast ein bisschen darauf, das Flash Gordon auf einmal vor einem steht. Sehr verspielte Synths und die obligatorische “Atemholpause” vor dem “Finale” komplettieren den perfekten Party-Song.
Das Leben ist nicht immer Sonnenschein. Freud und Leid liegen oft so nahe beieinander. Ein für Vasi sehr wichtiger Track, da dieser oft fälschlicherweise zu suizidalen Gedanken und Taten geführt hat. Sowas lässt einen Musiker nicht kalt. Die Rede ist von “Almond Flowers 20/20” in einem neuen Gewand. Hinzugekommen sind Möwen, Meeresrauschen und ein Spinett. Der Song ist schlicht und ergreifend wunderschön und wird es auch immer bleiben – die neuen Elemente passen hervorragend.
Fazit:
Und so endet das Album etwas nachdenklicher, und mein Kopf ist voller neuer Eindrücke und ich würde am liebsten direkt auf “Repeat” klicken. Leider muss auch ich mich ein bisschen gedulden, bis ich die Songs in Endlosschleife hören kann. Eine Bewertung möchte ich an dieser Stelle noch nicht abgeben – ich vermute, dass es die zweite 10 von 10 dieses Jahr wäre.
Wer FROZEN PLASMA bisher mochte, der kann auch hier bedenkenlos zugreifen. Auch können Fans von 80er-Jahre-Synth Wave hier vermutlich auf ihre Kosten kommen.
Ihr habt jetzt einen ersten Eindruck der Platte – die auf 300 Stück limitierte Sammlerausgabe, die alle bisher erschienenen Werke in einer edlen Metallbox enthält, ist bereits vorbestellbar und enthält außerdem ein 15 Jahre-Jubiläum-Patch und einige weitere Gimmicks aus der Bandgeschichte. Zudem gibt es einen kostenlosen digitalen Download-Gutschein und eine Einladung zu einer geschlossenen Facebook-Gruppe zum 15-jährigen Jubiläum, die mit exklusiven Inhalten gefüllt wird. Hier (www.frozenplasma.de) könnt ihr zugreifen.