Für den guten Zweck – Benefiz-Konzert von TYSKE LUDDER und TENSION CONTROL in der Subkultur Hannover

Fans und Freunde mussten lange auf diesen Termin warten. Höhere Gewalt, Pech, Ungeschick… irgendetwas machte dem Event aus dem Jahre 2022 immer wieder einen Strich durch die Rechnung. Am 10. Februar 2024 war es dann aber schließlich so weit, wer nicht mittlerweile an Altersschwäche verstorben war oder den Weg vergessen hatte, der machte sich mit seinem eingestaubten oder neuen Ticket auf den Weg in die SubKultur.

Es kann sein, dass ich die Adresse 2022 bereits in mein Navi eingegeben hatte, und im Verlauf hätte gucken können, aber da ich gerade erst letzten Monat für den Auftritt von ZWEITE JUGEND und AKTION:FIASKO in der Stadt war, fand ich am Samstag auch ohne Hilfe von Hamburg nach Hannover. Bis zum Beginn war noch Zeit, also ging es bei Ankunft erstmal an die Bar. Was folgte, waren Gespräche über selbstgemachten Stress, volle Konzertkalender, Urlaubspläne und Erinnerungen an die letzten Auftritte der beiden angekündigten Acts. Der Koffeinpegel pendelte sich mittlerweile auf einem für später rückfahrttauglichem Level ein, und pünktlich mit den ersten Klängen zog es mich zur Bühne. TENSION CONTROL sollten den Abend eröffnen und vorab war schon bekanntgegeben worden, dass Eli Van Vegas an den Synths verhindert sein würde, da er zeitgleich im Cult in Nürnberg einen Auftritt zu bestreiten hatte. Michael musste auf der Bühne aber nicht vereinsamen, hatte er sich doch für die Show mit Vadim Lugosi (BATHEAD) rechtzeitig qualifizierten Ersatz besorgt.

Sunglasses at night

Gewohnt lässig betraten die beiden EBMler schließlich die Bühne, im Gepäck achtzehn Tracks und den Willen, das Publikum ordentlich ins Schwitzen zu bringen. Ein Großteil der Tracks stammte vom aktuellen TC-Album “Industrielle Revolution” und verfehlte die angestrebte Wirkung bei der Mehrheit der Anwesenden auch nicht. Ein eingängiger Beat und markante Texte wälzten sich von der Bühne ins Publikum, schafften es aber nicht, mich aus meiner ur-norddeutschen Ruhe zu holen. Nicken und Mitwippen war allerdings drin. Die Dame neben mir kompensierte ihrerseits mein Verhalten mit frenetischer Begeisterung und vollem Einsatz, und zeigte den beiden, dass sie alles richtig machten. Jubel, Schweiß und zufriedene Gesichter. Nachdem die beiden die Bühne geräumt hatten, wurde erstmal umgebaut.

Fotos: Cynthia Theisinger

TYSKE LUDDER hatten sich für den Abend ebenfalls (nur) in zweiköpfiger Besetzung angekündigt, und während viele bei TENSION CONTROL noch auf die Tanzbarkeit geachtet hatten, so durfte man bei Claus und Olaf natürlich besonders darauf gespannt sein, welche politischen Botschaften die beiden im Gepäck haben würden.

Die Rückkehr des kategorischen Imperativs

Frisch und motiviert übernahm das Duo schließlich das bereits auf Betriebstemperatur gebrachte Publikum, und spielte sich querbeet durch die eigene Musikhistorie. AfD, Ukrainekrieg und Gesellschaftskritik, die beiden verknüpften ihre Musik erneut mit klaren Ansagen, und auch wenn sich Claus zeitnah seines Mantels entledigte: Es wurde langsam heiß in der kleinen Subkultur, auf, wie auch VOR der Bühne. Nicht nur die eigene politische Haltung niemals zu verleugnen gehört essentiell zu einer TYSKE LUDDER-Show, sondern auch ordentlich Bewegung vor der Bühne. Diese wurde am Samstag allerdings teilweise nur gering restpublikumsfreundlich praktiziert, weswegen Clubcheffe Jens Klostermann sich zurecht genötigt fühlte, den Betreffenden eine klare Ansage zu machen, die auch fruchtete.
Mit dem Ausklingen der letzten Tönen hieß es für mich nach Meskalin, Panzerfahrt und Monotonie erstmal Frischluft schnappen. Ich wischte mir Claus’ Schweiß aus dem Gesicht, akklimatisierte mich ausreichend, und während die beiden ihren Kram von der Bühne räumten, hatte die Aftershowparty mit Mr. FABRIK C – Thorsten Berger, bereits angefangen. Nur wenige verließen nach dem Konzert die Subkultur und gingen heim, ein überwiegender Teil feierte noch weiter. Thorsten hatte die richtigen Songs mitgebracht.

Nach dem Abend waren mir einige fremde Gesichter gleich weniger unbekannt, und auch wenn die Subkultur für mich als Hamburger nicht mein natürliches Habitat ist, so kann ich mich mittlerweile mit dem Gedanken an regelmäßige Besuche dort sehr gut anfreunden.

Fotos: Cynthia Theisinger
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