VNV NATION auf dem Phantastischen Lichterweihnachtsmarkt in Dortmund
Es gibt Weihnachtsmärkte, auf denen man sich hervorragend mit Freunden treffen und ganz viel Glühwein trinken kann, um die schlechte musikalische Beschallung überhaupt zu ertragen. Diese findet man eigentlich stets in der City einer jeder größeren Stadt.
Wenn man in der Adventszeit jedoch auf Atmosphäre steht und nach Angeboten sucht, die nicht beliebig überall zu finden sind, dann sollte man zu besonderen Weihnachtsmärkten gehen. Vor einigen Jahren hatten die Veranstalter des MPS einen Weihnachtsmarkt der Extraklasse ins Leben gerufen: den PHANTASTISCHEN LICHTERWEIHNACHTSMARKT (PLWM) im Fredenbaumpark, in der Dortmunder Nordstadt.
Seit 2022 wird der Markt von der Lichterloh Event GmbH veranstaltet. Die 63 Hektar große Parkanlage erstrahlt im Rahmen des PLWM in märchenhaftem Glanz, der nach Sonnenuntergang seine wahre Herrlichkeit entfaltet. Zwischen mittelalterlichen Handwerksständen, Piratenverstecken und dem Land der Holzdrachen erstreckt sich auch eine Fülle an Ständen für das leibliche Wohl und überall wird auch ohne Schnee durch zigtausende Lampen, Lichter, Fackeln und Feuerstellen eine wohlige Atmosphäre erzeugt, die auch bei usseligem Winterwetter der Besucherseele ein Stück Seligkeit und Behaglichkeit schenken. Wie auch in den letzten Jahren wartet der PLWM für die geneigten Besucher mit vielfältigen musikalischen Highlights an den Wochenenden auf. Die Konzerte finden dieses Jahr erstmals nicht Open Air sondern in einem riesigen 8-Master-Zirkuszelt statt. Wind- und wettergeschützt können so bis zu 3500 Musikfreunde Auftritte vieler Bands aus dem Mittelalterrock- und Folkgenre beiwohnen. Am Sonntag, den 10. Dezember ging es musikalisch in für den PLWM etwas ungewohntere Gefilde – Future Pop. Jedoch ließen sich die Veranstalter nicht lumpen und holten hierfür direkt die Speerspitze des Genres in Form von VNV NATION auf die Bühne. Als Opener und Supportbands wurden VERSUS GOLIATH (deren Auftritt wir leider dank unfähiger Verkehrsteilnehmer verpasst haben) und ADAM IS A GIRL die Chance gegeben, sich dem zahlreich versammelten Publikum zu präsentieren.
Fotos: Ulli
Das Berliner Trio ADAM IS A GIRL um Sängerin Anja Adam verstand es, mit ihrer musikalischen Melange aus Synthie-Pop und Electro die Spielzeit von knapp 40 Minuten gut auszufüllen, und das Publikum zu unterhalten. Allen voran Frontfrau Anja faszinierte mit ihrer gefühl- und kraftvollen Stimme, die den Songs aus ihrem Album „Of Daydreams And Nightmares“ einen Touch melancholischer Nostalgie verleiht.
Fotos: Ulli
In der knappen Dreiviertelstunde Umbaupause konnten die Besucher nochmals über den PLWM flanieren, der gegen 20 Uhr seine Pforten schloss. Jedoch hatten die Essenstände rund um das Zelt noch bis Veranstaltungsende geöffnet, so dass auch ein später am Abend einsetzender Hunger nicht durch grummelnde Mägen für unharmonische Geräuschkulissen während des Auftritts von VNV NATION sorgte.
Direkt mit dem ersten Ton fiel der Unterschied von VNV NATION zur Deutschen Bahn auf – denn dieser erfolgte überpünktlich. Und ab genau diesem Ton war das Publikum im Banne des sympathischen Iren Ronan Harris, der nicht wie vorab vermutet, mit einer weihnachtlichen Zipfelmütze die Bühne betrat, sondern stilsicher unauffällig. Ein Frontmann seines Formates bedarf auch keines extravaganten Bühnenoutfits, und so erschien er in einer praktischen Allwetterjacke, die die Vermutung nahegelegt hat, genau so noch kurz vor dem Auftritt eine Gassirunde mit dem Hund absolviert zu haben. mit „Bevor The Rain“ startete das Quartett in ein zweistündiges Set, das nicht nur aus Songs des jüngst erschienenen Albums „Electric Sun“ bestand, sondern zudem auch älterem Material wie „Standing“ und „Darkangel“. Wie gut Ronan mit dem treuen Publikum interagieren kann, bewies er immer wieder aufs Neue. So wechselte er stets seine Positionen auf der Bühne, lief von links nach rechts (die Bühnenbreite betrug genau 15 harris’sche Schritte…) und rückwärts wieder zurück, reagierte auf selfieschießende Konzertbesucher mit zynischem Augenzwinkern und forderte die Menge vielfach zum Mitsingen auf. So hätte er bei „Illusion“, das den Zugabenblock einleitete, das Mikrofon gar nicht in die Hand nehmen müssen, da das Publikum textsicher die Songs mitgesungen hat.
Untermalt wurde der Auftritt durch eine brilliant abgemischte Lightshow, die die Stimmung der Songs visuell aufwertete, ohne dabei aufdringlich zu wirken. Nach etwas mehr als zwei Stunden schlossen VNV Nation den Auftritt mit „All Our Sins“ ab und konnten zweifelsfrei ohne Glöckchen und Kunstschnee für eine weihnachtlich selige Stimmung bei den zahlreichen Fans sorgen.
