60 Flammenwerfer sagen mehr als 1000 Worte – SABATON, BABYMETAL & LORDI in Hannover

“The Tour to End all Tours” – Für die große Arena-Tour der Schweden von SABATON, die zum Glück nicht ihre letzte ist, sondern deren Name vielmehr an den Titel des aktuellen, 2022 erschienene Albums “The War To End All Wars” angelehnt ist, wurde mit 60 Flammenwerfern und einem übergroßen Schriftzug der Tour groß aufgefahren – und auch das Vorprogramm, bestehend aus BABYMETAL und LORDI, konnte sich sehen lassen. Nun war es endlich so weit, die Tour machte in Hannover in der ZAG Arena halt.

Schon in der Bahn, die an diesem Tag einige Zusatzzüge zum Expo Plaza stellte, wurden die ersten alkoholischen Kaltgetränke zu sich genommen und der Anzahl der zur Szene passenden Band- und Festival-Shirts nach zu urteilen würde es voll werden – rund 8.500 Fans fanden am Ende den Weg in die Arena.

Los ging die wilde Fahrt mit LORDI. Seinerzeit, in aller Munde durch ihre Teilnahme am ESC, sind die Finnen auch heute noch ein Garant für eine gute Show. So auch an diesem Abend – auch wenn Mr. Lordi scherzhaft sagte, dass die Anwesenden jetzt Pech hätten und sich statt mit schwedischem und japanischem Metal erstmal mit finnischem Hardrock zufriedengeben müssen. Das Versprechen an SABATON “To let you guys sweat your balls off” haben sie auf jeden Fall eingelöst. Showmäßig gab es wieder so einiges zu sehen – natürlich in erster Linie die gruselig-genialen Kostüme, die Skelette, die an dem schon für SABATON bereitstehenden Stacheldrahtzaun platziert waren, ausfahrbare Flügel, Co²-Kanonen, eine Kettensäge. Hier gab es was für die Augen UND die Ohren – und das sollte sich diesen Abend nicht mehr wirklich ändern…

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Fotos: Cynthia Theisinger

… oder vielleicht doch… Nach gut 40 Minuten LORDI und einer erfrischend kurzen Umbaupause war es Zeit für BABYMETAL. Man mag von der Band halten, was man mag, aber live haben sie irgendwie nicht so richtig gezündet. Es ist vermutlich schon etwas schwierig, als Band mit sehr viel Choreo und wenig “echtem” Metal vor einer Band wie “noch ein Bier”-SABATON zu spielen. Das Hannoveraner Publikum reagierte verhalten – und das nicht nur, weil es eben Hannoveraner sind, denn dass die Anwesenden ordentlich feiern und die Matte kreisen lassen konnten, hatte man bei LORDI und würde man bei SABATON später noch sehen – bei BABYMETAL allerdings sah man in unschlüssige Gesichter. Ist das Kunst oder kann das weg? Musikalisch klar auf hohem Niveau, auch wenn hier die Band an sich mit Masken verhüllt in den Hintergrund gestellt wurde und nur die drei Sänger- und Tänzerinnen die Show bestritten. Und eben das war die Crux an der Sache – bei Metal erwartet man fliegende Haare und Gitarrensoli – hier gab es – böse gesagt “Rumgehopse und Wedeln mit den Armen”. Zusätzlich gab es bis auf ein “Hallo Hannover! Wir sind BABYMETAL, alles gut?” so gut wie keine direkten Ansagen – die komplette Show wirkte komplett durchgeplant – jeder Schritt, jedes Wort – nichts wurde dem Zufall überlassen. Irgendwie wirkte das alles zu künstlich, denn dass man eine Show auch durchplanen kann, und sie trotzdem natürlich wirkt, konnte man bei der Hauptband des Abends deutlich sehen.

(Normal würdet ihr hier nun Bilder von BABYMETAL finden. Aufgrund der weder akzeptablen noch nachvollziehbaren vertraglichen Vorgaben des Bandmanagements von BABYMETAL haben sich jedoch alle Redaktionen in Hannover geschlossen dazu entschieden, auf Fotos der Band von diesem Abend zu verzichten.)

Kaum hatten BABYMETAL die Bühne verlassen, flammten im Publikum immer wieder vereinzelt “Noch ein Bier”-Sprechchöre auf – und je näher das Ende der Umbaupause rückte, umso lauter und durchgehender wurden diese. Ob SABATON will oder nicht – dieses Markenzeichen werden sie wohl nie wieder los. Das Hallenlicht erlosch – die Chöre flammten zu einer neuen Höchstlautstärke auf, als die ersten Töne von “Ghost Division” erklangen – doch was war das? Eine Fehlzündung? Panisch auf der Bühne herumlaufende Techniker ließen es vermuten, es entpuppte sich aber als Showelement und losging die wilde Fahrt mit viel Feuer, Schnee, Konfetti, Bazookaschüssen und natürlich Bier – man hatte extra Andy, der passenderweise aus Hannover kommt, mitgenommen, um den wichtigsten Part der Show zu übernehmen – die Versorgung mit Bier. So war schneller als man schauen konnte, das erste Kaltgetränk geext. Auch wenn man die Bühnenshow der Schweden mindestens als großartig, wenn nicht sogar als phänomenal bezeichnen kann, so ist auch die Bühnenpräsenz der Musiker hervorzuheben. Jeder einzelne strahlt eine Spielfreude aus, dass man gar nicht anders kann, als sich voll und ganz mitreißen zu lassen. Und bei SABATON darf sogar der Drummer Ansagen machen und wurde nicht hinter tausenden Becken oder im Nebel versteckt.

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Fotos: Mirco Wenzel 

So heizte man – im wahrsten Sinne des Wortes, denn die Temperatur in der ZAG Arena stieg sehr schnell merklich – durch ein Set, bei dem zwar klar das neueste Werk im Vordergrund stand, aber das keine Wünsche offen ließ. Auch wenn man schon allein wegen der Pyro-Effekte und den Schauspielern, die bei einigen Songs wahlweise Soldaten oder andere Charaktere verkörperten, eine gewisse Choreo einhalten musste, um nicht spontan komplett gegrillt zu werden – hier wirkte alles so natürlich und ungezwungen. Von einem brennenden Klavier über eine “zerschossene” Leinwand, einem mit einer Bazooka beschossenen Drummer bis hin zu einem “Giftgasangriff”, jeder Song wurde passend optisch untermalt, und wenn es auch manchmal “nur” die Farbe des Lichts war. Nach dem “Giftgasangriff” wurde es kurz still und emotional – Bassist Pär hielt eine kurze Ansprache zu dem letzten Album, das unglücklicherweise direkt zu Beginn des Ukraine-Konflikts veröffentlicht wurde und daher aus Respekt nicht massiv beworben wurde. Dennoch erreichte das Album Platz 1. Dafür bedankte sich Pär bei den Anwesenden und es wurde mit “Christmas Truce” weihnachtlich in der Halle. So war man dann am Ende des Sets angekommen, doch – wie sollte es anders sein – Hannover wollte mehr. Also wieder zu den “Noch ein Bier”-Chören zurück. Das gab es dann auch – sogar zwei direkt auf Ex – mehr wollte Sänger Joakim dann doch nicht trinken, da er Skandinavier sei und sich dann ausziehen würde – natürlich schaltete Hannover direkt auf “Ausziehen”-Rufe um. Mit “To Hell and Back” und nochmal einer ordentlichen Portion Pyro sowie Konfetti ging der Abend dann endgültig zu Ende, auch wenn man die “Noch ein Bier”-Rufe noch bis in die Bahn hörte.

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Fotos: Mirco Wenzel

 

Cynthia Theisinger

#metalyoshi :P Du kannst frei sein - nur für dich - lass alles los du brauchst es nicht. Ich höre: Da blicke selbst ich nicht mehr durch Oo - von Melo-Death über Metalcore über Punk bis hin zu EBM und übelstem Industrial (hauptsache es scheppert ordentlich^^) eigentlich alles...

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