Review: THE 69 EYES – Death of Darkness
So unerwartet wie willkommen melden sich THE 69 EYES mit ihrem mittlerweile achten Studioalbum zurück und nehmen uns mit auf eine Reise zurück in die frühen 2000er. Also zumindest emotional alle, die zu dieser Zeit schon in Diskos gegangen sind und zu „The Chair“ dramatische Performances auf der Tanzfläche abgeliefert haben.
Oben benanntes Jahrzehnt war zweifelsohne das erfolgreichste der Bandgeschichte. Mit ihren beiden Alben „Blessed Be“ (2000) und „Paris Kills“ (2002) konnten die Musiker sich wochenlang an der Spitze der Albumcharts in ihrer finnischen Heimat halten, „Paris Kills“ schaffte es auch in die deutschen Charts. Dem düsteren, rockigen Charm von THE 69 EYES erlagen quer durch die schwarze Szene in Europa viele junge (oder nicht mehr ganz so junge) Menschen und fühlten sich in ihrem dunkeldurstigen Dasein gesehen und bestärkt. Es foltgen bejubelte neue Alben, Best ofs und Live-Mitschnitte und 2019 der Longplayer „West End“ zum 30. Jubiläum der 1989 gegründeten Combo.
Kann nun die neue Scheibe an frühere Erfolge anknüpfen?
Direkt im ersten und titelgebenden Song „Death Of Darkness“ entsteht das Gefühl, dass seit den Anfängen von THE 69 EYES kaum Zeit vergangen ist. Wie gewohnt trägt Jyrki Linnankivis ruhige Stimme uns durch die Dramatik des Stückes und wird nur hin und wieder durch kunstvolles Gekreische abgelöst. Musikalisch ist alles wie immer und könnte langweilig wirken, wäre es nicht so gut umgesetzt. Ein schöner und gelungener Auftakt des neuen Albums, den die Fans mit Sicherheit feiern werden!
Mit dem zweiten Lied „Drive“ wird es erfrischend rockiger und zur großen Verwunderung richtig gut gelaunt. Etwas, das frühere Veröffentlichungen der Finnen ein wenig vermissen ließen und eine deutliche Weiterentwicklung der Band zeigt. Direkt im Anschluss wird es mit „Gotta Rock“ zwar wieder etwas ruhiger, aber nicht weniger humorig und sprachlich wirklich richtig gut gelungen.
Die Ballade „This Murder Takes Two“ ist die absolute Überraschung ! Das Lied erinnert an eine Country-Ballade, die sich in einen Tarantino-Film geschlichen hat. Hier hatten die Musiker nicht nur Unterstützung durch Sängerin Kat von D, sondern der Song entstammt auch einer Kooperation mit Johny Cashs Sohn John Carter Cash. Wenn das mal kein Garant für einen Hit ist!
Zurück in rockige Gefilde bringen uns dann „California“ und „Call Me Snake“, auch beide Songs wieder gut gelaunt, humorig und mit einem Südstaaten-Anstrich, mit dem bei einem Album von THE 69 EYES wohl niemand gerechnet hat.
Wie um uns zurück in die Sphären wohliger Selbstmitleidstränen zu geleiten, wecken „Dying In The Night“ und „Something Real“ Erinnerungen an die Teenie-Zeit in der Schwarzen Szene, mit all dem Liebeskummer, der Unverstandenheit und dem persönlich heraufbeschworenen und gerne zum Baden genutzten Drama.
Das abschließende Lied „Outlaws“ macht damit nochmal weiter, nur mit weniger triefendem Herzschmerz und mehr Hoffnung. Offensichtlich haben auch die Musiker mit diesem Album an Jugenderinnerungen angeknüpft, sie aber auch mit dem abgeglichen, was sie als Erwachsene lernen durften – Es geht immer weiter!
Fazit:
Mit „Death Of Darkness“ haben die Jungs von THE 69 EYES geschafft, woran viele vor ihnen musikalisch gescheitert sind, nämlich geschickt Altes mit Neuem zu verbinden. Das neue Album überrascht, macht Spaß und kommt trotzdem immer wieder zu den düsteren und traurigen Ursprüngen der Band zurück. Ich habe mich allerbestens unterhalten gefühlt und hätte gerne mehr als zehn Song gehört. Von „Drive“ habe ich noch immer einen Ohrwurm und gebe absolut verdiente
9 von 10 Sternen.
Tracklist:
1. Death of Darkness
2. Drive
3. Gotta Rock
4. This Murder Takes Two
5. California
6. Call Me Snake
7. Dying In The Night
8. Something Real
9. Sundown
10. Outlaws