REVIEW: SONO sehen sich mit “In The Haze” im Dunst, wir nicht!
Gleich zu Beginn je eine schlechte und eine gute Nachricht. Die Schlechte zuerst: wer SONO hauptsächlich wegen der bassstarken Tanztempelhymnen liebt, muss jetzt ganz stark sein, denn „In The Haze“ ist das wohl bisher poppigste Album der Hamburger. Die gute Nachricht ist aber, das der aktuelle Sound der Band sehr gut steht und trotzdem überwiegend tanzbar bleibt. Wenn ihr diesen vermeintlichen Schock verdaut habt, folgt uns durch den Dunst des Albums, wir vermitteln euch bestmöglich einen Eindruck von diesem Longplayer.
Tanzen mit Niveau
SONO traten vor gut 23 Jahren mit einem Paukenschlag auf der Bildfläche auf. Im Jahre 2000 schallte es von überall „Keep Control“: aus den Jugendradios, in Diskotheken und Clubs, in den den Charts. Und es ging auf diesem Level weiter mit „2000 Guns“, „Blame“, „A New Cage“, „Allways Something Missing“, „Supersonic“, „Flames Get Higher“… Diese Liste ließe sich spielend verlängern.
Allen Songs war gemein, das ihnen überwiegend ein satter Sound mit viel Bass und treibende Beats zugrunde lagen, das Topping variierte dann von Synth Pop bis Tech House. JIMI TENOR sagte in den Neunzigern mal in einem Interview zu dem ihm verpassten Label „Intelligenter Techno“, das es keinen intelligenten Techno geben könne. SONO schienen immer den Gegenbeweis antreten zu wollen und das auch noch mit Erfolg.
Die Musik war energetisch und tanzbar, oft eine kräftige Wall of Sound und dazu gab es tiefgründige Lyrics, elegant vorgetragen. Im Grunde ist das das bewährte Grundrezept von SONO. LENNART A. SALOMON ist ein Vollblutmusiker und umtriebiger Songwriter. Neben seiner Mitgliedschaft im hier besprochenen Trio ist er auch solo unterwegs (schaut mal hier auf seine Homepage) und bringt seine Fähigkeiten in Werke anderer ein. Aktuell kann man das unter anderem bei MORPHOSE (u.a. „Spin The Wheel“) und DSTR’s MODERAT Cover „Bad Kingdom“ nachprüfen und bewundern.
By the way: Generell solltet ihr dem Herrn Salomon und seinem Solo- Programm durchaus etwas mehr Aufmerksamkeit widmen, denn ihr bekommt da richtig gute Musik auf die Ohren.
Aber zurück zu SONO und den Menschen dahinter. Für die Musik zeichnen sich FLORIAN SIKORSKI und MARTIN WEILAND verantwortlich. Beide sind experimentierfreudige Soundtüftler. Von Big Beat Brettern über krawalligen Break Beat zu Electro, von detailreichem Techno über House zu Pop wird alles geboten, was elektronisch so machbar ist. Und an dieser Stelle schließt sich dann auch der Kreis zu „In The Haze“, denn hier wird wieder anständig mit gespielt. Getreu dem Motto „Vorwärts immer, Stillstand nimmer“!
In The Haze
Das Album startet noch mit dem durchaus bekannten deepen Dance der Hamburger, deutlich housig, weiche Bassdrum, trancige Flächen und ein durchaus verträumter Gesang. Kurz, „Joy Of Life“ könnte der Soundtrack des kommenden Sommers werden. „New Kid In Town“ ist eine geschmeidige Alternative Electro Pop Nummer, die leicht, aber nicht oberflächlich daherkommt. Hier und da blinzeln ein wenig die 80s durch, dem Trend können sich auch hochmoderne Soundfrickler wohl nur schwer entziehen. Etwas deutlicher wird das bei „Trusting You“, wo gewisse Soundelemente aus dem allgegenwärtigen Kultjahrzehnt kräftig wirken und eine verspielte Kulisse für den im klassischen Pop Arrangement gehaltenen Song bereitstellen.
Den Klimax dieser Entwicklung erreichen wie mit „Never Die“. Würde er nicht so satt klingen, könnte man seine Herkunft locker in einem Zeitfenster von 1986 bis 1988 vermuten. Und Es ist Trotz oder Wegen (hier dürft ihr euch das passende Wort aussuchen; Anm. der Redaktion) genau dieses Retro Gewandes der erste absolut empfohlene Anspieltipp! Macht euch selbst ein Ton – äh – Bild:
Mit „Still Here (with Rafael Cerato)“ verlassen wir diese Sphäre aber sofort wieder und hören etwas, was man als SONO Classic bezeichnen könnte. Glaubt uns, diesem Brecher werdet in den Clubs dieser Welt zukünftig kaum aus dem Weg gehen können, egal in welcher Szene. Witzigerweise ist aber auch das irgendwie Retro, denn an diesen Sound denken vermutlich die meisten, wenn sie den Namen SONO hören. Dabei hat RAFAEL CERATO da einen gar großen Anteil daran. Bereits im Januar diesen Jahres erschien dieser Trance- House- Song dann auch unter seinem Namen auf ARMIN VAN BUURENs ARMADA Label. Und damit ist es bereits unser zweiter Anspieltipp, denn diese Nummer ist nicht nur etwas für Ohren und Hirn, sondern für den ganzen Körper. Tanzt, bis die Füße bluten!
Die Tracks sechs und sieben bilden eine Einheit, da sie ineinander übergehen und direkt zu verschmelzen scheinen. „The Haze (Interlude)“ und „Can You Hear Me“ vereinen sich nicht nur miteinander, sondern auch große Gefühle mit paralleler Coolness. Diese Kunst beherrschen SONO wie kaum eine andere Band. „Together“ lockert all dies wieder auf und breakt im Upper Tempo durch den Raum, das es nur so eine Freude ist. Ein Song zum Liebhaben, wir sind bereits jetzt regelrecht betrunken von dieser Mischung. „Light It Up (Edit)“ ist dann wieder so etwas wie ein SONO Classic. Man wird das Gefühl nicht los, ihn schon seit 20 Jahren zu kennen…
In eine ähnliche Kerbe schlägt „Disconnect“, welches stramm Electro- Housig daher kommt, jedoch mit einer latenten Melancholie, die sich durchaus auf den Hörer überträgt – großes Kino.
Zum Abschluss gibt uns das Trio noch einmal „Trusting You“ mit auf den Weg, diesmal allerdings als “Acoustic Version” mit Piano, Gitarre und Streichern im Background. Nach den Wellen dieses Werkes nun also die endgültige Erdung, die Ankunft.
Fazit
Das wohl poppigste Album von SONO erfindet nichts neu, führt aber das Spiel mit Sounds und Gefühlen auf den Level der Perfektion. Es ist das wohl abwechslungsreichste und beste Werk der Hamburger Jungs bisher. Für einen ersten Eindruck über die Spannweite empfehlen wir euch dringend „Never Die“ und „Still Here (with Rafael Cerato)“. Was wir nun machen? Nun, wir starten direkt von vorn, denn dieses Album ist mit ein paar Mal hören nicht erledigt, es ist wie gemacht für akustische Entdeckungsreisen und echtes Genusshören….
9/10
Daten und Fakten
Act | SONO |
Release | In The Haze |
Release Date | 07.04.2023 |
Label | Kontor Records |
Medien | Vinyl, CD, digital, Stream |
Quellen | überall im Musikhandel und auf allen großen Plattformen |
Tracklist
- Joy Of Life
- New Kid In Town
- Trusting You
- Never Die
- Still Here (w/ Rafael Cerato)
- The Haze (Interlude)
- Can You Hear Me
- Together
- Light It Up
- Disconnect
- Trusting You (Acoustic)
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