Review: DEPECHE MODE – “Memento Mori”
Mit ihrem 15. Studioalbum „Memento Mori“ präsentieren DEPECHE MODE ihr erstes Duo–Projekt nach dem tragischen Tod von Gründungsmitglied Andrew Fletcher und nehmen uns dabei anscheinend mit in psychologische Verarbeitungsprozesse. Zwölf neue Songs umfasst der Longplayer und ist leider so tiefgründig wie deprimierend.
Die 1980 gegründete Synth Pop-Band war lange Jahre einer der ganz großen Namen der schwarzen Szene, und ist es wohl noch immer. Mit früheren Hits wie „Personal Jesus“, „Strangelove“ oder „Enjoy The Silence“ begeisterten die Briten ein breites Publikum und können auf eine stolze Anzahl von über 100 Millionen verkauften Tonträgern zurückblicken.
„Memento Mori“ nahm in der Anfangsphase der Corona–Pandemie Gestalt an und diese hatte einen großen Einfluss auf Stimmung wie Texte des neuen Projekts. Schon im ersten von Störgeräuschen begleiteten Song „My Cosmos Is Mine“ wird die Zerrissenheit zwischen Bedrohung, Freiheit und dem Anspruch des Individuums auf persönliche Entwicklung gut eingefangen.
Ein wenig positiver – zumindest musikalisch, wenn auch nicht lyrisch – ist „Wagging Tongue“ und befreit etwas von der drückenden Schwere des vorherigen Liedes. Dankenswerterweise macht das dritte Stück „Ghosts Again“ damit weiter. Es präsentiert eine intensive emotionale Auseinandersetzung mit Leben und Tod, ohne dabei zu deprimierend zu werden.
Damit hat es sich aber erstmal mit dem Verzicht auf Deprimierendes. „Don’t Say You Love Me“ und „My Favourite Stranger“ reißen uns wieder genau in diese Stimmung und hinterlassen eine traurige Leere, die „Soul With Me“ mit einer Prise Depression füllt.
Aus dieser werden wir auch leider für eine lange Zeit nicht entlassen, genauer gesagt geht es erst ab Song zehn „Always You“ stimmungsmäßig ein wenig bergauf. Das letzte Lied „Speak To Me“ erschafft zumindest noch ein bisschen Hoffnung auf Besserung, zumindest in der ersten Hälfte des Songs – und verhindert, dass sich die Hörenden nach der Platte zu sehr mit suizidalen Gedanken befassen. Aber keine Sorge, liebe Fans der melancholischen Selbstmordgedanken, der zweite Teil wirft euch wieder in die Jauchegrube der Verzweiflung.
Tatsächlich waren DEPECHE MODE selten so traurig und ernst wie in „Memento Mori“. Natürlich legt das der Titel auch nahe, allerdings ist fragwürdig, wie sehr diese Form des überzeichneten Leidens noch das gleiche Publikum ansprechen kann wie in den letzten drei Jahrzehnten.
Fazit:
Kann nun das neue Album an frühere Erfolge anknüpfen? In meinen Augen definitiv nicht. Es fehlen Abwechslung, Tanzbarkeit, sowie ein bisschen Leichtigkeit. Natürlich ist handwerklich alles in bester Ordnung, aber von einer derartigen Szenegröße wie DEPECHE MODE dürften wir alle etwas mehr erwarten, als sie uns hier bieten. Vielleicht ist die Zeit ihrer großen Hits wirklich vorbei und so gebe ich schweren Herzens
5 von 10 Sternen.
Tracklist:
1. My Cosmos Is Mine
2. Wagging Tongue
3. Ghosts Again
4. Don’t Say You Love Me
5. My Favourite Stranger
6. Soul With Me
7. Caroline’s Monkey
8. Before We Drown
9. People Are Good
10. Always You
11. Never Let Me Go
12. Speak To Me