Review: ZSK – “HassLiebe”
Mit „HassLiebe“ präsentieren die Punkrocker aus Göttingen bzw. mittlerweile Berlin ihr neues Studioalbem – und das kann ohne Übertreibung als das bisher bester ihrer Laufbahn bezeichnet werden!
Lange Zeit waren die Jungs von ZSK ein Geheimtipp in der Szene. Seit ihrer Gründung 1997 spielten die Musiker auf verschiedenen kleinen Konzerten und Festivals und mausern sich dank ihrer kompromisslosen politischen Statements sowie ihrer pogotauglichen Musik schnell zu einer festen Größe in den AZs und Hinterhof – Konzerten der deutschen Punkgemeinde. Die antifaschistische Szene begann, ihre Lieder auf Demos zu hören und zu singen und die Zeiten als kleine unbekannte Truppe waren bald vorbei. Schon bald wurden ZSK Vorband zu Szenegrößen wie DONUTS, DEAD KENNEDYS, BAD RELIGION oder DIE TOTEN HOSEN.
Nach einer Trennung im Jahr 2007 und der Neugründung in 2011 änderte sich zwar einiges an der Besetzung, nicht jedoch an ihrer Beliebtheit und der Intensität ihrer Texte. Im Jahr 2000 spielten sich die Punks mit „Ich habe besseres zu tun“ nicht nur mal wieder in die Herzen ihrer Anhänger, sondern setzten auch ein deutliches Zeichen in der Corona – Pandemie. Und bei der Überreichung „seines“ Liedes luden sie Christian Drosten auch leich dazu ein, den Song gemeinsam mit ihnen auf der Bühne zu performen.
Genug der Laudatio, wann kann denn jetzt dieses neue Album?
Direkt im ersten Lied geht es um ein Thema, das so brisant ist in der heutigen Zeit wie nur wenige andere – den Klimawandel. Gewohnt klar und eindeutig positionieren sich ZSK an der Seite der Klimaschützer und gegen die wohlstandsverwöhnte Gesellschaft, die nicht versteht, dass wie alle nicht so weitermachen wie bisher „Wie brechen uns selber so gut wir das können beim Feiern das eigne Genick“. Besser lässt sich unser Umgang mit dieser globalen Bedrohung kaum zusammenfassen.
Wie um den bitteren Nachgeschmack, den das erste Lied hinterlässt, zu vertreiben, geht es danach erstmal ums Wochenende, Feiern und verlorene Jugend/Liebe.
Als neue feministische Hymne könnte sich zweifellos das vierte Lied „Scheißtyp“ entwickeln. Gegen instagramable reiche Angebertypen, die niemand wirklich leiden kann, sollte es deutlich mehr Lieder geben! Vielen Dank dafür, auch für den Ohrwurm!
In „Glück“ gibt es die ersten Ska-Elemente auf dem neuen Album, die wunderbar zum Text passen. Einfach mal ein in einem Lied ein großes Dankeschön an all die tollen Menschen hinaussingen, die nicht nur jeden Tag versuchen, die Welt zu einem besseren Ort zu machen sondern auch den ganzen pessimistischen Ewiggestrigen den Mittelfinger entgegenstrecken, sollten wir öfter tun!
In dem Song „Beratungsresisstent“ tun ZSK letzteres sehr ausführlich mit der (sogenannten) Querdenkerszene, die seit Beginn der Pandemie rummimimiert und alle nervt. „Du glaubst an YouTube, ich an die Wissenschaft.“ Mehr gibt es zu euch Schnieptröten echt nicht zu sagen! Und mehr Raum bekommt ihr hier auch nicht.
Mut machen wollen die Musiker auf ihrem neuen Album und alle zum Durchhalten motivieren. Und sagen, dass jede*r von uns nicht der letzte vernünftige Mensch auf dieser Erde ist. Sehr eindrucksvoll tun sie das besonders in „Stärker als die Angst“. Die Zeilen „Aber mich kriegt sie nicht, ich bleib weiter stabil, was auch immer da kommt, es kann kommen was will“ summeriert wohl unser aller Kämpfen in den letzten Jahren, gegen Nazis, durch Lockdowns und gegen Krieg.
Das titelgebende Lied „HassLiebe“ tut in seiner emotionalen wie musikalischen Intensität fast schon weh und zeigt textlich eine neue Seite der Band. Genau das tut auch der letzte ungewohnt ruhige Song „Und ich höre Dich atmen”.
ZSK zeigen auf ihrem neuen Album, dass sie mit den Jahren nichts von ihrer eindringlichen Kraft verloren haben. Das Anhören ist ein pogendes, politisches Fest mit erhobenen Mittelfinger!
Fazit:
Viel mehr wäre wirklich nicht gegangen. ZSK liefern auf „HassLiebe“ alles, was die Fans sich nur hätten Wünschen können und vielleicht sogar noch ein kleines bisschen mehr. Deutscher Punkrock at it’s best!
Bewertung: 10/10 Sternen
Tracklist:
1. Darwin
2. Ich liebe dieses Leben
3. Neuanfang
4. Schweißtyp
5. Glück
6. Hipster
7. Beratungsresisstent
8. Bleib einfach wie Du bist
9. Tränen. Schweiß und Blut
10. Stärker als die Angst
11. Himmel
12. HassLiebe
13. Und ich höre Dein Atmen
Tourdaten:
09.02.2023 (GER) Köln, Carlswerk + Zebrahead
10.02.2023 (GER) Lindau, Vaudeville + Zebrahead
11.02.2023 (AUT) Wien, Arena + Zebrahead
16.02.2023 (GER) Frankfurt, Das Bett
17.02.2023 (SUI) Solothurn, Kofmehl Halle + Zebrahead
18.02.2023 (GER) München, Backstage + Zebrahead
24.02.2023 (GER) Berlin, Astra + Zebrahead
25.02.2023 (GER) Hamburg, Markthalle