SPOTLIGHT: Jens Klostermann öffnet unser Wohnzimmer für euch

Jawoll, es ist wieder soweit und wir begrüßen euch zu einem neuen SPOTLIGHT. Heute zerren wir einen Clubbetreiber ins Rampenlicht, den einige unserer Standardleser vielleicht kennen dürften: JENS KLOSTERMANN, seines Zeichens Betreiber der SUBKULTUR in der Hannoveraner Nordstadt.
Sowohl Club, als auch Jens tragen völlig zurecht das Prädikat „Unikum“, wie ihr spätestens nach diesem Artikel wohl auch bestätigen werdet. 

Subkultur Hannover Logo, Jens Klostermann/ Love Music Hate Racism

So, kommen wir nun zum Wesentlichen…

Unser Stellvertreter der Zunft der Clubbetreiber zeigt bereits mit den ersten Antworten auf unsere Fragen, dass sich niemand abschreiben muss, nur weil er von Kindesbeinen an unter schwierigsten Bedingungen aufwächst. Aus jedem kann etwas werden, dafür steht Jens exemplarisch. Besonders hart trifft uns die Mitteilung, dass Herr Klostermann in den frühen siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts (boah, klingt das immer furchtbar; Anmerkung des Redakteurs, der heute mehr als nur einen Clown zum Frühstück hatte) im tiefsten Sauerland das Licht dieser fiesen Welt erblickte. Was er da sah? OK, vermutlich erst einmal die beste Seite seiner Mutter, später dann eine Burg und darunter ein verschlafenes, kleines Städtchen entlang eines Flusses in einer Schlucht.

Und es wurde nicht besser dadurch, dass er als Kind Blockflöte spielen lernen musste, und von seinem Vater mit Liedern von ENGELBERT HUMPERDINCK auf der Heimorgel malträtiert wurde. Auch an dieser Stelle noch einmal unser tiefempfundenes Mitgefühl. Jens‘ Aussage „beides war ziemlich beängstigend!“ können wir vollumfänglich bestätigen. In früher Jugend verschlug es die Familie Richtung Hannover, was der JENS KLOSTERMANN damals als Katastrophe, rückblickend aber als beste Fügung des Schicksals betrachtet.
Denn dies hatte für die musikalische Sozialisierung unseres „Stars“ einen musikalischen Impact, der seines Gleichen sucht, und den Grundstein für den weiteren Lebensweg legte.
Er kam mit den ersten Platten von DIE ÄRZTE und BÖHSE ONKELZ in Berührung, bevor er zum Psychobilly kam. Halt, kurz zurück – ÄRZTE und ONKELZ in einem Satz? Ja klar, damals kein Problem. Für alle bereits sehr aufgeregten Leser: die ONKELZ begannen als Punks und teilten Songbeiträge auch auf den gleichen Compilations (heute begehrte Sammlerware; Anm. der Redaktion), bevor das Label, auf dem die ONKELZ gesignt waren, immer extremer und rechter wurde. Dies hatte ebenso Auswirkungen auf die Band, wie die damaligen Entwicklungen in Frankfurt/ Main. All dies sollte man wissen, bevor man laut schreiend mit Keulen winkt.
Jetzt aber weiter im Text: unser Jens feierte also die Musik, die Typen, die „Frisen“ und vor allem die Andersartigkeit dieser Szene. Alles „Normale“ hatte da bereits eine abstoßende Wirkung auf den Helden unserer Geschichte. Das er in dem richtigen Alter für dieses Sex `n’ Drugs `n´ Rock’n’Roll war und es dementsprechend…, ach, lassen wir DAS besser ungeschrieben.
Beruflich lief es für Herrn Klostermann aus gesundheitlichen Gründen nicht ganz so rund, was er heute sehr bedauert. Er hat sich mit einigen Jobs durchs Leben schlagen müssen, wovon die in einem Tattoo-Studio und als Fahrer für die Lebenshilfe wohl als weitere prägende Erlebnisse gewertet werden können.
Es war die Zeit, in der Jens die ersten Gehversuche als Veranstalter machte. Zusammen mit seinem Freund Oli, dem Gäste des Klubs heute als „Devil O.“ bereits am Eingang garantiert über den Weg laufen, gründete er das „SUBCULTURE TEAM HANNOVER“. Und auch das bis heute gültige Motto „Love Music Hate Racism“ entstand zu dieser Zeit. Ab zirka 2012 war das Duo bemüht, dem heiß geliebten Psychobilly zu neuer Stärke zu verhelfen und vor allem natürlich die Heroen der eigenen Jugend wieder im Raum Hannover feiern zu können.
Damals noch als wandernde Veranstalter ohne feste Homebase unterwegs, dann alsbald regelmäßig in der „GROSSE WELT“, wie die SUBKULTUR damals noch hieß, zu Gast.
Letzteres erwies sich als Glücksfall, denn man war im lokalen Umfeld etabliert und beliebt, weshalb man nach dem unrühmlichen Ende der „GROSSE WELT“ die Lokalität zur Übernahme angeboten bekam. Dass unser Team hier zugegriffen hat, ergibt sich bereits aus der Bezeichnung dieses Artikels, oder? Zitat JENS:

„Das Konzept `Der Musikklub der Subkulturen´ spricht ja eigentlich für sich! Die SUB sollte ein Klub werden, in dem sich die verschiedensten Subkulturen wohlfühlen. Eine Hommage an alte Hannoveraner Clubs wie INDEX, RÖHRE, BASE, ETERNITY etc. Und das ist er ja auch geworden.“

Dem kann die Redaktion, die in Teilen in Hannover ansässig ist, und vielen Veranstaltungen in dieser Venue beiwohnt, nur zustimmen. Es ist tatsächlich ein Wohlfühlklub, in dem sich auch der Autor dieser Zeilen schon beim erstmaligen Betreten heimisch fühlte. Und auch die Parole „Love Music Hate Racism“ ist dort deutlich sichtbar nicht nur eine Phrase, sondern eine Lebenseinstellung – vom Personal ebenso, wie von den Gästen.
Auch für die grobe Jobbeschreibung nutzen wir hier direkt ein Zitat des Herrn KLOSTERMANN aus Hannover:

„Der Alltag eines Klubbesitzers ist wie jede Selbständigkeit. Im Prinzip dreht sich die ganze Woche um den Laden!  Reinigen, Booking, Einkaufen, Reparieren, Vorbereiten, Arbeiten – selbst und ständig, haha.“

Nehmen wir das mal nicht zu wörtlich, hat er doch großartiges Personal am Start, zeichnet es eben doch ein gutes Bild. Denn wohl die meisten Szeneclubs werden mit reichlich Herzblut betrieben und da gibt es eben keinen wirklichen Feierabend.

LOVE MUSIC HATE RACISM

Der Grundstein der Unternehmensphilosophie

Das Programm erstellt der Chef überwiegend selbst. Nach der Aussage von Jens ist die SUBKULTUR mittlerweile „so bekannt, berühmt und berüchtigt“, dass Künstler dort gern auftreten und mit Bookinganfragen auf den Betreiber zukommen. Unser Protagonist beschreibt es als sehr schönes Gefühl, diesen Status sowohl bei den Gästen, als eben auch bei Künstlern und Geschäftspartnern erreicht zu haben. Auch dies nur ein mögliches Ergebnis, wenn man ein solches Unterfangen nicht als „Muss“ und „Job“, sondern als Herzensangelegenheit betrachtet.

Im Zuge der Pandemie kamen natürlich auch auf die SUB harte Zeiten zu. Ist ja nichts Abstraktes, ihr habt es alle selbst aus unterschiedlichen Perspektiven erlebt, versteht das also.
Auch hier möchten wir den Chef JENS KLOSTERMANN persönlich zu Wort kommen lassen:

„Krisen gibt es nicht, nur Herausforderungen! Jeder ist seines Glückes Schmied. Natürlich hat Corona ein großes Loch gerissen! Wir sind aber durch die großartige SUB-Familie (unsere Gäste) so dermaßen toll unterstützt worden und auch der Bund hat in unserem Falle sehr geholfen, sodass wir einigermaßen gut ins Jahr 2022 gekommen sind. Sicher, die ersten Monate kamen aus verschiedenen Gründen weniger Gäste, aber das wird jetzt wieder besser, und ich sehe 2023 positiv entgegen! Viele Aktionen, die wir in der Corona-Zeit gestartet haben, ziehen noch heute ihre Spuren nach sich: Black Summer Lounge auf der EXPO, der Kauf des Busses für Youtube-Interviews, Streamings, Spendenaktionen, T-Shirts, etc., alles Aktionen, die uns sehr geholfen haben.“

Der Autor macht sich die Erstellung dieses Beitrages verdammt einfach und wirft gleich noch ein Zitat in die Runde. Nicht aus Faulheit (Ruhe, wertes Kollegium! Lauter Ausruf des Autors), sondern weil da so viel drin steckt, was man nur schwer beschreiben könnte:

„Mein Job ist mein Laden und mein Laden ist mein Baby! Das Baby läuft nur mit dem großartigen SUB-Team … und der megageilen, treuen SUB-Familie. Team und Gäste ergeben eine Symbiose, die sich selbst trägt. Jeder ist darin ein tragender Stein, um dieses einmalige ‚System‘ SUBKULTUR Hannover am Leben zu halten! Jedes Teammitglied macht seinen Job für’s große Ganze! Ich glaube, das Verhältnis Team + Gäste/ Gäste + Team/ Gäste + Club/ Klub + SUB- Familie ist in Hannover (oder auch größer gedacht) einmalig. Alle freuen sich, ihre Zeit in ihrem ‚zweiten Wohnzimmer‘ unter Freunden und Gleichgesinnten zu verbringen. Irgendetwas haben wir da wohl in den letzten sieben Jahren richtig gemacht…!”

Das sagt doch viel mehr und viel ergreifender, als alles, was der Schmierfink von SHARPSHOOTER-PICS.DE hier in die Tastatur klöppeln könnte.

 

Auf die Frage, ob er alles noch einmal so machen würde und diesen „Job“ empfehlen könnte, antwortete unser Event-Arrangeur mit einem klaren „Jain”. Für die Gäste würde er es jederzeit wieder tun, allerdings ist dieses Geschäft mit einem Club von der Größe der SUB finanziell ein risikoreiches, was natürlich auch Stress und Belastungen mit sich bringt. Oder, Zitat Jens:

„Mit einem Klub in der Größe der SUB wirst du nicht reich! Da gehört eine riesige Portion ‚Beklopptheit‘ zu, die glücklicherweise bei mir und dem gesamten Team reichlich vorhanden ist.“

Für die Zukunft des Klubs verspricht der Macher „mehr geile Konzerte, mehr geile Partys, mehr geile Gäste und mehr geile Zeiten“, für sich selbst reklamiert er aber auch „mehr Ruhe, mehr Sicherheit, mehr Leben“. Beides sei ihm gewünscht.

Als Bewohner des Ruhrpotts hat der Autor hier auch ein paar Clubs, die genauso betrieben werden und von euch Lesern kennt sicher auch jeder diesen einen Laden, den man als „zweites Wohnzimmer“ tituliert.
Ihr seht, geile Bands bedürfen aus künstlerischer Sicht sicher keiner „großen Bühne“, aber ohne Leute wie JENS KLOSTERMANN mit seiner SUBKULTUR geht es nicht, wenn sie davon leben wollen. Und wir alle sehnen uns doch nach Orten, in denen wir so richtig abschalten und dem Alltag entfliehen können.
Für euch heißt das: geht auf die Events, zeigt Veranstaltern und vor allem dem Personal, wie wichtig sie euch sind. Denn eines sollte als Begrifflichkeit aus der Pandemie hängen bleiben: „Ohne uns wird es still!“

Jens Klostermann/ Subkultur H Support

Wir von SPX bedanken uns hier bei Herrn Klostermann für das tolle Gespräch und die Einblicke, bei dem Personal der SUBKULTUR für die unglaublich hingebungsvolle Arbeit und natürlich auch allen anderen Klubbetreibern dieses Landes für Leistungen, die sie für uns Clubber erbringen.

Direkt versorgt mit Infos, Programmen et cetera, werdet ihr auf Facebook und im Web, Tickets bekommt hier. Es gibt auch einen heißen Draht zum Club: unter 01743934994 erreicht ihr garantiert den Richtigen! Geschäftsführer der SUBKULTUR Hannover: JENS KLOSTERMANN.

Noch viel mehr Infos, Reviews, weitere SPOTLIGHTs und bildgewaltige Konzertberichte findet ihr auf unserer Webpräsenz und natürlich auf Facebook und Instagram, sowie Youtube.

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