Review: KNORKATOR – Sieg Der Vernunft
KNORKATOR sind mit ihrem neuesten Werk ‚Sieg der Vernunft‘ endlich dort angekommen, wo viele sie immer schon gerne gesehen hätten: in den Sphären der aktuellen politischen und menschlichen Problemzonen. War man von den Berlinern um Stumpen und Alf Ator bisher nur allgemein gehaltene Kritik an dunklen Seiten der weltumspannenden Themen gewohnt, gehen KNORKATOR hier einen Schritt weiter und beleuchten in ihrer ganz eigenen Art aktuelle Themen.
‚Sieg Der Vernunft‘ startet mit dem Lied “Die Welt Wird Nie Wieder So, Wie Sie Vorher War‘”. Dieses zeigt auf, wie die Menschheit versucht selbst aus einer bereits von Hollywood zig mal verwursteten Katastrophe alla ‚Deep Impact‘ wirklich jeden noch so schrottigen Dollar zu ziehen, egal ob man nach der totalen Zerstörung damit überhaupt noch etwas anfangen könnte. Mit dem Titeltrack ‚Sieg Der Vernunft‘ kommen KNORKATOR einer anderen bekannten Berliner Formation so nahe wie kaum eine andere Band: DIE APOKALYPTISCHEN REITER klangen noch nie so gut nach KNORKA…. Ne warte – andersrum. KNORKATOR schwimmen hier nicht nur im Fahrwasser hinter den Reitern sondern sind härtetechnisch gleichauf, was sicherlich auf der anstehenden Tour für energetische Tanzeinlagen der Fans sorgen dürfte, wie man sie hier bisher seltener zu sehen bekam. Thematisch schaut man sich die aktuellen Kriege und Konflikte unserer Erde und deren Begründungen und historische Ursprünge an, die einen heutzutage, man kann es eigentlich nicht anders beschreiben, haareraufend und kopfschüttelnd in der Unendlichkeit menschlicher Dummheit stehen lassen. “Der Hofnarr” wiederum befasst sich mit der allgegenwärtigen Degeneration westlicher, hier insbesondere europäischer Wohlständler, die gerade im Bezug auf ihren Umgang und Verhalten mit sozial schwächer gestellten. Der Begriff der ‚Digitalen Einsamkeit‘ ist ein neuzeitliches Schreckgespenst, das vielfach immernoch unterschätzt wird, doch weit größere und erschreckendere Folgen hat, als vielen derzeit klar sein dürfte. KNORKATOR besiegen dieses Thema ungewohnt düster in ihrem Lied “Ihr Habt Gewonnen”.
Natürlich darf auch ein geniales Atoral (wenn es dieses Wort bisher nicht gab, jetzt gibt es das, allein wegen Alf Ators grandioser Umsetzung) verarbeitetes Coverstück nicht fehlen. Diesmal hat es BLONDIE erwischt und die Berliner geben mit “One Way Or Another‘” ihre Interpretation dieses Klassikers wieder. Das Debbie Harris hier damals ihre Erlebnisse mit einem Stalker verarbeitete und das ganze nun von männlicher Seite besungen wird, setzt den ganzen Song direkt in ein anderes Licht und lässt sicher Diskussionen und Gespräche entstehen, die interessanter kaum sein könnten. “Milliardäre” bekommen natürlich auch ihr Fett weg und dürften gerne auch einfach nur Millionäre sein, so sieht es jedenfalls die Band selbst. Schöner Nebeneffekt wäre halt, dass mehr Geld für alle da wäre, vor allem auch da, wo es gebraucht wird. Nach “Tut Uns Leid” (siehe Video) folgt der nächste, musikalisch betrachtet vielleicht härteste Song. Mit “Es Lebe Der Tod” dürfte KNORKATOR hier ein Stück geglückt sein, das Fans von LINDEMANN und seiner Hauptband RAMMSTEIN spätestens jetzt auch neugierig auf KNORKATOR machen dürfte.
Das instrumentale “Menschenfleisch” lädt ein, sein ganz persönliches Kopfkino einzuschalten. Die Soundcollagen, die hier integriert wurden, dürften dem ein oder anderen dabei auch bekannt vorkommen. Nach “Knurrkater”, ein besseres Wortspiel auf den Bandnamen hat es bis jetzt kaum gegeben, folgt der letzte und 11. Song des Albums. Mit einer doch recht morbiden Ballade à la KNORKATOR verabschieden sich die Berliner nach grandiosen 40 Minuten und lassen den geneigten Fan wie immer mit einem leicht diabolischen Grinsen zurück.
Der Sound ist bandtypisch auf hohem Niveau und wer immernoch gerne CDs oder wieder Schallplatten sammelt, dem seien die Tonträgervarianten dieses Albums sehr ans Herz gelegt, hat sich doch kein geringerer als der Krefelder Künstler Thomas Buchta -Herr Buchta- um das komplette Artwork gekümmert. Übrigens wird er dies auch bei allen vorherigen Alben der Band nachholen, denn diese kommen als Re-Releases in Vinylform erneut auf den Plattenmarkt.
9.5 von 10 Punkten
KNORKATOR sind:
Gesang – Stumpen
Keyboard, Gesang – Alf Ator
Gitarre- Buzz Dee
Bass – Rajko Gohlke
Schlagzeug – Philipp Schwab
Knorkator – Sieg der Vernunft
1. DIE WELT WIRD NIE WIEDER SO, WIE SIE VORHER WAR
2. SIEG DER VERNUNFT
3. DER HOFSTAAT
4. IHR HABT GEWONNEN
5. ONE WAY OR ANOTHER
6. MILLIARDÄRE
7. TUT UNS LEID
8. ES LEBE DER TOD
9. MENSCHENFLEISCH
10. KNURRKATER
11. AUGEN ZU