REVIEW: MANNTRA – „Kreatura”

Gute 2 Jahre nach dem mehr als bemerkenswerten „Monster Mind Consuming” schicken sich MANNTRA mit ihrem Drittling an, ihre ganz eigene Mischung von groovendem Metal, Industrial-Elementen und Folk vorzutragen. Wir begeben uns durch einen Hördurchlauf in die Tiefen von „Kreatura” für ein Review!

Der Opener “Volhov” startet mit einem öminösen Synthesizerloop um direkt in ein brachiales Groovegitarrengewitter umzuschlagen. Man denkt fast schon, man sei auf einer NDH-Scheibe gelandet, bevor die Bridge, eine der großen Stärken von MANNTRA, offenbart: die Folk-Einflüsse sind in den Melodien mit deutlichem Balkan-Einschlag versehen und heben sich erfrischend vom dudelgesackten Einheitsbrei vieler heimischer Acts ab, so dass man sich ein wenig in den Soundtrack von Spielen wie “The Witcher” versetzt fühlt. Hierauf ein epischer Chorus und fertig ist der mächtige Opener. 

Das folgende “Nightmare” lässt nicht nach, ein finsterer Stampfer in dessen Grundstimmung der Name Programm ist und der speziell im mitreißenden Chorus an den Hit “Ori” vom Vorgängeralbum erinnert.

Song Nr 3., “Tanz” widmet sich nicht nur textlich einer Femme Fatale sondern überzeugt auch mit einem der weiteren Elemente, die MANNTRA ziemlich einzigartig machen und auf dem ganzen Album immer wieder verteilt sind: Wilden Mainadenchören, die direkt aus 90er-TV-Serien wie „Xena – Warrior Princess” stammen könnten. Ein äußerst tanzbare, straighte Nummer die vor allem live verbrannte Erde hinterlassen dürfte – Geil!

Mit “Devour” folgt ein passend benannter Menschenfressersong, der zwar generell etwas ruhiger voranrückt, jedoch speziell durch den lasziv angehauchten Gesang zu begeistern weiß und Vergleiche mit moderateren InEx-Songs ohne die dicken Säcke nicht scheuen muss. (Hiermit sind natürlich die Instrumente und nicht die Musiker letzterer Band gemeint – Anm. d. Red.)

Nachdem in “Tanz” bereits zumindest ein deutsches Wort eingeschmuggelt wurde, wartet “Königsmord” nun mit einem kompletten Chorus auf – und bei der gehässigen Intonation des Wortes “Königsmord” sowie dem darauf folgenden Todesschrei kann man darauf schließen, dass MANNTRA im Studio einen Heidenspaß bei den Aufnahmen hatten.

Die bis dato vorherrschende musikalische Brachialität wird nun von der fast ausschließlich durch Stimme, Piano und akustische Zupfinstrumente getragenen Ballade “Black” durchbrochen. Der Songs erfüllt zwar seine Funktion im Spannungsbogen, bleibt aber ansonsten leider recht blass.

Nun erwartet man gespannt das namensgebende “Kreatura” das sich dann aber doch auf einen Instrumentaltrack von 42 Sekunden beschränkt, der in erster Linie als Intro für die nächste Nummer “Silvermoon” dient.

Jenes wiederum entpuppt sich als fiese Überraschung: Nachdem die ersten Zeilen der Strophe mit ihren garstigen Synth-Sägen und dem verzerrten Gesang zuerst denken lassen: „Hä? Hab ich hier ne Cobalt-60-Scheibe im Player?” täuscht man in der Bridge klassischen 90er Gothic Metal mit Call-And-Response-Strukturen an, um dann in einen gewaltigen Chorus auszuarten. Nebenbei bemerkt hat der Song einen großartigen Bassgitarrensound und stellt eine der stärksten Nummern der Scheibe dar.

Weiter geht’s mit “Not guilty’” einem fetten Gothrocker der sehr straightforward dahingaloppiert und speziell im Chorus an einen angefolkten Bastard aus HIM, den 69 Eyes und ASP denken lässt.

Das folgende “Oblivion” wäre aus musikalischer Sicht nicht wirklich nötig gewesen und stellt leider nichts herausragendes dar, kann aber zumindest mit einem toll gesungenen Refrain aufwarten.

“Secret” dreht die Daumenschrauben wieder etwas fester und (g)rollt als rammsteiniger Midtempokracher mit sehr coolen Synth-Sounds daher – Pluspunkt für Experimentierfreude!

Als krönenden Abschluss gibt sich beim Finisher “So ist das Leben” noch In IN EXTREMOs Micha Rhein als Gastsänger die Ehre. Auch wenn der Song nicht ganz ins eher düstere Konzept des Albums zu passen scheint, hat man hier eine echte Hymne auf Platte gebannt, die live unter Garantie ein Meer aus hochgereckten Feuerzeuge und mitsingende Massen verspricht – ein würdiger Abschluss eines starken Albums. 

Fazit: Tolle Scheibe, die Trademarks der Band werden effizient eingesetzt und es sind große  Weiterentwicklungen im elektronischen Bereich zu verzeichnen. Nach persönlichem Geschmack des Rezensenten sind die Gitarren etwas zu glatt produziert, nichtsdestotrotz verdiente 

8/10 Punkte

„Kreatura” erscheint am 05.08.2022 via NoCut Entertainment

  1. Volhov
  2. Nightmare
  3. Tanz
  4. Devour
  5. Königsmord
  6. Black
  7. Kreatura
  8. Silvermoon
  9. Not Guilty
  10. Oblivion
  11. Secret
  12. So ist das Leben
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