Review: Voll auf die Zwölf mit AYRIAs sechstem Album “This Is My Battle Cry”!

+++GERMAN VERSION – ENGLISH BELOW!+++

Die Kanadierin JENNIFER PARKIN aka AYRIA ist ein Phänomen – in vielerlei Hinsicht.
Nach der Trennung ihrer Band ist sie unter ihrem Markenzeichen bereits seit 2003 unterwegs, AYRIA ist quasi volljährig. Sie tourte und arbeitete mit so großen Namen wie THE CRÜXSHADOWS, VNV NATION, AIBOFORCEN, IMPLANT und PROJECT PITCHFORK zusammen und hat bereits fünf Alben auf Alfa Matrix released. Sie folgt keiner gängigen Konformität, passt in keine Schublade, fällt also schon auf – und dennoch fristet dieses Projekt gewissermaßen ein Schattendasein.
Das sollte nicht so sein und wird sich mit dem aktuellen Werk hoffentlich ändern.
Satte sechs Jahre nach ihrem letzten großen Album kommt mit „This Is My Battle Cry“ also das sechste Album, jetzt auf dem kanadischen Kultlabel ARTOFFACT Records und zwar am 5. August diesen Jahres.
Laut dem Promo Sheet, welches zusammen mit dem Muster des Albums in unserer Redaktion eintraf, haben die enthaltenen 10 Tracks mehr Reife, einen dunkleren Ton und es wäre insgesamt ein Album für die Ewigkeit. Ob das stimmt, werden wir jetzt zusammen prüfen – wir mit den Ohren, ihr mit den Augen

Was genau bekommen wir denn jetzt zu hören? Auf jeden Fall jede Menge gebrochene Beats, energetische Bassläufe, drückende Synths, hier und da kleine 80s Zitate und teilweise Ohrwürmer garantierende Hooklines. Und über allem thront Jennifers außergewöhnliche Stimme, welche voller Wut, Resignation und Schmerz steckt. Schublade? Sucht euch was aus, es sind Hip Hop Elemente enthalten, Dark Electro, SynthPop und Dark Dance…. Am einfachsten lässt sich das Album wohl mit dem von DANIEL GRAVES (AESTHETIC PERFECTION) etablierten Begriff „Industrial Pop“ zusammenfassend kategorisieren, aber selbst das reicht nicht als alleiniges Siegel.
Ihr kennt den Standard: Band X präsentiert Style Y und zieht dies vom ersten bis zum letzten Titel strikt durch. Kann man lieben, wird aber oft auch schnell langweilig. Hier in der Redaktion läuft die Scheibe nun schon eine Zeit lang in Heavy Rotation und wir können garantieren, das dieses Manko auf keinen Fall auf dieses Release zutrifft, es ist eines der abwechslungsreichsten und spannendsten Alben der letzten Zeit. Wir tanzen hier um die Tische und immer wenn nach einem Track die Stille einsetzt, muss derjenige, welcher gerade am Stuhl angekommen ist diesen Beitrag weiter schreiben. Ja ja, ok, zugegeben spielt da nur das Kellerkind mit, weshalb die Autorenliste übersichtlich bleibt. Nun aber Schluss mit dem Geschwafel, wir hören jetzt mal zusammen!

AYRIA – This Is My Battle Cry

Jennifer Parkin of AYRIA, 2022
(c) Jeremy Pfohl

Frau Parkin macht gleich mal klar, was uns erwartet und beginnt dieses Werk direkt mit dem schweren Brecher, der dem Album seinen Namen gab. Er startet mit einem schleppenden und brachialem Breakbeat, begleitet von einer schweren Synth- Bassline, die Vocals pfeffern stakkatoartig und dazu gibt es tiefschwarze chorale Vocal Layers. Das Ding hämmert nicht nur den Staub aus eurer Bude, sondern gleich im ganzen Viertel! Gewagter Schachzug, sofort mit der Artillerie einzusteigen, sorgt aber eben auch umgehend für volle Aufmerksamkeit!
Schon der Zweite Titel „Stranger Danger“ zeigt AYRIAs Wandlungsfähigkeit: hier wird es schwer poppig, ein wenig bitter süß und mit einem Schuss 80s Anleihen, quasi der „Sommerhit“ für die Gothic Scene. Eine richtig gelungene Gute Laune Nummer, natürlich mit eher düsteren Lyrics. Als Hörer wiegt man sich in Sicherheit, obwohl gerade schon die Messerklinge durch den Duschvorhang lugt. Lieblicher kann man seinem Gegenüber die folgende Zerstörung kaum ankündigen.
Die Nummer Drei auf der Playlist, „Why Aren‘t You Dead Yet“ führt diesen Style mit flotten und tatsächlich überwiegend geraden Beats weiter fort. Madame zeigt hier einmal mehr, das sie ein äußerst böses Mundwerk besitzt und damit umzugehen weiß, während sie einem mit verschmitztem Augenzwinkern ins Gesicht lächelt.
„Irreplacable“ ist eine bassgewaltige und dunkle Ballade, die irgendwann in den späten Achtzigern oder frühen Neunzigern entstanden sein könnte, allerdings mit dem Druck von heute. Augen schliessen und einfach wirken lassen.
Einer der Anspieltipps [Spoiler: davon gibt es ganz ehrlich 10 Stück hier; Anm. der Redaktion] ist „Erase Me From You“, welches von Beziehungen, beziehungsweise eher ihrem Ende handelt. Ganz großer Dark Pop. Seit dem 22. Juli ist dieser Titel als letzte Vorabsingle zu haben und ihr könnt ihn hier direkt checken.
„We Can’t Love Here Anymore“ ist wieder feinster Industrial Pop und erinnert an den Opener der Platte, wenngleich nicht annähernd so brachial, dafür detailreich und vielschichtig produziert.
Die Nummer 7, „No One Asked You“ erinnert so ein bisschen an wilde R´n´B- Girlgroups, beziehungsweise eher an deren tiefschwarzen Schwestern, ein echt faszinierendes Konglomerat, das hier zusammengebraut wurde. Wir wetten, das wird jede Tanzfläche in einen explodierenden Vulkan verwandeln!
„The Next Time“ ist eine Mischung aus hippen American Dance und Dark Pop, Uptempo Stomper at it´s best. We love it…
Auch der vorletzte Titel mit dem schönen Namen „Too Much Noise“ präsentiert sich wieder als gelungener Dark Pop Breakbeat Hit im Stile einer „One Woman Girlgroup“, so ein bisschen die freche Grufti Variante von SALT’N’PEPA, herrlich.
Den Rausschmeißer gibt die flotte Uptempo  Nummer „End Of Life“, die noch einmal sehr straight durchmarschiert, mit melancholischen Vocals auf der anderen Seite der Waagschalen. Ein frischer Sommerwind in den verfilzten Haaren standesgemäßer Gothics! Allerdings lässt uns dieses Stück etwas ratlos zurück: soll es das etwa schon gewesen sein, mit Vollgas ins Nichts? Leider ja, dieses Release hat hier bereits sein Ende erreicht, was wir durchaus sehr schade finden. Andererseits können und werden wir sofort wieder mit dem ersten Lied die Rotation weitertreiben, ein Album zum immer wieder wieder hören. Oder, wie es die Promo Agentur verkündete: „ein Album für die Ewigkeit“, amen.

Fazit:

Ja, mit „This Is My Battle Cry“ hat AYRIA ein wahres Meisterwerk abgeliefert. Kaum jemand beschreibt die Unbilden des Lebens, gerne in Form eigener Erfahrungen so angenehm und „dunkelfluffig“, wie Frau Parkin. Und musikalisch so mitreissend verpackt in eine gekonnte Mischung aus zart und hart, poppig und industriell, hell und stockduster.
Wir finden, es ist eine Rosenblüte im Meer der Studentenblumen. Von uns bekommt ihr die ganz klare Empfehlung: geht raus (ja, zur Not auch nur zum Computer) und erwerbt dieses gute Stück, ihr werdet es lieben, wie wir es tun.

9/10

Die Fakten:

Act:                       AYRIA
Release:                „This Is My Battle Cry“
Label:                   ARTOFFACT Records
Vertrieb:               Cargo
Release Date:       05.08.2022
Medien:               digital und phyisch, auf Bandcamp, diversen weiteren Portalen und in guten Shops, sowie bei diversen Streamingdiensten

Tracklist

Cover
AYRIA – This Is My Battle Cry
  1. This Is My Battle Cry
  2. Stranger Danger
  3. Why Aren’t You Dead Yet
  4. Irreplacable
  5. Erase Me From You
  6. We Can’t Love Here Anymore
  7. No One Asked You
  8. The Next Time
  9. Too Much Noise
  10. End Of Life

Kontakt     

https://www.facebook.com/Ayria.Official

https://www.instagram.com/ayriaofficial/?hl=en

https://twitter.com/ayria

https://ayria.bandcamp.com/

Noch viel mehr News, Infos, Reviews, Themenserien und bildgewaltige Konzertberichte findet ihr auf unserer Webpräsenz und natürlich auf Facebook und Instagram, sowie Youtube.

 

+++ENGLISH VERSION+++

Canadian JENNIFER PARKIN aka AYRIA is a phenomenon in multiple regards.

After parting with her band, she’s been around since 2003, making AYRIA come of legal age this year. She has toured alongside and worked with respectable names such as THE CRÜXSHADOWS, VNV NATION, AIBOFORCEN, IMPLANT or PROJECT PITCHFORK and released five albums on Alfa Matrix since. Not conforming to anything established, she stands out – yet this project somehow still leads a shadowy existence. 

This should not be so, and will hopefully change with this new work.

A whole six years after its predecessor, album #6, titled “This Is My Battle Cry”, will be released on Canadian cult label ARTOFFACT Records on August 5th of this year.

According to the promo sheet included with the album sample that arrived with us, the 10 tracks ‘contain more maturity, a darker tone and the album is in itself a thing for eternity’. If that holds true, we’ll determine together now – us with our ears, you with your eyes.

What exactly do we get to listen to now? In any case a lot of broken beats, energetic bass lines, pressurized synths, some 80s citations here and there and some enormously catchy hooklines. And above everything there’s Jennifer’s extraordinary voice, conveying at times anger, at times resignation and pain. Genre? Pick one! We got Hip Hop elements, Dark Electro, Synth Pop and Dark Dance… one of the most fitting descriptions would be a term coined by AESTHETIC PERFECTION’s DANIEL GRAVES: ‘Industrial Pop’ – but even that does not encompass it all.

You know how it usually goes: Band X presents style Y and follows that route straight from the start to the finishing track. Can work, can also get tiresome pretty fast. Here at our editorial office the album has been running on heavy rotation for some time and we can guarantee that that’s not the case with this release, making it one of the most diverse and engaging records in recent times. We’re dancing around the tables, and as soon as there’s silence after one track the one guy near the chair has to continue writing this review. Ok ok, admittedly the only one playing that game is yours truly, the cellar-dweller, making the list of authors relatively short. But enough of my incoherent ramblings, let’s listen together!

AYRIA – This Is My Battle Cry

Madame Parkin immediately clears up on what to expect and starts the album with a heavy breaker of a title track. Starting with a dragging, brutish break beat accompanied by a weighty synth bass line, the vocals come as a blasting staccato embedded in pitch-black choir layers. This thing doesn’t only hammer all the dust from your belfry but does the same for your whole block. A daring move to begin with a full-on artillery assault – but also immediately gets everybody’s full attention.
Second number ‘Stranger Danger’ then immediately shows AYRIAs malleability: Onward into leaden pop territory with a little bittersweetness and a dash of 80s – a summer hit for the goth scene. A well done, fun song in high spirits with gloomy lyrics where as a listener you feel strangely safe while the edge of the kitchen knife is slightly noticeable behind the shower curtain. You can’t really announce the following destruction much lovelier.
Track no. 3, ‘Why Aren’t You Dead Yet’, continues in this style with up-tempo and mostly straight beats. Madame once more shows that she has a pretty wicked mouth and knows how to use it while metaphorically smiling at you with a winking eye.
‘Irreplacable’ constitutes a bass laden dark ballad that could have originated somewhere in the late 80s or early 90s, spiked with a modern, punchy production. Close your eyes and just let it work its magic.
One of the listening recommendations [spoiler: honestly, there’s 10 of them on this record; -editorial] is ‘Erase Me From You’ which covers the topic of relationships, or better: their end. Dark Pop at its best! The song has been released as the fianl single before the album release on July 22nd and can be listened to here.
‘We Can’t Love Here Anymore’ again brings finest industrial pop and reminds a little of the album’s opener, though not nearly as violent, instead produced with more details and layers.
Song no. 7, ‘No One Asked For You’, is a little reminiscent of wild r’n’b girl groups, or more precisely what they’d look like if they had pitch-black sisters. A fascinating mixture that was brewed here and that we bet will turn any dancefloor into an exploding volcano!
‘The Next Time’ is a hybrid of trendy American dance stuff and, once again, dark pop. An up tempo stomper at its best – we love it…
With a beautiful name comes ‘Too Much Noise’, the penultimate song which again plays with the girl group style and presents itself as an accomplished dark pop break beat hit in the style of, one could say, Goth’n’Pepa – marvelous!
The sendoff comes in the form of energetic racer ‘End Of Life’ that marches straight on rhythmically while offering vocal melancholy as a counterweight. A fresh summer’s wind in the entangled hair of proper goths! But somehow the piece leaves us a little lost for words: Can this already have been it, full speed ahead into nothingness? Unfortunately the answer is ‘yes’, this record has run to its end. On the one hand this is sad, but on the other one we can always relaunch the rotation from track one, listen to the album over and over again. Or, as the promo agency stated: ‘An album for eternity’. Amen.

Conclusion:

With ‘This Is My Battle Cry’ AYRIA has delivered a true masterpiece. Rarely is it that someone describes the adversities of life, mostly in the form of personal experience, this comfortable and ‘dark-fluffy’ as Madame Parkin. And musically packaged as engagingly, into a skilful melange of soft and strong, pop and industrial, bright and vantablack.
Our recommendation regarding this beautiful rose in a sea of marigolds: Go out [or, if it can’t be helped, you may also use your computer] and purchase this gem. You’ll love it like we do!

9/10

Translated by Rob

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