Interview: SEELENNACHT

SEELENNACHT veröffentlichen heute ihre neue Single “Cursed”. Marc Ziegler und René Wedekind nahmen sich beim letzten Konzert in Dresden Zeit für ein ausführliches Interview.

Julia: Dies ist eins der ersten Konzerte nach der ganzen Corona Sache. Es gibt keine Auflagen, die Leute können wieder zusammen stehen und gemeinsam feiern. Wie ist das für euch?  
Marc: Erst mal vielen Dank, dass wir dabei sein dürfen, es freut uns mal wieder. Ja, das erste Konzert dieses Jahr, das erste Konzert komplett ohne Auflagen. Also wir haben die letzten zwei Jahre, pro Jahr, immer nur zwei Konzerte jeweils gehabt.
René: wir hatten einmal das Abstands-Festival in Rüdersdorf bei Berlin und dann hatten wir noch das Sitz-Konzert in Erfurt wo halt das Publikum sitzen musste – mit Maske.
Marc: Und noch das Plage Noire Festival, wo wir gespielt haben, das war dann mit Tests für die Fans. Das jetzt ist endlich, fast wieder normal, vom Gefühl her. Jetzt geht es wieder bergauf seit dem Frühling. Hoffen wir, dass es so bleibt. Komplett ohne Auflagen fühlt sich surreal an, das kann ich auf jeden Fall sagen. Es ist total seltsam, aber schön.
Julia: Wie ist das nach all den Jahren bei euch mit der Nervosität? Seid ihr noch aufgeregt, habt ihr gewisse Rituale vor den Shows?
Marc: Nervosität ist jetzt nicht dramatisch. Wir sind eigentlich schon sehr routiniert. Wir haben jetzt schon ungefähr hundert Konzerte gespielt. Und nach der Summe ist man jetzt nicht mehr so richtig aufgeregt. So eine kleine Grundaufregung ist natürlich immer da. Dies ist ja auch gesund, etwas Adrenalin, das gehört einfach dazu. Ich glaube, ohne die wäre es langweilig.
René: Es ist halt noch mal was anderes, wenn es das Amphi Festival oder WGT ist, dann ist man etwas mehr aufgeregt. Da sind wir dann besonders aufgeregt. Ein normales Konzert bringt uns jetzt nicht mehr so aus der Fassung.
Marc: Große Sachen sind, wo dann halt grob 1000 Leute da sind, da ist die Aufregung dann schon mehr.
René: Außerdem, wenn wir dann schon vorher wissen, der Soundcheck ist gut gelaufen, läuft, wir sind in guten Händen, dann ist es auch immer noch mal einfacher.
Julia: Zwecks Ritual, habt Ihr da etwas Bestimmtes, das Ihr sagt, ihr nehmt immer den gleichen Anhänger mit auf die Bühne oder Ihr braucht vorher eine halbe Stund ein Nickerchen? Das habe ich auch schon gehört, dass dies manche Künstler brauchen?
Marc: Wenn du jetzt Anhänger sagst, ich habe immer meinen Schmuck an (lacht). Und René hat auch so seine Sachen, das ist natürlich klar, das gehört dazu. Aber das habe ich auch sonst immer öfters privat an. Und Ritual wäre jetzt eigentlich… wir trinken halt ein Bier (lachen beide) oder ein Schnäpschen vor der Show (lachen).
René: Und ja, die letzte Viertelstunde, da sind wir nur unter uns. Ziehen uns etwas zurückziehen, um uns zu konzentrieren. Das machen wir.
Julia: Ich habe mitbekommen, dass ihr so gut wie nach jedem Konzert zu euren Fans an den Merchandisestand geht, Autogramme und Foto Wünsche erfüllt. Wie wichtig ist euch der Kontakt zu den Fans? Und gibt es vielleicht schon mal kuriose Fan Geschenke?
Marc: Fans sind uns natürlich extrem wichtig, weil ohne die Fans wären wir ja nicht da, wo wir stehen. Also ohne die Fans geht es ja nicht. Was wir auch so an Rückmeldung bekommen, dass wir eigentlich schon sehr fannah sind, das ist uns wichtig und das wird uns auch immer zugute geheißen. Fan Geschenke, ja da gibt es einiges… Zeichnungen, teilweise wirklich sehr professionell gezeichnet, da habe ich auch ein paar aufgehängt im Studio. Vor Kurzem kam aus Frankreich eine Zeichnung, so ein bisschen Graffiti Art, mit Seelennacht drauf, einem Engel, einer Kirche, Synthesizer, Mikrofon. Richtig toll, wie die Leute sich Mühe geben.
René: Wir hatten auch schonmal gebackene Plätzchen mit Gitarren und Keyboards (lachen beide) und einen selbst gestrickten Schal habe ich auch schon bekommen.
Julia: Wie ist das so für euch, seht ihr die Fans tanzen und feiern oder kann man gar nichts sehen wegen all der Lichter?

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Marc Ziegler

Marc: Wir nehmen es auf jeden Fall wahr. Natürlich ist es richtig cool, wenn die Leute mitgehen, vor allem bei den schnelleren Songs. Oder die Songs die gefeiert werden, dann ist natürlich Stimmung. Die überträgt sich auch auf uns und wir übertragen die Stimmung auf das Publikum zurück.
René: Automatisch wird die Show besser, wenn mehr Energie rüberkommt. Ich sehe immer die ersten Reihen sehr gut und dann wird es schwieriger, auch wegen Nebel und Licht. Aber man hat trotzdem das Gefühl, ob die Leute mitgehen oder private Unterhaltungen führen, dann ist auch für uns blöd, aber Gott sei Dank ist das nicht mehr der Fall. Natürlich wird die Show besser, wenn die Leute mitmachen, das hatten wir auch auf dem Amphi Festival, dass die Leute dann gleich mitmachen. Wenn ich z.B. eine Handbewegung mache, und schon klatschen alle mit.
Julia: Welche Wünsche und Erwartungen habt Ihr an den heutigen Abend?
René: Sind schon alle erfüllt (lacht).
Marc: Wir sind sehr zufrieden mit dem Vorverkauf. Es wird schon gut gefüllt sein. Wir spielen ja diesmal im größeren Bereich im Bärenzwinger. Nicht im kleinen Gewölbekeller wie sonst.
René: Die haben ja jetzt auch neue Ton- und Lichttechnik, eine schöne große Bühne und wir fühlen uns da auch in den richtigen Händen. Es ist jetzt das vierte Mal, das wir dort spielen. Wir kennen alle Leute schon und wir wissen, dass die Durchführung reibungslos klappt. Das ist natürlich immer einfacher, als wenn man wohin kommt, wo man das erste Mal ist und noch nicht genau weiß, wie und was… von daher sind wir jetzt relativ entspannt.
Julia: Können wir 2022 noch weitere Konzerte von euch erwarten, wenn ja wo?
Marc: Ja, es ist jetzt schon einiges geplant, wir spielen als nächstes auf dem WGT am Pfingstmontag im Westbad. Dann geht es weiter mit dem Black Mountain Festival im Erzgebirge. Dann sind wir noch Vorband von Diary of Dreams im Oktober, in Görlitz. Und zum Jahresende sind wir beim Dark Strom Festival in Chemnitz, am ersten Weihnachtsfeiertag.
Julia: Noch mal zum Corona Stillstand: Wie habt ihr den erlebt und habt Ihr vielleicht die Zeit genutzt, um neue Musik entstehen zu lassen? Wenn ja, ist vielleicht sogar die ganze Situation in Texte eingeflossen?
Marc: Ja, ich habe quasi mein neues Album zu schreiben begonnen in der ersten Lockdownwoche 2020.
René: Am Anfang dachten wir ja wirklich, das ist vielleicht eine 6-8 Wochen-Sache und wir müssten jetzt nicht groß anfangen mit Verschiebungen
Marc: Ja genau richtig, wir haben gedacht, dann ist gut. Aber das war ja nicht der Fall und jetzt ist es zwei Jahre später. Und es ist immer noch da. Wir haben die Zeit schon negativ erlebt. Es gab Konzertverschiebungen, Konzertabsagen, überhaupt keine neuen Buchungen bis auf ein, zwei Sachen. Die Gott sei Dank ja auch geklappt haben. Aber es war schon eine schwierige Zeit. Man hat halt vermisst live zu spielen. Ich habe begonnen, die Zeit im Studio zu nutzen und die habe ich auch genutzt.
René: Das neue Album hat dann auch vom Titel einen Bezug dazu.
Marc: Und auch bei vielen Songs, auch in den Songtexten ist von Corona, den Auswirkungen und Gefühlen dazu einiges drin.
Julia: Also ist das Album komplett in der Phase entstanden. Wann können wir damit rechnen?
René: Man kann schon sagen, dass es durch die Umstände, schon etwas düsterer ausfällt, von den Texten her.
Julia: Gibt es auch schon eine Vorabveröffentlichung, eine Single?

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René Wedekind

Marc: Ja, das kann ich jetzt auch schon sagen, natürlich hat es jetzt auch wieder länger gedauert als geplant. Das ist auch meistens so, dass die Sachen etwas länger dauern als am Anfang erhofft. Aber jetzt ist es schon ziemlich fix. Ich kann sagen, dass es im September 2022 dann endlich rauskommt.
Julia: Da werden sich einige freuen. Ich habe online schon gelesen, dass viele fragen, wann was neues rauskommt.
René: Es kommt demnächst die Single “Cursed” (verflucht) und die wird noch vor dem WGT erscheinen, Ende Mai. Neben dem Haupttrack gibt es noch vier Remixe, eine schön vollgepackte Single.
Julia: Gibt es die nur als Download oder auch als physische CD?
Marc: Das ist eine reine Download- und Streamingsingle.
René: Weil du vorhin gefragt hattest, wegen Corona und wie wir die Zeit verbracht haben… wir haben jetzt ein Nebenprojekt. Wir haben schon länger davon rumgesponnen, aber jetzt dann einfach mal die Zeit genutzt. Es wird 2023 ein Album geben, da haben wir jetzt gut die Hälfte der Songs geschrieben, das muss man aber auch noch alles ausarbeiten.
Julia: Das ist ja spannend, dass da ein neues Projekt entstanden ist. Wird es da in absehbarer Zeit auch live Auftritte geben?
René: Der Hauptfokus liegt erst mal auf Seelennacht. Aber wir haben schon vor damit aufzutreten.
Marc: Unser Nebenprojekt (anm d. Redaktion –  der Name ist noch geheim) ist auch etwas härter, es soll sich ja auch von den Seelenacht Alben abheben.
Julia: Ist es eher Club Sound tauglich, wie man so schön sagt?
Marc: Auch, aber es ist nicht so einfach zu kategorisieren, es sind Einflüsse von EBM, Goth-Punk, Electro und sogar Neue Deutsche Welle dabei.
Julia: Das hört sich sehr spannend an.
René: Verrückt halt (lacht) man kann 2022 sicher noch mit einer Single rechnen. Aber das Album kommt erst 2023.
Julia: Vielen Dank für das Interview und die vielen Neuigkeiten.
Marc: Hat uns sehr gefreut, Dankeschön.
Julia: Ich bedanke mich und freue mich auf den heutigen Abend.

Hier könnt ihr euch das frische Video zur neuen Single “Cursed” anschauen:

 

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