Endlich wieder richtige Konzerte! VNV NATION im SparkassenPark Mönchengladbach beim “Strandkorb Open Air”

Wann war mein letztes Konzert noch gleich? Ich blättere meinen Handykalender durch, scrolle und scrolle und stelle fest: Es war im Februar. Sechs Monate ohne Konzert, das hat es in meinem Leben noch nie gegeben, seit ich mich aktiv in der Szene bewege. Aber heute soll dieser unrühmliche Rekord abgehakt werden und zwar mit einem lauten Kanonenknall. Verantwortlich für diesen Schuss wird Ronan Harris mit VNV NATION sein und ich kann mir kaum einen würdigeren Regisseur für mein „Fastenbrechen“ vorstellen.

Der Sparkassenpark (Hockeypark) in Mönchengladbach bot aufgrund seiner enormen Kapazität zwischen 9.000 und 18.000 Plätzen bislang Musikern wie SHAKIRA, 30 SECONDS TO MARS, STING oder BRYAN ADAMS eine Bühne.
Somit war VNV NATION so ziemlich die erste Band aus der Schwarzen Szene, die dort auftrat und wir waren bei dieser außergewöhnlichen Premiere dabei.
Unter den Vorzeichen der Corona-Pandemie ist natürlich vieles anders, aber erst einmal muss man die Veranstalter loben, denn sie haben ein großartig durchdachtes und zudem noch kreatives Konzept ausgearbeitet und aus der Not so eine Tugend gemacht. Man kann für Abstand unter den Zuschauern sorgen, indem man einzelne Areale einzäunt oder mit Tape auf dem Boden markiert etc., aber das war dem SparkassenPark Mönchengladbach zu langweilig. Es ist schließlich Sommer und wodurch haben die Leute sich auch in normalen Zeiten im Strandurlaub schon seit jeher völlig freiwillig separiert? Strandkörbe!
Also kauften die Veranstalter in ganz Deutschland knapp 500 dieser beliebten Outdoor-Möbel auf und ordneten sie im Innenraum des Spielfeldes an, wo sonst die Hockeyspieler herumflitzen.

Die Strandkörbe wurden dann nochmal in Gruppen zu je 50 in fünf verschiedene von einander abgesperrte Areale aufgeteilt, die sympathischerweise die Namen von Inseln wie Sylt, Rügen aber auch Mallorca erhielten. Zwischen den gemütlich-kuriosen Konzertsitzplätzen war natürlich jeweils 1,50 Meter Abstand gelassen worden, um Corona keine Chance zu geben. Ein gestaffelt geordneter Einlass sorgte für möglichst wenig Begegnungen unter den Strandkorbbesatzungen. Trotzdem war ich natürlich skeptisch, ob das Konzept trotz aller Mühe und Kreativität überhaupt aufgehen würde. Was war mit der Atmosphäre? Würden alle nur regungslos zwischen ihren geflochtenen antiviralen Schutzwänden hocken und sich berieseln lassen? Würde es unter den Umständen gelingen, die Emotionen von der doch recht weit entfernten Bühne auf die Zuschauer zu übertragen, um letztendlich das wohlig-warme Gefühl eines echten VNV NATION-Konzertes entstehen zu lassen?

Wir Presseleute wurden jedenfalls sehr herzlich von den Damen der Marketingabteilung begrüßt und es gab sogar die Gelegenheit für kurze Interviews mit Ronan Harris (unser Interview folgt morgen auf sharpshooter-pics.de). Während die Zuschauer wie gesagt alle im Innenraum in ihren Strandkörben untergebracht wurden, war unser Platz auf den ansonsten leeren Zuschauertribünen des Hockeyparkes. Von hier oben hatte man einen ausgezeichneten Blick auf die Bühne.
Ein weiterer großartiger Bestandteil des Konzeptes war, dass alle Zuschauer Kühlboxen an ihren Plätzen stehen hatten und nach einer Online-Bestellung via Smartphone wurden kalte Getränke und Snacks direkt an den Platz geliefert. Auch Vorbestellungen waren möglich, sodass einige Zuschauer ihre Boxen schon gut bestückt vorfanden. Ganz ehrlich: Das Konzept können wir auch nach der Krise gern beibehalten 😉

Bevor es losging, klärte ein äußerst gut gelaunter Promoter auf der Bühne über die Regeln der Veranstaltung auf und gestaltete den an sich ernsten Hintergrund der Maßnahmen locker und mit Humor. Daumen hoch.
Um Punkt 20 Uhr dann betraten VNV NATION die Bühne und starteten gleich mit einem Kracher vom aktuellen Album „Noire“, nämlich mit dem wunderschönen Titel „When is the future“. Schnell wurde deutlich, dass der SparkassenPark über eine ausgezeichnete Soundanlage verfügt, sodass die Beats der Band glasklar und in ordentlicher Lautstärke auch noch auf den Oberrängen über uns hinwegfuhren. Die ganze Angst, die Unsicherheit, die Genervtheit und Traurigkeit der letzten Monate fiel von uns ab und wir sangen bewegt mit. Auch in den Strandkörben regte sich überall Leben und die schwarzen Seelen brachen als prächtige Nachtfalter aus ihren Kokons aus Korbgeflecht und tanzten auf der erlaubten Fläche vor ihren Behausungen befreit zu VNVs Klängen. Die Setlist gab natürlich einiges vom neuen Album her wie beispielsweise das eher dunkle „Immersed“, aber auch alte Perlen wie „Epicentre“ schlugen in den Mönchengladbacher Krater ein. Beim Klassiker „Gratitude“ wurde es dann persönlich, denn die Dankbarkeit von Ronan und seinen Kollegen dafür, endlich wieder auf der Bühne stehen zu dürfen, war deutlich spürbar. Er artikulierte dies auch besonders, indem er die Textzeile „Thank you for guiding me, for bringing me home“ betonte. Die Dankbarkeit ist ganz auf unserer Seite, Mr. Harris!
Das entsprechende Album „Automatic“ hat natürlich einen festen Platz in den Herzen aller VNV NATION-Fans und so wurde natürlich auch der Hit „Space & Time“ gebührend abgefeiert. „Bewegt euch!“, forderte der energische Frontmann und die Masse folgte nur zu gern.
Gegen Mitte des Konzertes hab es nach diesem glühend heißen Sommertag dann einen postkartenreifen Sonnenuntergang zu erleben, was mit der monatelang vermissten Gemeinschaft der Fans und der tollen Musik zusammen eine äußerst emotionale Wirkung hatte. Dazu passte dann auch das bekannte Herz-Lied „Nova“, das mitten während des Sonnenuntergangs erklang und das von zahlreichen emporgereckten Handylichtern begleitet wurde.

Als der Schlusstrack von „Noire“ namens „All Our Sins“ erklingt, ist es bereits dunkel. Der Track hatte unter dem Eindruck der Corona-Pandemie eine eher ungemütliche persönliche Note. „What would it take to force us to act? Before visions have faded and hope is worn out. Would we strive to be better, could we learn from the past, for all of our sins, atonement at last?“

Doch Ronan fand auch positive Schlussworte für uns: “Trotz der schweren Zeiten haben wir einen Weg gefunden, Konzerte zu machen. Vielen, vielen Dank! Ihr seid großartig. Passt auf euch auf, bleibt gesund”
Nach der Veranstaltung wurde natürlich auch sehr verantwortlich gehandelt und darauf geachtet, dass es beim Auslass kein Gedränge gab. Das „Abschieds-Bingo“ sorgte dafür, dass immer einige Strandkorbnummern auf der LED-Leinwand erschienen und so alle Besucher mit sicherem Abstand nach und nach das Gelände verlassen konnten.
Aufgrund des großen Erfolges (die Veranstaltung war ausverkauft) sollten VNV NATION am Folgetag gleich nochmal einen ebenfalls ausverkauften SparkassenPark erfreuen, aber wie von Sharpshooter-Pics machten uns glücklich auf den Nachhauseweg. Wer jetzt neugierig geworden ist und auch wieder richtig Bock auf ein Konzert hat, sich aber auch bestmöglich sicher fühlen möchte, dem empfehlen wir die weiteren Standkorb Open Airs in Mönchengladbach. Eine Liste der auftretenden Bands findet ihr unter https://sparkassenpark.de/termine/strandkorb-open-air/

Wir sind wieder u.a. bei SCHANDMAUL und VÖLKERBALL für euch dabei und schauen, ob die Location auch für Rockkonzerte taugt.

 

 

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Fotos: Cynthia Theisinger
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