Review: AHAB – Live Prey
AHAB sind bekanntlich die Meister des deutschen Funeral-Dooms, oder zumindest bereits seit 2004 eine beachtliche Größe in besagter Szene. Schwermut in seiner musikalischen Umsetzung pur.
Was schon von CD zäh wie erstarrende Lava aus den Lautsprechern wabert, entfaltet eigentlich erst im Rahmen eines Live-Konzerts von AHAB seinen vollen Charme. Und da in Zeiten von Corona Live Konzerte herkömmlicher Art bekanntlich nicht stattfinden, haben sich die Jungs um Frontmann Daniel Droste wohl gedacht, wenn die Fans schon nicht zu unseren Shows kommen dürfen, bringen wir ihnen doch die Show nach Hause in die Quarantäne-Zone. Willkommene Gelegenheit dazu bot die Tatsache, dass der Tontechniker des Konzertes in Jena 2017 den kompletten Gig mitgeschnitten hat, und wirklich eindrucksvolles Material dabei herausgekommen ist.
Leider werden viele Live-Mitschnitte in der Studioarbeit oftmals schier verhunzt, mit Overdubs bis zur Unkenntlichkeit gerade gezogen, künstlich an die Qualität von Studio-Aufnahmen angepasst, und klingen entsprechend steril, wenngleich natürlich schön fett in der Produktion, aber eben auch nicht mehr wirklich nach Live-Album.
Dass es auch ganz anders geht, beweist vorliegender Tonträger:
Die unnachahmliche Atmosphäre des besagten Gigs im Rahmen des „Death Row Fests 2017“ springt sofort über beim Durchhören. Gelegentlich nicht 100%ig gegriffene Gitarren-Chords hat man dabei ebenso selbstbewusst beibehalten, wie die leichten Stimmschwankungen von Daniel anfangs des Openers „Below the Sun“.
Das macht das Album aus meiner Sicht überaus authentisch und sympathisch und eben auch so nah an eine echte Live-Erfahrung gebracht, wie es gerade eben geht für eine CD. Freilich, es fehlt die düstere Beleuchtung, die Nebelmaschine und die verschwitzten Körper der anderen Konzertbesucher, dafür kann man immer wieder intensiv auf´s Neue genießen, wenn man sich danach fühlt..
Die Tonmischung ist bei „Live Prey“ wirklich überzeugend gelungen, klar hörbar sind alle Instrumente, und musikalische Details. Daniels gutturaler Gesang dringt aus der Tiefe durch und grollt wie Donnerhall über tiefschwarzen Wogen aus sägenden, schwermütigen Riffs, wabernden Bässen und atmosphärischen Weiten aus feinfühlig eingestreuten Melodien.
Dass bei den durchweg über 10 minütigen Songs keinerlei Langeweile aufkommen will, unterstreicht die Qualität des Songwritings der Band, das bereits auf dem 2006 erschienenen Album „The Call of the Wretched Sea“ einen überaus wegweisenden Standard erreicht hatte.
Abgerundet und abgeschlossen wird das fast einstündige Werk von der epischen Hymne „The Hunt“, dass noch einmal alle Register zieht und den Hörer mit in den Bann nimmt, wie es AHAB eben meisterlich verstehen.
Sicher nicht nur ein Album für reine AHAB Fans, die hier mehr als beruhigt blind zugreifen sollten, sondern auch für diejenigen, die vielleicht nur neugierig sind auf die Band, und nach einem passenden Referenz-Album suchen, um sich mit AHAB anzufreunden.
Das Album erscheint wie bereits erwähnt am 26.06. sowohl als Digipack CD, als auch natürlich in digitaler Form. Darüber hinaus wird es drei streng limitierte Doppel-Vinyl-Ausgaben geben, die sicher das Sammler-Herz höher schlagen lassen werden.
Bewertung: 7,8 von 10 Punkten,
“Live Prey” erschein am 26.06.2020 bei Napalm Records