Review: THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA – “Aeromantic”
THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA’s neuestes Album “Aeromantic” auf der Startbahn für den nächsten Nachtflug! Captain Björn Strip und die komplette Kabinencrew des NIGHT FLIGHT ORCHESTRA bittet zum Boarding zum kommenden Nachtflug, der am 06.03. in London startet.
Den passenden Soundtrack hierfür liefert ihr neuestes Album “Aeromantic”. Wer auf Grund der Hauptbetätigung Björn Strids bei SOILWORK oder Sharlee D’Angelos bei ARCH ENEMY mit einem Metal-Album rechnet, das irgendwo in der automobilen Liga zwischen Endzeit-Sportwagen und Speed-Panzer rangieren könnte, würde bitterlich enttäuscht werden. Denn THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA spielen in einer ganz anderen Liga, nämlich in der Lounge eines Privatflughafens, der exklusive Reisen in die Sphären des Classic Rocks in bester 80er Jahre Manier offeriert. Zum fünften Mal bereits öffnet diese Lounge nun ihre Pforten und die adretten Stewardessen Anna-Mia Bonde und Anna Brygård heißen den geneigten Zuhörer willkommen in der akustischen Welt des NIGHT FLIGHT ORCHESTRA.
Wie schon bei den vier voran gegangenen Loungeparty-Soundtracks ist “Aeromantic” eine aus Samt und Ballonseide gewebte Startbahn in schillerndsten Farben in den Gehörgängen und beginnt in der ersten Etappe “Servants of the Air” direkt mit einem Senkrechtstart in die Sphären einer Klanggewitterwolke. Diese scheint sich seit Ende der Siebziger Jahre mit allen Rockenergien aufgeladen und nur darauf gewartet zu haben, von NFO die Initialzündung zur Entladung zu erhalten! Zu “Divinyls” krachen Synthie-Blitze nur so hervor, bis dann zu “If tonight is our only Chance” ein wohlig warmer Sturzregen aus akustischem Sahne-Karamell die Gehörgänge entlanggleitet, der zu Mittelstufenzeit zu Stehblues oder Engtanz mit sich selbst verleitet hätte! Ja, in diesem Album steckt eine Menge Liebe – Liebe zu den Wurzeln des Classic Rocks, 80er Jahre Discorocks und ABBA! Aber über alle Maßen hinaus steckt in “Aeromantic” eine große Leidenschaft für Synthieklänge, die massiver zum Einsatz kommen als im Vorgänger. Über allem thront die wunderbare Stimme Björn Strids, der den Songs eingängige Melodien verpasst, die wie bei “Transmissions” schon beim zweiten Refrain zum Mitsingen animiert. Diese treibende Midtemponummer ist das erste richtig große Highlight des Albums, welches in einem wundervollen Violinensolo zu Ende des Songs gipfelt. Eigentlich sollte man meinen, dass dieser Song niemals enden solle, aber dann würde man den titelgebenden Track “Aeromantic” verpassen, der neonbunte Rockfunken versprüht und sämtliche Schwingungen der Gehörgänge in einen fliegenden Straßenkreuzer mit Heckflossen und mindestens 500 PS versetzt, mit dem es Spaß macht, mit Tempo 80 als Captain Future um lila-goldenen Sahnewolkenberge zu cruisen. Zu “Golden Swansdown” wird das Tempo wieder auf Engtanztempo gedrosselt. Diese Schmachtballade wäre der Soundtrack schlechthin, um Teenies zum Üben von Zungenküssen zu animieren. Auch Erwachsene dürfen sich gerne zu den zartsüßen Klängen verleitet fühlen, Körperflüssigkeiten auszutauschen – bei einer Tracklänge von knapp über vier Minuten jedoch bevorzugt im Stehen, denn zu “Taurus” könnte nach Herzenslust wieder gemeinsam das rockende Tanzbein geschwungen werden. Bei “Sister Mercurial” könnte man fast vermuten, dass Björn und Co. die Notenblätter aus dem Nachlass der ABBA-Gründer Benny und Björn geerbt hätten, um diese in NFO-Manier aufzupeppen. Hit-Charakter besitzt der Refrain jedenfalls zu Genüge. Mit “City Lights and Moonbeams” kommt der knapp einstündige Soundtrack zum Nachtflug zum Ende und hinterlässt eine leicht melancholische Note auf der eigentlich so zuckersüßen Tonspur.
Mit “Aeromantic” haben THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA einen weiteren Soundtrack zur akustischen Zeitreise in die Vergangenheit geschaffen, der sämtliche schnulzigen Rockklischees mit Freuden in Perfektion bedient, dass jeder, dessen Ohren in der Lage für ein Augenzwinkern sind, und in seiner Jugend nicht in der Tanzschule war, dieses Manko auf den anstehenden Nachtflügen in Form der kommenden Tour garantiert bereut.
Gesamtnote: 8 von 10 rotweissen Zuckerstangen + 1 Goldkettchen extra!
“Aeromantic” erscheint am 28.02.2020 bei Nuclear Blast.
THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA sind:
Gesang: Björn Strid
Gitarre: David Andersson
Gitarre, Perkussion: Sebastian Forslund
Bass: Sharlee D’ Angelo
Schlagzeug: Jonas Källsbäck