Hunderte Pommesgabeln und fliegende Haare – INSOMNIUM in München

Aaaahhhh.. das „Backstage“.. seit Jahren eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten Münchens. Zumindest wenn man zu langem Haar und dunkler Kleidung neigt. Und genau diese Klientel findet sich an diesem fröstelig-kalten 27.11. hier ein, um sich temperaturtechnisch die Füße und musikalisch die Seele zu wärmen. Der „Metal Wednesday“ verspricht heute mit 3 Bands ein ziemlich lautes Bergfest auf den letzten Metern in Richtung Dezember.

Um die Innenraumtemperatur braucht man sich auch schon am Anfang des Abends gar keine Gedanken mehr zu machen. Flauschige Wärme macht direkt Lust auf ein kühles Getränk und da es bereits relativ voll ist, gilt es jetzt vor allem den angestrebten Stehplatz zu ergattern. Glücklicherweise bietet der Raum vor der Bühne ja genug Platz, um sich bei Bedarf vor umherfliegenden Menschen, Haaren, Bier oder anderen Dingen in Sicherheit zu bringen, denn genau das erwarten wir vom heutigen Line up.

STAM1NA

Eher düster und mit wenig Beleuchtung eröffnen STAM1NA aus Finnland den heutigen Abend. Dieser Zustand wird sich übrigens über das gesamte Set hin nicht ändern. Seit 1996 hat sich diese Band mit insgesamt 9 Alben im Thrash-Metal-Markt etabliert und will heute mit eben jenem die Fans anheizen. Sänger Veli Antti Hyyrynen begrüßt das Publikum und freut sich sehr, auf einen Mittwoch und zur Vorband die Halle bereits so gut gefüllt vorzufinden. Seine erste und nahezu einzige Instruktion ans Publikum lautet “We sing in finnish – sing along”. Scherzkeks. Wir sind alle in einem Land aufgewachsen wo Sprache nicht klingt oder aussieht wie Buchstabennudelsuppe. Aber von singen wird eh nicht viel die Rede sein. Es bricht eher ein growl-Gewitter ohne viel erkennbaren Text über die Anwesenden herein, die sich aber daran nicht stören. So kann man sich besser auf die Musik konzentrieren, die in der Spielzeit von STAM1NA klar headbangen vorschreibt. Und das tun Band und Zuhörer ausgiebigst. Und zwar bis die Haare nass sind. Schlagzeuger Teppo Velin malträtiert seine Drums, die sehr zur Freude der weiblichen Gäste in einem fancy glitzer-lila gehalten sind. Wenn STAM1NA an diesem Abend eins schaffen, dann das Publikum gebührend anzuheizen. Und das auch ohne finnische Sprachkenntnisse unsererseits

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Fotos: Micha Mayer (jiffy-pictures.de)

THE BLACK DAHLIA MURDER

Nach einer fixen Umbaupause haben sich Temperatur und Luftfeuchtigkeit in der Backstagehalle nur geringfügig gelegt. Zum Glück sitzen die meisten Frisuren eh nicht mehr. Löckchenbildung olé! Ihr kennt das…

Zeit für den zweiten Act des metallischen Mittwochs. THE BLACK DALIA MURDER aus Detroit, USA bieten jetzt den gelungenen Kontrast zum Erststreich. Aber auch hier wird die Bühne eher dunkel gehalten und hauptsächlich vom krassen Kontrast des leuchtendroten Bandlogos erhellt. Das Publikum ist bereits gut angeheizt und steigt direkt zu Beginn direkt mit ein. Harte Riffe und die Growls von Sänger Trevor Stmad versetzen die Zuhörer in Entzücken und man steigt direkt wieder in das Headbang-Inferno ein, was praktisch nur durch die Umbaupause unterbrochen wurde. THE BLACK DALIAH MURDER liefern sauberen Melodic-Death-Metal und bieten in ihrem Set eine Reise durch ihre 8 Studioalben, die sie seit dem Jahr 2000 auf den Markt gebracht haben. Von Moderation oder zwischenzeitlichen Ansagen sieht die Band allerdings weitestgehend ab, nur Bassist Max Lavelle fluchte ausgiebig vor sich hin. Das störte aber auch bei diesem Set die Stimmung des Publikums nicht. Schließlich will man feiern und nicht tratschen. Nach gut einer dreiviertel Stunde verabschieden Sich THE BLACK DALIAH MURDER unter berechtigtem Applaus von der Bühne.

Setlist:

  1. Widowmaker
  2. Jars
  3. Contagion
  4. Miasma
  5. Matriarch
  6. Warborn
  7. What a Horrible Night to Have a Curse
  8. Nightbringers
  9. As Good as Dead
  10. On Stirring Seas of Salted Blood
  11. Kings of the Nightworld
  12. Everything Went Black
  13. Deathmask Divine

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Fotos: Micha Mayer (jiffy-pictures.de)

INSOMNIUM

Dass wir uns nun dem lang erwarteten Höhepunkt des Abends nähern ist nicht zu übersehen. Oder gar zu überhören. Noch bevor die Band die Bühne betritt beginnt das Publikum zu johlen und zu schreien, hunderte ‚Pommesgabeln‘ recken sich der Bühne entgegen als Niilo Sevänen mit seinen Mannen die Bühne stürmt und Temperatur und Stimmung sofort zum Überkochen bringt. Die Finnen können es halt einfach. Direkt vom ersten Song an wird geheadbangt und der gesamte Saal ist gefühlt eine einzige flauschige Masse. Offensichtlich haben Band und Zuschauer gleich viel Spaß. Im Vergleich zu den Vorbands gibt es jetzt auch verhältnismäßig viel – und gutes – Licht und die Mischer am Ton leisten ganze Arbeit. Ein wahrer – wenn auch lauter – Genuss.

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Fotos: Micha Mayer (jiffy-pictures.de)

Und die Stimmung könnte wirklich nicht besser sein, der rappelvolle Saal tobt, auch auf die Frage von Sevänen, ob denn auch schon alle brav das neue Album „Heart like a grave“ haben, welches die Band im Oktober auf den Markt gebracht hat. Die Band überzeugt während des gesamten Sets durch musikalisches Können, bringt verschiedenste Gitarren und Bässe in den Einsatz und wartet mit gekonnten Soli auf. Es bildet sich ein riesiger Circle Pit und das Publikum, welches heute übrigens eine wild gemischte Altersstruktur aufweist, ist durchgehend mit tanzen, grölen und headbangen beschäftigt, was den positiven Nebeneffekt mit sich bringt, dass das gesamte Set lang kaum Handys zum Filmen oder Fotografieren in die Höhe gehalten werden. Auch mal wieder ein sehr schöner Zustand, den man in Zeiten von social media leider kaum noch kennt. Einfach mal mit allen Sinnen voll genießen. Und damit heute auch noch die sanfte Seite der menschlichen Gefühlsmaschinerie ihren Teil abbekommt, gibt es zur Zugabe noch eine akustische Einlage. Am Rand der Bühne sitzend singen INSOMNIUM ihren Song „One for sorrow“, begleitet von Akustikgitarren. Wunderbarer Ausklang eines energiegeladenen Abends.

Setlist:

  1. Intro
  2. Valediction
  3. Neverlast
  4. Into the Woods
  5. Through the Shadows
  6. Pale Morning Star
  7. Change of Heart
  8. And Bells They Toll
  9. Mute Is My Sorrow
  10. Ephemeral
  11. In the Groves of Death

Encore:

  1. The Primeval Dark
  2. While We Sleep
  3. One for Sorrow (accoustic)
  4. Heart Like a Grave

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Fotos: Micha Mayer (jiffy-pictures.de)

Schwankend zwischen Euphorie und etwas „warum –isses-schon-wieder-vorbei-Sentimentalität“ verlässt der Zuhörer nach diesen wundervoll harten, lauten aber großartigen Abend das Backstage. Doch wie immer schwingt in Abschied ja auch ein bisschen Hoffnung mit, im heutigen Fall die, dass die nächsten „Metal Wednesdays“ genauso grandios werden.

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