Metallisches Power-Workout mit BATTLE BEAST, CYHRA und BRYMIR in Herford

Man kann im Ruhrgebiet ja wirklich fast jeden Tag auf ein gutes Konzert gehen, aber die herbstliche Tournee-Dichte kann einen schon mal überfordern. Deshalb fährt man als gestresster Großstadt-Metaller am Wochenende auch schon mal ins ländliche Ostwestfalen um dort bei einem der vielen dort ansässigen Wurstwarenhersteller ein paar unvegane Weihnachtsgeschenke zu kaufen, den Großstadtmief gegen frische Landluft einzutauschen – oder in besinnlicher Vorweihnachtsstimmung abends „rein zufällig“ an einer Konzerthalle halt machen, um sich ordentlich die Gehörgänge freipusten zu lassen. Da trifft es sich ja wirklich passend, dass sich „rein zufällig“ an jenem Abend die Finnen von BATTLE BEAST die Ehre geben und noch CYHRA und BRYMIR mit von der Partie sind!

BRYMIR

Den Auftakt machen mit BRYMIR eine Gruppe junger Finnen, die gerade dabei sind, auch hierzulande durchzustarten. Den Grundstein hierfür haben sie schon gelegt, denn die 2006 gegründete Band hat mittlerweile drei Alben veröffentlicht und nun ist es an der Zeit, auch den 2019er Output “Wings Of Fire” dem deutschen Publikum live zu präsentieren. Da Gitarrist Joona „rein zufällig“ auch bei BATTLE BEAST zum Sechssaiter greift, war die Idee zu einer gemeinsamen Tour naheliegend. BRYMIR legen in finnischer Metaltradition mit einem symphonischen Intro los und geben direkt Gas. Ein wenig schade ist es, dass leider nicht alle Ticketinhaber genauso viel Gas gegeben haben, um pünktlich zu Konzertbeginn anwesend zu sein. Das schon vor der Bühne befindliche Publikum jedoch dürfen sich an feinstem melodischem Deathmetal erfreuen. Sänger Viktors kraftvolle Growls ergänzen die majestätischen Chöre und Synthies, treibende Doublebass und ausgefeilte Riffs sorgen für genug Druck, um den ersten Headbangern das Haupthaar tanzen zu lassen. Eine stilistische Nähe zu ihren Landsleuten von ENSIFERUM und TURISAS lässt sich nicht verleugnen, aber vor einem Vergleich zu diesen brauchen sich BRYMIR definitiv nicht scheuen. Schade, dass die Spielzeit mit einer knappen halben Stunde recht kurz bemessen war, aber es sollte nicht verwunderlich sein, wenn die Jungs im nächsten Jahr wieder als Support in Deutschland spielen sollten!

Setlist BRYMIR:

  1. Gloria in Regum
  2. Ride on Spirit
  3. Chasing the Skyline
  4. Starportal
  5. Wings of Fire
  6. For those who died

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Fotos: Ulli

CYHRA

Nach einer wirklich kurzen Umbaupause von gefühlten und gerauchten zwei Zigaretten kommt mit CYHRA ein wahre All-Star-Band auf die Bühne. Die von Sänger Joacim „Jake E.“ Lundberg (Ex-AMARANTHE) und Jesper Strömblad (Ex-IN FLAMES) 2016 gegründete Band wird von Alex Landenburg (KAMELOT) und dem finnischen Gitarrenvirtuosen Euge Valovirta (Ex-SHINING) ergänzt. Auf Tour vertritt Marcus Sunesson (THE CROWN) Jesper an der Gitarre. Wer sich jetzt fragt, wer denn am Bass sei, der darf sich live davon überzeugen, dass der moderne Melodic Metal von CYHRA auch ohne Viersaiter auskommt (zumindest live). Jakes klare Stimme bekommt bei CYHRA die Bühne und Präsenz, die ihrer würdig ist, aber an der sich wohl auch so manche Geister scheiden mögen. Jake ist nicht der klassische Heavy Metal Sänger, aber seine Stimme fügt sich homogen in das hochmelodische Gitarrenspiel ein, dessen Riffs schnell ins Ohr gehen und dort auch verbleiben wollen. Frisch mit im Gepäck ist das jüngst erschienene Album “No Halos In Hell”, das stilistisch direkt an das Debütalbum von 2017 anknüpft. Ein kleiner Wermutstropfen ist im Ohr trotzdem zu vernehmen – in dieser Band steckt soviel Potential, das leider nicht ausgeschöpft wird, dabei könnte nur ein kleiner Schritt von der Poppigkeit weg, CYHRA genug Abstand von Jakes letzter Band einbringen, um nicht wie ein Klon in deren Fahrwasser zu wirken.

Setlist CYHRA:

  1. Letter to myself
  2. Bye bye forever
  3. Dreams gone wrong
  4. I am the one
  5. Battle from within
  6. Here to save you
  7. Karma
  8. Man of eternal rain
  9. Out of my life

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Fotos: Ulli

BATTLE BEAST

Kaum das die erste Töne des Intro erklingen und die Scheinwerfer auf Bühnenlichtmodus wechseln, ist das Publikum hellwach und antwortet mit lauten Chören den Klängen aus den Boxen. Drummer Pyry darf als erstes die Bühne entern und wärmt im Scheinwerferlicht während des Intros nochmals sein Drumkit auf, um direkt zum Opener “Unbroken” vom aktuellen Album “No More Hollywood Endings” einzuzählen. Es braucht keine vier Takte, und die Jungs BATTLE BEAST sind auf der Bühne um ihrer Frontfrau Noora Louhimo beim bevorstehenden Powerworkout den Takt anzugeben. Denn schon allein der Opener besticht durch treibende Rhythmik im oberen Mid-Tempo-Bereich und würde sich hervorragend beim Cardio-Workout auf dem Stepper eignen, um den Puls schnell in den gewünschten Bereich zu befördern. Auch das Publikum ist direkt im Sportmodus und feiert seine finnischen Helden. Ausnahmesängerin Noora ist zweifellos nicht nur durch ihre Stimme und Erscheinungsbild der Mittelpunkt der Band, sie animiert das Publikum auf ihre charmant wilde Art. Aber ihre Mitstreiter müssen nicht neben ihr verblassen. So ist Basser Eero für die originellen Sprüche zuständig, die für einige Lacher im Publikum sorgen – sowie eine Strähne seiner Frisur, die sich nach dem ersten Headbangen beharrlich weigern wollte, sich wieder ins Haupthaar einzufügen. Diese Probleme hat Gitarrist Juuso glücklicherweise nicht mehr, er hat sich endlich von seinem halblangen Irokesenschnitt getrennt, der bei den letzten Konzerten nicht wirklich so mitmoshen wollte, wie der Rest vom Kopf es eigentlich angedacht hatte. Da auch Noora mal eine kurze Verschnaufpause braucht, dürfen sich auch die Gebrüder Björkroth sportlich betätigen. Keyboarder Janne wird von Drummer Pyry über die Bühne gescheucht, darf sich aber zum Entspannen ein Gläschen gönnen. Nur ein Schwein trinkt allein, und so schenkt Janne direkt ein paar Becher Gin Tonic ein, um mit dem Publikum anzustoßen, während sein Bruder Joona unter der strengen Bewachung von Drillmaster Noora bei einigen Liegestützen seine Oberarme zum glühen bringt. Zwar funktioniert die Musik von Battle Beast auch zweifelsfrei ohne derartige Showeinlagen, aber das Auge hört ja bekanntlich mit. So werden die Powersongs ebenso wie die Ballade “I Wish” von einer farbenfrohen Lightshow untermalt und Nebel- sowie Funkenfontänen runden die Show gelungen ab, die nach fünfzehn Songs aus der bisherigen Schaffensphase mit “Beyond The Burning Skies” einen würdigen Abschluss findet.

Setlist BATTLE BEAST

  1. Unbroken
  2. Familiar Hell
  3. Straight to the Heart
  4. Black Ninja
  5. Endless Summer
  6. I wish
  7. Raise your fists
  8. The golden horde
  9. Out of control
  10. The Hero
  11. Bastard son of Odin
  12. Eden
  13. No more hollywood endings
  14. King for a day
  15. Beyond the burning skies

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Fotos: Ulli
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