Mit Magic Moment und Herzblut – Ein Interview mit Frank von SCHATTENMANN
Wir durften Frank von Schattenmann vor dem Konzert in der Markthalle treffen und ihn ein wenig mit Fragen bombardieren. Seine überaus interessanten Antworten findet ihr hier im Interview.
Euch gibt es erst seit Ende 2016, habt ihr damit gerechnet, dass ihr so schnell eine so große Fanbase bekommt?
Gar nicht, nein. Also es ist tatsächlich für uns immer wieder aufs neue eine Überraschung Leute im Publikum zu sehen, die unsere Texte mitsingen und auch Leute, die immer wieder zu Konzerten kommen. Wir haben mit allem gerechnet, aber nicht damit.
Da Ihr ja schon so einen rasanten Start hingelegt habt, habt ihr schon mal in die Zukunft geschaut? Euch gibt es ja jetzt seit 2 Jahren, was steht so in 2 Jahren an und wo seht ihr euch da?
Wie du schon sagtest, dass der Start ja sehr rasant war und wir selber überhaupt nicht damit gerechnet haben, ist es natürlich auch schwierig da irgendwie eine Zukunftsprognose zu geben und wir haben ja gerade mal angefangen, das zu verdauen, was in den letzten 2 Jahren passiert ist. Da trauen wir uns noch gar nicht, eine Prognose zu wagen, was ist in 2, 3, 4, 5 Jahren. Wir sind da eher so die kurzfristigen Planer. Wir denken natürlich jetzt über die Tour nach, die jetzt ansteht, unsere eigene Headliner Tour, und denken viel über das zweite Album nach, das auch für 2019 ansteht. Das sind jetzt für uns die langfristigsten, am greifbarsten Zukunftsprognosen, die wir uns zutrauen.
Auf eurer ersten Headliner Show habt ihr schon neue Songs gespielt, die nicht auf „Licht an“ zu finden sind, werden dann wahrscheinlich auf dem neuen Album sein, welches du grade schon erwähnt hast?
Genau, richtig. Wir haben schon Ende der Megaherz Tour wahnsinnig viele Ideen gehabt und ich meine, da war das aktuelle Album ja gerade mal raus. Mich hat es in den Fingern gejuckt und habe gleich wieder zu Schreiben angefangen und das muss jetzt auch wieder auf die Bühne, es wird wieder Zeit. Und so einen kleinen Ausblick kann man natürlich auch mal riskieren. Wenn die Leute jetzt schon auf die Tour kommen, kann man sie auch gleich mental drauf vorbereiten, was da denn mal so kommen mag. Ich bin gespannt wie darauf die Reaktionen so sein werden.
Ihr habt bei euch stehen, dass ihr die NDH 2.0 seid. Wie kommt ihr darauf und was denkt ihr, was euch speziell hervorhebt von anderen Bands?
NDH 2.0 ist ja ein Begriff, den haben wir quasi mal so in den Raum gestellt, den gab es ja vorher nicht. Es ist für einen immer ziemlich schwierig, seine Musik zu kategorisieren. Dieses Schubladendenken ist eh immer total schwierig. Wir haben uns weder in der NDH Schublade zu 1000% zugehörig gefühlt, noch sind wir irgendwie komplett Metal, oder sonst was, sondern so ein ganz eigenes Ding. Ich finde Schattenmann hört man irgendwie raus und ich glaube, was uns am meisten unterscheidet von den normalen NDH Bands, ist die Tatsache, dass, wir sind nicht so, ich sage mal, typisch NDH Stamm fix, sondern wir sind tanzbarer, wir sind etwas leichtfüßiger und haben auch schöne melodiöse Refrains drin, was im NDH tatsächlich ja eher selten ist. Wenn ich da an meine Ex Band Stahlmann denke, da ist der Refrain sehr einwortlastig und geht gleich ins Gehirn, sind sehr punktuelle Botschaften und bei uns ist es ja doch so, dass wir auch nicht zurück schrecken, mal total melodiös zu werden, auch in einem Song, der einen harten Tune hat. Genau das haben wir auch bei unserem nächstem Album jetzt im Studio ziemlich auf die Spitze getrieben und wenn wir Bock drauf haben, kommt da eben noch ein bisschen Metal mit rein, so wie es uns halt taugt. Das ist unsere ganz spezielle Mischung und deswegen auch der von uns aus dem nichts erhobene Begriff NDH 2.0.
Hab ihr lange überlegt auf Deutsch zu singen oder war es von vornherein klar? Ich meine internationaler bekannt zu werden, ist in der Sprache ja nicht so einfach.
Es geht gar nicht darum, sich irgendwie Gedanken zu machen, was hat jetzt mehr Erfolg. Ich glaube nicht, dass Rammstein angefangen haben Deutsch zu machen, um dann in Amerika den Erfolg zu haben, den sie jetzt haben. Ich glaube Kalkül ist etwas, was mit Musik gar nichts zu tun hat. Es gab ja auch eine Zeit, da war Deutsch total out, da haben alle Englisch gesungen. Es gab auch die Zeit, wo es hieß, um Gottes willen, wer macht denn heute noch Deutsch? Ich hab mich auch mal an englischen Texten versucht, ich habe dann aber ziemlich schnell festgestellt, dass man sich immer an irgendwelchen Floskeln festhält und gar nicht die Message rüberbringen kann, die man eigentlich in dem Song rüberbringen möchte. Da war es für mich naheliegend zu sagen, hey, warum tu ich mir das alles an, warum sing ich nicht einfach in meiner Muttersprache, und kann damit arbeiten und Sprache verpacken. Ich finde Sprache ist etwas total vielseitiges, ich kann Dinge sagen, sie sprachlich aber anders meinen. Das, finde ich, ist das Schöne daran und das hat man eben nur in seiner Muttersprache. Deswegen Deutsch.
Ihr durftet schon mit vielen anderen Bands zusammenspielen, mit wem wollt ihr in Zukunft unbedingt ein Konzert geben?
Puhh, ich glaube, da bekommst du, wenn du in die Runde fragst, von jedem Musiker eine andere Meinung bzw. einen anderen Wunsch, weil, man selber hat ja ganz persönliche Helden und Favoriten. Wie es so oft ist, sind grade die ungewöhnlichen Kombinationen, über die man überhaupt nicht nachdenkt, im ersten Augenblick, meistens die, die am interessantesten sind. Siehe jetzt z.B. die aktuelle Tour von Feuerschwanz mit Schattenmann als Support. Uns haben ganz viele für verrückt gehalten. Das passt doch gar nicht zusammen, aber doch, das tut es, auf eine ganz tolle Art und Weise. Auch im Publikum sind die Reaktionen gigantisch. Dann haben wir es tatsächlich noch geschafft, diese Symbiose auf die Bühne zu kriegen, in dem der Prinz R. Hodenherz III, einfach bei uns „Gekentert“ mit Dudelsack mitspielt. Eine wahnsinnig geile Geschichte, und deswegen finde ich die Frage total schwierig und kann da auch gerade keine Antwort drauf geben, weil es sich, wie so oft im Leben diese spontanen Dinge, dann meistens als die Besten herausstellen, sowie diese Tour einfach. Wir sind für alles offen und man sollte sich nie durch irgendwelche Wünsche in seinem musikalischen Horizont beschränken.
Beim M’era Luna hattet ihr ja schon Pyroshow, wird es da in Zukunft mehr von geben?
Naja, ich meine Schattenmann ist ja Licht und Schatten. Licht und Schatten hat ja die verschiedensten Facetten und man muss natürlich gucken. Es war auch die Frage, hey, was macht denn Schattenmann auf dem M’era Luna vormittags um 11, das wird bestimmt nicht gut, weil dann haben sie ihre Show ja nicht dabei. Das waren so die bösen Meinungen, sag ich mal. Oder viele haben sich gefragt, spielen sie denn ganz normal oder was passiert? Genau das ist das Schöne, man kann mit diesem Thema total spielen und ich glaube, uns fällt da neben Pyro auch noch jede Menge anderer Kram ein, den man machen kann, so viele Ideen irgendwie. Das ist auch das tolle an Schattenmann, dass man sich auf nichts festlegen muss. Natürlich haben wir unser UV und das ist unser Markenzeichen, aber auch wenn ich dran denke, was könnte in Zukunft auf Festivals passieren z.B. in der Dämmerung oder was könnte in Clubs in Zukunft passieren, noch an Licht und an Schattenspiel, da bleibt uns ja wahnsinnig viel Spielraum. Ich glaube, den werden wir in Zukunft noch ausschöpfen. Ob das dann pyrobasierend ist, mit anderen Effekten oder anderen Wegen, wird man sehen, aber es wird mit Sicherheit nicht die letzte Pyroshow gewesen sein.
Darf euch auf der kommenden Headliner Tour was bestimmtes nicht fehlen? Z.B. von den Fans oder bei der Show?
Das wissen wir ja noch gar nicht. Dadurch, dass es ja tatsächlich unsere erste Headliner Tour ist, hab ich noch nicht die Erfahrung, was nicht fehlen darf. Aber wenn ich das jetzt mal ganz Global betrachte, dann ist das Wichtigste, was auf gar keinen Fall zu kurz kommen darf, einfach der Spaß und diese magischen Momente, die auf der Bühne passieren, zwischen Band und Fans. Wenn das zu einer Einheit wird und alle miteinander einfach in diesem Song zusammen aufgehen, dieser Magic Moment, sag ich immer dazu. Der darf nicht fehlen!
Wird es auch weiterhin provokative Songs geben, wie „Generation Sex“, die aktuelle Themen bearbeiten?
Ja natürlich! Wir haben ja in ganz vielen Songs persönliche Erlebnisse, Ereignisse, Gefühlslagen, die wir verarbeiten. Ob es jetzt bei „Amok“ der persönliche Hilferuf nach Freunden ist oder nach Familie, nach der stützenden Schulter, die einem beisteht oder in „Generation Sex“ die Verrohung unserer Gesellschaft ist, solche Themen greifen wir klar auf. Auch beim nächsten Album quasi. Ich möchte jetzt nicht zu viel verraten, aber wir haben schon den ein oder anderen Song, der gerade auch in meine Gefühlswelt sehr, sehr tief blicken lässt, vielleicht auch ein bisschen tiefer, als er mir an der ein oder anderen Stelle im ersten Moment lieb war, aber es doch genauso sein muss. Ob es jetzt wieder genauso sozialkritisch ist, sei mal dahingestellt. Auf jeden Fall ist es ehrlich, es ist echt und es ist das, was uns in dem Moment im Kopf umher geht.
Quasi Musik mit Herzblut?
Genau, richtig! Und mit Gedankengut, das uns beschäftigt in dem Moment. Ob das nun provokant ist oder ob‘s einfach nur eine schöne Geschichte ist, die wir erzählen oder was auch immer, es ist einfach das, was aus uns spricht.
Wie habt ihr euch gefühlt, nachdem der letzte Song von eurem Album recorded wurde? War es eher eine Erleichterung oder, oh Gott, wir sind fertig, was jetzt?
Es ist ja mit dem letzten Take nicht getan, es geht dann ja noch in den weiteren Schaffensprozess. Es kommt das Mixing, das Mastering und ich glaube, das was du meinst, ist dieser Moment, wenn du dieses fertige Teil vor dir hast. Du musst da noch ein Artwork machen und alles was so drum rum passiert. Ich glaube, der bewegendste Moment ist, wenn du dieses Ding von deiner Plattenfirma geschickt bekommst und hast es in der Hand und denkst dir so – Jo, geil, das ist es jetzt. Das war ein riesig toller Moment, eine Riesenfreude und natürlich auch ganz viel Spannung und Ungewissheit, denn man weiß nie, was an dem Tag passiert, wie es die Leute aufnehmen, wenn das Teil erst mal raus kommt.
Seit wann hat dich die Musik ergriffen und wer hat dich inspiriert in deiner Musikkarriere?
Da gab es ganz verschiedene Leute. Musik hat mich gepackt, das kann ich nur noch aus Erzählungen wiedergeben, da war ich noch zu klein. Ich wollte unbedingt mit vier Klavierunterricht haben, warum auch immer, es weiß kein Mensch. Und es war irgendwie schon immer Musik, meine Mutter hat mir Geschichten erzählt, dass ich wohl als kleiner Steppke mit drei bis vier Jahren hinten im Auto auf dem Rücksitz saß und lauthals „Was soll das?“ von Herbert Grönemeyer mitgesungen hab. Wirklich Zeile für Zeile, Silbe für Silbe, von vorne bis hinten. Irgendwie war ich von Anfang an mit diesem Musik-Ding infiziert. Ich kann da quasi gar nichts dafür. Es wurde mir vielleicht buchstäblich in die Wiege gelegt, keine Ahnung. Und Vorbilder gibt es wahnsinnig viele, oder was heißt Vorbilder, ich würde sie nicht als Vorbilder bezeichnen, sondern als Menschen, die mich inspiriert haben. Das ist so bunt, wie das Leben selbst, dadurch, dass ich ja auch Gitarre mehr oder weniger studiert habe, gibt es natürlich auch ganz viele Genre mit denen man sich beschäftigt. Du guckst mal in den Jazz, in den Metal, den Bluse, in den Pop, den Rock, du machst ja alles irgendwie mal durch. Man beschäftigt sich ja sehr global damit. Da gab es tatsächlich aus jedem Genre irgend Jemanden, der mich auf seine Art und Weise fasziniert hat. Ob das jetzt aus dem Rockabilly, Brian Setzer war, oder tatsächlich auch die Jungs von Megaherz, mein erstes NDH Konzert mit 15 Jahren, in der Stadthalle Fürth, das letzte Konzert von Alexander Wesselsky damals, tatsächlich die allerletzte Show, die ich erleben durfte von ihm bei Megaherz, der mich dann mit diesem Virus infiziert hat. Oder die ersten Berührungspunkte mit Rammstein und was da alles kam. Es ist so viel, da gibt es so wahnsinnig viele Leute. Auch tatsächlich aus der Szene oder auch aus der Musikszene in Deutschland, auch stellenweise für uns oder für euch unbekannte Namen, die mich wahnsinnig bewegt haben, wie Uli Widenhorn oder Harald Kümpfel, der Drummer von Konstantin Wecker, lauter solche Leute. Es gibt unfassbar gute Musiker, die allesamt einen auch wahnsinnig inspirieren können. Oder auch z.B. wie Ben Metzner, der mit seinem Dudelsack, „Gekentert“ mitspielt und einen dadurch wirklich auch inspiriert und einem Song ganz neues Leben einhaucht.
An dieser Stelle noch einmal ein fettes Dankeschön an Frank für diesen Einblick, den wir jetzt mit euch teilen dürfen. Wir hoffen, dass der ein oder andere bei der kommenden Headliner Tour vorbei schaut und mit den Jungs von Schattenmann einen unvergesslichen Abend erlebt, so wie wir ihn erleben durften.