Tuska Open Air, 29.06.2018-01.07.2018

Ursprünglich geschrieben für metal-hammer.de

Im Vergleich mit deutschen Festivals gibt es aber einige Unterschiede, durch die Lage gibt es beim Tuska keinen Campground. In der Regel ist es aber auch kurzfristig möglich, noch ein gerechtes Hotel zu finden, auch wenn es etwas außerhalb liegt, da Helsinki durch Tram und Metro gut vernetzt ist.

Auf dem Gelände gibt es auch einen großen Unterschied: Alkohol gibt es nur in bestimmten, abgetrennten Bereichen, in die nur Volljährige hinein kommen. Diese liegen etwas weiter weg von den Bühnen entfernt, sodass dadurch die Menge automatisch aufgeteilt wird. Aus diesen Bereichen etwas mit hinaus zu nehmen ist nicht möglich, was sich natürlich auf die Stimmung wiederspiegelt.

Des Weiteren ist es erlaubt einen Rucksack und Essen mit auf das Gelände zu nehmen, was hierzulande eher die Ausnahme ist. Im Publikum selbst sieht man auch immer wieder Gesichter, die man sonst nur von der Bühne kennt. So ist es nicht verwunderlich unter den rund 12.000 Besuchern den ein oder anderen Künstler von unter anderem Children Of Bodom oder Apocalyptica zu sehen, auch wenn diese nicht auf dem Festival spielen.

Das Billing ist gut gemischt und bietet allen Bereichen der harten Musik eine Heimat: sei es Metalcore, Hard Rock, Death Metal oder was auch immer Carpenter Brut machen. Bei den auftretenden Künstlern wird ein breites internationales Line-up geboten, aber auch viele lokale Bands finden ihren Platz.

Freitag

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Fotos: Cynthia Theisinger

Auch wenn das Tuska dafür bekannt ist, dass es dort nie regnet, beginnt für uns das Festival mit einem leichten Schauer, nachdem Baest, Crowbar und Tribulation dem Publikum schon ordentlich eingeheizt haben.

Turmion Kätilöt wissen dem Nieselregen mit viel Feuer und einem Flammenwerfer entgegenzuwirken, und so dauert es nicht lange, bis die Sonne wieder fröhlich scheint. Die Finnen zeigen die musikalische Vielfalt des Metal-Genres auf dem Festival. Eskimo Callboy meets Black Metal. Die Texte sind fast ausschließlich auf Finnisch, was aber auch das internationale Publikum weniger stört. Laune machen die Jungs, und das auch über ihr ganzes Set.

Weiter geht es zur zweiten Hauptbühne, welche glücklicherweise im Zelt steht, denn zu den ersten Tönen zu Moonsorrow beginnt es erneut zu regnen. Die finnische Pagan-Band spielt ein Set, wie man es von ihnen kennt: einfach und ohne Überraschungen.

Zurück im Freien begrüßen uns Dead Cross auf der Bühne, die US-Amerikaner um Mike Patton gehen mit ihrem Hardcore Punk direkt aufs Ganze und spielen eine Mischung aus harten Riffs und melodischen Parts im ständigen Wechsel. Die Menge feiert, und so holt sich die Band zum Ende ihres Sets gleich ein paar Fans auf die Bühne, um mit ihnen zusammen zu feiern. So soll es doch sein, oder?

Weiter geht es mit der norwegischen Band Leprous. Trotz des eher sehr ruhigen progressiven Metal kommt beim Publikum einiges an Stimmung auf. Zu ihnen lässt es sich noch mal richtig entspannen, bevor es mit den letzten Bands des Abends noch einmal richtig losgeht.

Nun kommen wir zum ersten Headliner des Abends: Arch Enemy. Wie gewohnt, lassen diese nicht viel Zeit verstreichen und starten mit ‚The World Is Yours‘ stark in ihr Set. Einige Feuerfontänen lassen natürlich auch nicht lange auf sich warten. Alissa springt wie gewohnt ungehalten auf der Bühne auf und ab, und das Publikum kommt richtig in Fahrt. Insgesamt hebt sich der Auftritt jedoch nicht von anderen Arch Enemy-Konzerten ab, ist aber dennoch top. Die Band liefert seit Langem auf einem sehr hohen Level ab, auf welchem es schwer ist, noch etwas zu verbessern.

Dadurch, dass es auf dem Tuska keine Spielpausen zwischen den Hauptbühnen gibt, ist es noch recht leer, als Meshuggah die ersten Töne spielen. Dies soll sich aber schnell ändern, denn viele sind nur für die Schweden angereist. Entsprechend muss das Publikum auch nicht sonderlich motiviert werden und ist von Anfang an voll dabei. Es folgt ein guter, aber weniger besonderer Auftritt der Band.

Body Count beenden den ersten Tag des Tuska Festivals. Die bekannte Metal-Formation um Rapper Ice T gewinnt jedoch mit einem Song, der nicht von ihnen ist: ‚Raining Blood‘ von Slayer. Dies aber auch nicht ohne Grund, denn sie haben mit Dave Lombardo einen ehemaligen Trommler von Slayer dabei. Anschließend wird dieser schnell gewechselt, und es geht in normaler Besetzung weiter mit ‚Bowels Of The Devil‘. Es folgt ein Set mit viel guter Musik und noch mehr Humor in den Pausen. Immer mit dabei: der eigene Sohn von Ice T, Little Ice als Vocal Backup. Nach 90 Minuten ist der Auftritt vorbei und der erste Tag abgeschlossen, noch bevor es überhaupt zu dämmern begonnen hat.

Samstag

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Fotos: Cynthia Theisinger

Für uns startet der Samstag erst zu The 69 Eyes, nachdem Tyrantie, Galactic Empire und Beast In Black das Publikum schon auf Betriebstemperatur brachten. The 69 Eyes sorgen direkt für Schreikrämpfe in den ersten Reihen, können aber auch mit ihrer Musik überzeugen. Einen langen Anfahrtsweg hatten die Dark-Rocker zumindest nicht, da sie in Helsinki ein Heimspiel feiern. Stimmung möchte beide den ersten Liedern noch nicht wirklich aufkommen, bessert sich jedoch gegen Ende, was zeigt, dass die meisten nur für wenige Songs gekommen sind.

Anschließend geht es weiter mit Mokoma auf der Freiluftbühne, die Finnen bringen mit ihrem Thrash Metal einen deutlich härteren Ton auf die Bühne, welcher durchaus für Stimmung beim Publikum sorgt. Hierzulande sind die Jungs recht unbekannt, haben in Finnland aber eine große Fan-Gemeinde und auch mit dem ein oder anderen Album Goldstatus erreicht.

Anschließend wird es wieder exotischer: Carpenter Brut ist ein französischer Elektro-DJ, welcher mit Live-Unterstützung in Form von Drums und Gitarre die Achtziger neu aufleben lässt. Die Musik ist zwar nicht ganz dem Metal zuzuordnen, macht aber dennoch sehr viel Spaß. Neben den eigenen Stücken, welche primär instrumental sind, werden auch ein paar Songs gecovert, unter anderem ‚Maniac‘ von Michael Sembello.

Mit Emperor geht es im Anschluss wieder deutlich härter zu. Die Norweger sind eine der einflussreichsten Black Metal-Bands – und das merkt man auch. Vor der Bühne haben sich viele Leute versammelt, die die Truppe ordentlich abfeiern. Die Band stellt unter Beweis, dass sie zu Recht so bekannt ist, hat sonst aber eine recht unauffällige Show.

Mit Hallatar steht danach eine recht neue Band auf der Bühne. Die Mitglieder sind jedoch alte Bekannte. Dieser Vorteil beschert ihnen auch direkt ein großes Publikum vor der Bühne. Auch an ihren Instrumenten wissen die Jungs zu überzeugen und bauen so schon ordentlich Stimmung für den ersten Headliner am Samstag auf.

Die Rede ist von Kreator, gleich zu Beginn werden auf der Bühne einige Bengalos gezündet, welche das Folgende nur erahnen lassen. Die deutschen Thrash-Größen fackeln nicht lange und bringen das Publikum mit vielen harten Riffs zum Kochen. Auch in Finnland hat die Band in ihren vielen Band Jahren viele Fans gefunden, aber auch hier verläuft der restliche Auftritt in normaler Kreator-Manier und fällt nicht sonderlich auf.

Bei At The Gates im Zelt sieht es anschließend nicht anders aus, eine Show wie jede andere der Band, keine großen Besonderheiten, nicht viel Gerede, nur viel und guter Melodic Death. Einzig die Stimme von Sänger Tomas Lindberg scheint etwas in die Jahre gekommen zu sein, was aber nach 28 Jahren Band-Geschichte nicht sonderlich verwundert.

Den Tagesabschluss bereiten uns Gojira, auf welche sich, wenn man sich an den T-Shirts der Besucher orientieren kann, sehr viele gefreut haben. Sie sind zwar die erste Band, die mit etwas Verspätung auf die Bühne kommt, verlieren aber keine weitere Zeit und starten direkt in ihr Set. Ihnen ist die Spielfreude geradezu anzusehen, und das merkt auch das Publikum. Dort tobt der Bär – und das sollte sich so schnell auch nicht ändern. Auch wenn viele nicht genug von dem Tech Death-Metal der Band bekommen können, ist auch deren Spielzeit nach 90 Minuten irgendwann vorbei, und das Gelände leert sich erneut.

Sonntag

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Fotos: Cynthia Theisinger

Den Anfang des letzten Tags des Festivals machen die Finnen Temple Balls, die mit ihrem Hard Rock das Publikum schon langsam auf Betriebstemperatur bringen. Dies hat das auch nötig, denn anschließend verlangen Stick To Your Guns einiges von ihnen ab. Die Metalcore-Combo bringt in den ersten Spielminuten gefühlt mehr Bewegung ins Zelt als jede andere Band an den Tagen zuvor.

Auch wenn es die dritte Show für die Band innerhalb von 24 Stunden ist, sieht man ihnen trotzdem die Spielfreude an. Das ein oder andere politische Statement wird auch gebracht, bevor sich die Band zehn Minuten vor eigentlichem Set Ende von der Bühne verabschiedet, was zu vielen traurigen Gesichtern im Publikum führt.

Als Nächstes steht ein finnisches Großkaliber auf der Bühne: Timo Rautiainen & Trio Niskalaukaus. Der Name ist hierzulande zwar weniger bekannt, in Finnland haben sie jedoch den Heavy Metal mit finnischen Texten radiotauglich gemacht. Jede ihrer Platten erreichte bis dato Platin, und vergangenes Jahr erschien erst das letzte Album, obwohl sich die Band 2006 auflöste. Live werden sie dafür mit vielen Besuchern und guter Stimmung belohnt.   

Anschließend sehen wir ein Gesicht auf der Bühne, was wir noch vom Tag zuvor kennen: Ihsahn. Das Soloprojekt des Emperor-Sängers kann sich über viel Andrang freuen. Dieser stellt unter Beweis, dass er auch alleine die Fans begeistern kann, was ihm mit viel Jubel gezollt wird. Weiter geht es mit einer Band auf die sich viele gefreut haben. Oder vielleicht doch nur auf einen Song?

Die Stimmung bei Europe will erst noch nicht so wirklich aufkommen, aber man merkt, wie alle nur auf ‚The Final Countdown‘ warten. Wie erwartet beenden die Schweden mit diesem Song ihr Set: Kaum sind die ersten Töne gespielt, geht die Stimmung durch die Decke.

Plötzlich wird das sonst eher ruhige Publikum laut, und Menschen kommen aus den letzten Ecken des Geländes hervorgekrochen. Leider zieht es nicht alle weiter zu Clutch, aber die Stimmung schafft es, den Weg ins Zelt fast unbeschadet zu überstehen. Die Blues-Rocker, welche über 27 Band Jahre immer wieder ihren Stil änderten, gönnen dem Publikum noch etwas Entspannung, bevor es zur letzten Band des Festivals geht.

Dann ist es so weit: Parkway Drive betreten die Bühne. Für die Australier ist es das letzte Konzert in diesem Jahr in Europa, und entsprechend wird dies auch gefeiert. Die Band hat mehr Pyros dabei als alle anderen zusammen und zögert nicht, diese zu benutzen. Leider wird es in Helsinki zu dieser Jahreszeit nicht wirklich dunkel, wodurch die Effekte leicht an Charme verlieren. Das stört aber die wenigsten. Im Publikum wird hart gefeiert – vor dem FOH bildet sich ein riesiger Circle Pit, der die komplette Show über bestehen bleibt – und auch auf der Bühne geht die Post ab.

Auch wenn das letzte Album von Parkway Drive nicht jeden überzeugen konnte, steht eines fest: Live kann es überzeugen. Natürlich hat die Band auch wieder ihr rotierendes Schlagzeug dabei, und so dreht sich der Drummer freudenreich über Kopf, während er zusammen mit der Band den Song ‚Crushed‘ performed. Aber alles hat ein Ende – und so auch das Tuska Open Air. Nachdem das Set der Band vorbei ist, wird es recht schnell leer auf dem Gelände und innerlich freut man sich schon, im nächsten Jahr wieder ins Flugzeug Richtung Helsinki zu steigen.

 

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