Review: SUBWAY TO SALLY sind zurück – auf die Himmelfahrt folgt “Post Mortem”!
SUBWAY TO SALLY veröffentlichen entgegen ihrer eigenen Pläne nun doch noch ein Album. Aber wie meldet man sich eigentlich nach einem Album zurück, das den Titel “Himmelfahrt” trägt?
Ganz klar, mit einem naheliegenden Ausdruck, dem Lateinischen entnommen: “Post Mortem” (=nach dem Tod).
Die „Wiederauferstehung“ beginnt mit kirchlichen Vokabeln: Introitus, eigentlich der Gesang zu Beginn eines Gottesdienstes, kommt langsam und getragen mit Kindergesang daher. Zum Ende hin nimmt die Melodie Fahrt auf, geht fließend über in “Phönix”, die Hymne zur „Rückkehr“ der Band, um die sich das gesamte Album dreht.
Mit eingängiger Melodie, die bereits nach ein- zweimal Hören im Kopf bleibt, folgt dann der Titelsong und seines Zeichens erste Singleauskopplung “Post Mortem”. Mit positiver Energie blicken SUBWAY TO SALLY nach vorn, und obwohl es um den Tod geht, ist der Song angenehm optimistisch. “Wunder” und “Nero”, letzteres mit Anspielungen auf den gleichnamigen Kaiser, kritisieren Gesellschaft und Gegenwart, zum Beispiel die zunehmende Dummheit einiger Zeitgenossen oder die Zerstörung der Welt. Das Ganze wird musikalisch untermalt von eher düster klingenden Gitarrenklängen. Die textliche Negativität und Frustration halten jedoch vorerst nicht an. “Unter dem Banner” drückt sprachlich ebenso wie musikalisch die Freude über ein Wiedersehen aus. Ob damit wohl die Vorfreude auf die Open Air-Konzerte im nächsten Jahr namens „Unter dem Banner dieser Nacht“ ihre Finger im Spiel des Texters hatte? Das wird sich zeigen, schließlich muss so ein Album auch auf etlichen Festivals präsentiert werden.
Es schließt sich der persönliche Favorit der Autorin an: “Herz in der Rinde”. Eine Ballade (natürlich mit trauriger Wendung), fast nur begleitet von Akustikgitarre und Geige, bevor dann in der zweiten Hälfte die gesamte Klanggewalt hervorbricht. Vorbei ist es dann mit der Liebe aber auch schon wieder recht schnell, “Lumpensammler” schlägt harte Töne an. Der Song kritisiert die Lügen, Korruption und Leid auf der Welt, garniert mit einer gehörigen Portion Frust darüber, dass anscheinend niemand aus der Geschichte gelernt hat.
Danach muss der Hörer erst einmal wieder erfrischt werden. Zusammen mit den WARKINGS schlägt “Stahl auf Stahl” den Weg in Richtung Sieg und Aufstieg ein, begleitet von typischem Power Metal der Gäste. Der Song wird teils auf Deutsch und teils auf Englisch gesungen.
Das Thema Geschichte zieht sich durch das gesamte Album, mal mehr und mal weniger stringent. Nach dem Abstecher in die römische Historie mit Nero folgt nun ein Besuch bei den Mythen Griechenlands: “Atlas” erzählt auf intelligente Weise die gleichnamige Sage. Intro und Outro erinnern dazu passend an das Ticken eines Uhrwerks, also an die unbarmherzig verstreichende Zeit. So landen wir auch wieder bei den schlechten Dingen der Welt, im konkreten Fall beim “Kummerkind”, melodisch in der Strophe dröhnend und flott, mit begleitender Geige im etwas langsameren Refrain.
Fast am Ende angelangt, folgt ein Song, der eigentlich schon längst überfällig ist: “Eisheilige Nacht”. Der traditionelle Jahresabschluss stellt sich vor als Auszeit und Flucht aus tristen Wintertagen, ein überwältigender Pathos wird aufgebaut. Schließlich ist die Eisheilige Nacht die Kultveranstaltung von SUBWAY TO SALLY schlechthin. Daher ist es schade, dass der Song nicht zu den eingängigsten des Albums gehört.
Zum Abschluss gibt es noch einmal eine Ballade. “Die Erde bebt” erzählt von Verlust und Trauer. Langsam und getragen neigt sich also “Post Mortem” dem Ende zu, still und leise. Die letzten Töne verklingen und es breitet sich eine gewisse Leere aus. Es tun sich Fragen auf: Wäre nicht vielleicht “Eisheilige Nacht” der passendere Schluss gewesen? Wieso ist das Ende so negativ, oder kann es denn in der heutigen Zeit überhaupt ein positives Ende geben? Scheinbar nicht. Man hätte sich lieber noch einige Minuten der Illusion der heilen Welt während einer Alltagsflucht vorgestellt, aber das bleibt einem verwehrt.
Fazit:
Musikalisch passt das Album gut als Anschluss an “Himmelfahrt”, wobei die Geige mit ihren wunderbaren Melodien noch mehr in den Vordergrund tritt. Trotz Optimismus und Hymnen zum Feiern hängt über “Post Mortem” ein eher düsterer Schleier, vor allem in der Mitte des Albums. Bei der aktuellen weltpolitischen Situation kommt man da aber wahrscheinlich auch nicht drum herum. Die Inszenierung der „Wiederauferstehung“ von SUBWAY TO SALLY ist also geglückt und trifft damit den Zeitgeist, die Sorgen, Probleme und das Bedürfnis danach, diesem für einen Moment zu entfliehen.
Tracklist
01. Introitus
02. Phönix
03. Post Mortem
04. Wunder
05. Nero
06. Unter dem Banner
07. Herz in der Rinde
08. Lumpensammler
09. Stahl auf Stahl (feat. WARKINGS)
10. Atlas
11. Kummerkind
12. Eisheilige Nacht
13. Die Erde bebt