DONG OPEN AIR 2023 – Tales of Mount Moshmore

DONNERSTAG – Run to the Hill…

Das Wort DONG erweckt viele Assoziationen – zum einen ist es der Kumpel vom DING, der andere hätte seines gerne in LONG, aber bei Freunden der harten Musik steht das Wort seit nunmehr zwei Jahrzehnten für ein kleines, aber feines Festival auf der Halde Norddeutschland, die sich am westlichen Rand des Ruhrgebiets zwischen Neukirchen-Vluyn und Kamp-Lintfort erhebt.

Dieses Jahr wagten wir uns auch auf den heiligen Mount Moshmore, wie der heilige Berg der einheimischen Veranstalter liebevoll genannt wird. Ab 1952 wurde die Halde aufgeschüttet und erst 2001 erreichte sie mit insgesamt 80 Millionen Tonnen Abraum ihre jetzige Höhe von 74 Metern. 

Los ging es am Donnerstag mit dem obligatorischen Fußmarsch auf die Halde. Und alle, die mit Bollerwagen und schwerem Gepäck beladen nicht auf die Shuttlebusse warten wollten, können bestätigen, dass 74 Höhenmeter bei strahlender Sommersonne kein einfacher Spaziergang sind.

Unser erster Act des Tages war ANGUS McSIX. Frontmann Thomas Winkler war schon mit seiner letzten Band GLORYHAMMER auf dem DONG OPEN AIR zur Gast, und auch die Reinkarnation seines gespielten Charakters scheint dem Publikum zu gefallen. In glänzend goldener Rüstung hätten sich die Sonnenstrahlen fast wie Laser gespiegelt in die Netzhäute der Besucher eingebrannt, aber der Wettergott nahm ein wenig Rücksicht und schickte eine Wolke, um die Gäste vor einer Spontanerblindung zu schützen. Leider war die Wolke etwas zu stark mit Feuchtigkeit gefüllt, die sich prompt zum Verdruss des Publikums und der Bühnentechniker direkt über dem Berg entleerte. Aber das wird garantiert nicht der letzte Auftritt der neuen Power Metal-Supergroup auf dem Dong gewesen sein.
Im Anschluss lockten die WARKINGS wieder die Sonne hinter den Wolken hervor und die Gäste vor die Bühne. Der Tribun, der Viking, der Crusader und der Spartiat hatten ein Leichtes, das feierfreudige Publikum wieder auf Betriebstemperatur zu bringen und dafür zu sorgen, dass die Klamotten der vom Regenschauer getroffenen Metalheads von außen wie von innen trocknen konnten. Auch Session-Member Morgana Le Fey ließ sich zu einigen Songs auf die Bühne bitten und sorgte für mehr als nur einen optischen Hingucker. (Spoiler-Alarm aus dem Fotograben: Der Tribun war wohl bei den Pediküre. Wirklich ordentliche Füße in den Sandalen…)
Kuschlig wurde es im Anschluss bei ELUVEITIE auf der Bühne. Waren es jetzt acht oder neun Musiker, die sich auf der Bühne getummelt haben? Da war immer soviel Bewegung drin, und irgendwann ab dem zweiten Drink hat man doch aufgehört, die zweite Hand zum Zählen mit dazuzunehmen, schließlich muss man ja noch den Fotoapparat halten! Die schweizerische Folk-Metal-Band hat nun mit diversen Besetzungswechseln eine ausgewogene Mischung aus spritzigem Elan frischen Fleisches und der Routine langjähriger Profis.

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Fotos: Ulli

Langjährige Profis im Musikbusiness sind auch die Headliner des Abends, die Niederländer von EPICA (nicht zu verwechseln mit European Project for Ice Coring in Antarctica, Eiskernbohrungen auf Mount Moshmore wären angesichts der geologischen Lage der Halde hier unangebracht). Die Symphonic-Metal-Band um Shouter Mark Jansen und Chantreuse Simone Simons begeisterten mit einem Feuerwerk an Emotionen und guter Laune sowie einer headlinerwürdigen Performance.

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Fotos: Ulli

FREITAG – Der Metal Fight Club geht in die nächste Runde

Den ersten Tag hatten wir ganz gut überstanden, aber es folgten ja noch zwei weitere Tage, die vollgepackt mit guter Musik auf uns warteten. Los ging es für uns mit WORDS OF FAREWELL. Die Jungs hatten keine weite Anreise zum DONG OPEN AIR, aber nicht nur das ist ein Grund, warum sie schon zu den Veteranen des DOAs zählen. Auch ihr moderner Melodic Death Metal ist beim Publikum in den vergangenen Jahren stets gut angekommen, also war es kein Wunder, dass das Sextett erneut auf den Mount Moshmore bestellt wurde.
Nachdem ELUVEITIE am Vorabend die Bühnenkapazität in Sachen Auslastung ausgiebig getestet hatten, erfolgte mit den Schweden vom DIABLO SWING ORCHESTRA eine erneute Koordinationsprobe. Denn schließlich mussten zur klassischen Bandaufstellung auch noch ein Cellist, Posaunist und Trompeter mit auf die Bühne. Vor vielen Jahren war die Band schon einmal mit ihrer alten Sängerin zu Gast auf dem Dong und rockten diabolisch in schwarz-roten Bühnenoutfits das Publikum, dieses Jahr mit neuer Besetzung ist das DSO das wohl bunteste Ensemble auf der Bühne. Und so bunt wie das Bühnenoutfit ist auch die musikalische Bandbreite der Schweden. Groovig-swingend und rockig konnte da wohl kein Tanzbein ruhig blieben.
Volles Brett auf die Ohren gab es im Anschluss mit den Briten von ONSLAUGHT.
1983 in Bristol als Punkband gegründet, ist von den Wurzeln nicht mehr wirklich viel übrig, außer Gitarrist und Gründungsmitglied Nige Rockett. UK-Thrash in Reinkultur ließ nicht nur auf der Bühne, sondern auch massenweise im Publikum die Nacken und Haare kreisen.
Nicht minder aktiv waren im Anschluss die sympathischen Niederländer um Sänger Martin Van Drunen. ASPHYX gehören seit Mitte der 80er Jahre zur Speerspitze der niederländischen Metalszene und begeisterten auf dem DONG OPEN AIR mit klassischem Old School Death Metal nicht nur das Publikum.
Unter der Rubrik “Krach um Acht” traten dann die Franken von HÄMATOM auf die Bühne und ab da gab es kein Halten mehr! Die Security im Bühnengraben hatte alle Hände voll zu tun, um die feierwütigen Crowdsurfer sicher wieder auf dem Boden abzustellen. NORD, OST, SÜD und WEST wissen, wie man eine Party feiert und hatten hierfür nicht nur akustisch die passende Untermalung dabei. Mit Pyroeffekten und einer Bühnendeko, die ihresgleichen sucht, wurde aus dem Set die wildeste Halligallidrecksauparty, die auf dem heiligen Dongberg je stattgefunden hat.

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Fotos: Ulli

Aber wenn es um den Einsatz von Pyrotechnik geht, lässt sich der Headliner SALTATIO MORTIS auch nicht lumpen. Direkt schon am Anfang wurden zu „Loki“ zahlreiche Feuersalven  abgefeuert – die Energiepreise sind ja nun auch wieder gefallen, also kann man wieder etwas Gas geben! Die Stimmung auf dem Berg war mittlerweile am Überkochen, und nicht nur Sänger Alea wurde es warm ums Herz, also zogen nicht nur er sondern auch zahlreiche Fans zu Ende des Gigs ihre Shirts aus, um für ein wenig Abkühlung zu sorgen! 

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Fotos: Ulli

Wusstet ihr eigentlich schon, dass die Veranstalter der DONG OPEN AIRs eine ganz besondere Maßnahme zum Thema Umweltschutz ergriffen haben? CO2-Neutrale Wegbeleuchtung in den Abendstunden lässt die Zuschauer, die nicht auf dem Berg campieren, nicht im Dunkeln den Berg herunter tapsen. Tausende durch Bioluminiszenz betriebene kleine Lampen leuchten den Besuchern den Weg von der Halde Norddeutschland herab. Ok, es sind Glühwürmchen, aber schön ist das Ganze trotzdem anzusehen!

SAMSTAG – Das große Finale. Der DONG-Gong schlägt dreizehn!

Los ging für uns der Samstag mit den schon annähernd Lokalmatadoren von MOTORJESUS. Die Rocker aus dem nahegelegenen Mönchengladbach sind schon des Öfteren auf dem DONG zu Gast gewesen und überzeugen auch dieses Jahr mit saftigen Rockklängen, die den Soundtrack für die Hifi-Anlage eines jedes Achtzylinders stellen sollten. 
Ganz anders treten im Anschluss KANONENFIEBER auf die Bühne, die ein wenig an ein Schlachtfeld aus dem ersten Weltkrieg erinnert. Angedeutete Schützengräben, das Logo in Fraktur auf der Abbildung eines alten Luftschiffes auf dem Banner, die Musiker maskiert in Uniform – das schien beim Publikum anzukommen, ebenso wie der gespielte Black-Death-Metal, dessen Texte auf Originaldokumenten und Briefen aus jener Zeit beruhen. Drei Jahre nach Bandgründung, wovon zwei davon pandemiebedingt keine Liveaktivitäten beinhalteten, und dann diesen Zeitslot zu bekommen, zeugt von einem regen Support der Szene für Metal-Newcomer.
Mit INSOMNIUM beginnt das skandinavische Trio Finale. Die Finnen um Frontman Niilo Sevänen überzeugten vom ersten Ton an, schließlich ist Melodic Death Metal eine der Lieblingsstilrichtungen des DONG-Publikums. Dass die Finnen mächtig Spaß auf der Bühne hatten, war vor allem den Gitarristen Markus Vanhala und Jani Liimatainen anzusehen, die nicht müde wurden, zu posen und zu headbangen, als wären sie die Headliner des Abends.
Das Intro von ‚Fraktured Millennium‘ kündigte den Co-Headliner des Samstags an: HYPOCRISY, die seit 30 Jahren bestehende Spheric Death Metal-Band um Mastermind Peter Tägtgren hat wohl schon alle relevanten Metalfestivals dieses Planeten bespielt und wurde vom Publikum frenetisch gefeiert. Der mittlerweile würdevoll ergraute Tägtgren ist nach wie vor ein charismatischer Frontman, dessen Mimikspiel auch bei den anwesenden Fotografen für Entzückung und Zuckungen des Fingers am Auslöser sorgte. Spätestens beim Kult-Song “Roswell 47” gab es für viele Headbanger kein Halten mehr und HYPOCRISY bewiesen einmal mehr, dass sie das Zeug dazu haben, das 50jährige Bühnenjubiläum voll zu machen!

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Fotos: Ulli

Was soll man noch groß zum Headliner des Samstags sagen? Mit AMORPHIS im Billing kann man als Veranstalter nichts falsch machen. Schon mehrfach standen die Finnen auf dem DONG auf der Bühne und auch heute glänzten die Herren um Fronten Tomi Joutsen ein weiteres Mal. Wie keine andere Band verschmelzen die Finnen Death Metal mit progressiven Einflüssen, sowie Folk-, Black- und Symphonie-Klängen. Aus über 30 Jahren Bandhistorie und entsprechender Fülle an Releases hätten locker mehrere Setlists gefüllt werden können, jedoch wurde mit den anberaumten 90 Minuten Spielzeit diesem Wunsch ein Riegel vorgeschoben. Klassiker aus dem 1994er Kultalbum “Tales From The Thousand Lakes” wie “Black Winter Day” und “Into Hiding” begeisterten genauso wie “House of Sleep” und “The Bee”. Mit diesem mehr als würdigen Headliner verabschieden wir uns dieses Jahr vom DONG und freuen uns schon auf eine neue Bergtour im kommenden Jahr!

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Fotos: Ulli
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