Review: THE DARK SIDE OF THE MOON – “Metamorphosis”
Es waren einmal, vor gar nicht allzu langer Zeit, ein Gitarrist und eine Sängerin, welche eine Wette abschlossen. Der Verlierer würde dem Gewinner eine „Mutprobe“ schulden. Der Gitarrist war Hans Platz (FEUERSCHWANZ), die Sängerin Melissa Bonny (AD INFINITUM) und die „Mutprobe“ wurde eingefordert in Form eines Metal-Covers des „Game Of Thrones“-Soundtracks „Jenny Of Oldstones“. Schnell entwickelte sich hieraus jedoch mehr und THE DARK SIDE OF THE MOON wurde gegründet. Jenny Diehl (FEUERSCHWANZ) sowie Morten Sørensen (AMARANTHE) vervollständigten das Line-Up der neu gegründeten Band und gemeinsam verschrieb man sich dem Ziel, ein gesamtes Album als Ode an diverse fiktive Welten aus Film, Fernsehen und Gaming aufzunehmen. Nachdem bereits vor einem Jahr die erste Single erschien, ist nun endlich der Zeitpunkt der Albumveröffentlichung gekommen. „Metamorphosis“ umfasst insgesamt elf Tracks, von welchen acht Cover-Versionen und die restlichen drei Stücke eigene Schöpfungen der Band sind.
Die Scheibe wird eröffnet mit „Legends Never Die“, einem Cover des gleichnamigen „League Of Legends“-Hits aus dem Jahr 2017. Das im Original eher synthielastige Stück wird hier zur kraftvollen Power-Ballade, bei welcher vor allem Melissas Gesang und Jennys Harfenspiel im Vordergrund stehen. Nach und nach baut das Lied an Intensität auf und funktioniert somit hervorragend als Album-Opener, welcher uns sanft abholt und auf die vor uns liegende Reise einstimmt. „The Gates Of Time“ ist die erste Eigenkreation, welche uns auf diesem Album erwartet, und entführt uns in die Welt von Zelda. Im Gegensatz zum vorangegangen Track wird hier nun das Gaspedal durchgedrückt und auch Hans und Morten dürfen an Gitarre und Schlagzeug jetzt richtig durchstarten. Ein eingängiger Track, welcher nicht nur wegen des catchy Refrains im Ohr bleibt und direkt zu Beginn klarstellt, dass THE DARK SIDE OF THE MOON mehr können als nur covern.
Um dem Hobbit-Track „Misty Mountains“ gerecht zu werden, wurde Tom Englund (EVERGREY) als Verstärkung mit ins Boot geholt. Obwohl ich es zu schätzen weiß, dass man sich hier getraut hat, etwas mehr vom Ausgangsmaterial abzuweichen, vermisse ich dennoch den minimalistisch-atmosphärischen Charme des Originals. Von Mittelerde nach Hogwarts geht die Reise weiter ins „Harry Potter“-Universum – auch hier ist wieder ein Gast mit dabei, genauer gesagt die Violinistin Rusanda Panfili. Während „Double Trouble / Lumos! (Hedwig’s Theme)“ auf eine abwechslungsreiche Mischung aus ruhigen Passagen und härteren Klängen sowie Klargesang und Growling setzt, ist die nachfolgende Nummer, „First Light“ (im Übrigen eine weitere der drei Neuschöpfungen), eine etwas geradlinigere Symphonic-Metal-Nummer, welche zwar nicht schlecht ist, mir aber auch nicht nachhaltig im Gedächtnis bleibt. „New Horizons“ stellt das dritte und letzte selbst geschriebene Lied im Bunde dar und ist ähnlich wie bereits „Legends Never Die“ im Bereich der Power-Ballade anzusiedeln. Wieder einmal ist ein prominenter Gast vertreten, wurde das Stück doch als Duett von Melissa gemeinsam mit Fabienne Erni (ELUVEITIE) eingesungen. Zeit, wieder in die Welt der Soundtracks einzutauchen und dem „Witcher“-Universum einen Besuch abzustatten: „The Wolven Song (Priscilla’s Song)“ verwandelt den im Ursprung sehr minimalistisch gehaltenen Song in eine echte Metal-Nummer, harte Riffs und Growling inklusive. Abgesehen von dieser offensichtlichen Änderung im Klang ist das zugrundeliegende Original dennoch jederzeit gut erkennbar. Für den nächsten Song begeben sich THE DARK SIDE OF THE MOON gemeinsam mit Charlotte Wessels (ehemals DELAIN) auf einen erneuten Abstecher Richtung Mittelerde. Nachdem dem Hobbit ja bereits Tribut gezollt wurde, ist nun mit einem Cover von „May It Be“ die „Herr der Ringe“-Saga an der Reihe. Für mich persönlich das gelungenste der drei Duette.
Das „If I Had A Heart“-Cover aus dem Vikings-Universum behält die nordisch-folkigen Klangelemente des Ausgangsmaterials bei und sorgt damit für etwas erfrischende Abwechslung auf dem ansonsten bisher im Stil recht geradlinig gehaltenen Album. Wir nähern uns mit großen Schritten dem Finale des Albums und tauchen ein in die düster-dystopische Welt der Tribute Von Panem. Von Dystopie ist hier musikalisch aber wenig zu spüren, stellt das „The Hanging Tree“-Cover doch eine eher temporeiche und an einigen Stellen schon geradezu fröhlich anmutende Nummer dar. Als krönenden Abschluss gibt es schließlich noch „Jenny Of Oldstones“ auf die Ohren, jenes verhängnisvolle Cover, mit welchem alles begann. Das Stück aus dem „Game Of Thrones“-Universum ist eine der abwechslungsreicheren Nummern auf dem Album und deckt das gesamte Spektrum von ruhig bis schwermetallisch ab.
Fazit:
THE DARK SIDE OF THE MOON reisen auf “Metamorphosis” mit uns zwar nicht zur dunklen Seite des Mondes, entführen uns stattdessen aber von Mittelerde über Hogwarts bis nach Westeros in zahlreiche fiktive Welten. Die Soundtrack-Cover sowie auch die drei Eigenkreationen klingen durchgängig gut. Etwas anderes ist bei einer so hochkarätigen Besetzung aber wohl auch nicht zu erwarten gewesen. Schließlich sind mit Melissa Bonny, Hans Platz, Jenny Diehl und Morten Sørensen alles andere als Amateure am Werk. Wie gut funktioniert aber nun das Konzept ihres Debut-Albums? Die Antwort fällt für mich etwas zwiegespalten aus. An sich betrachtet klingen die Songs gut und handwerklich habe ich nichts auszusetzen, zieht man jedoch die Originale zum Vergleich heran, fehlt mir dann aber doch irgendwie das „besondere Etwas“, welches die Cover-Versionen vom Ausgangsmaterial abhebt und als eigenständiges Werk glänzen lässt. Das ist sicherlich auch eine Frage der Präferenz, ich hätte mir jedoch – insbesondere im Hinblick auf den Albumtitel – gewünscht, hier etwas mehr kreative Eigenleistung zu hören zu bekommen. Stattdessen klingen die meisten Tracks genau wie ihre Vorbilder, lediglich ins metallische Gewand gekleidet. Mir persönlich reicht das nicht ganz, um hier von einer Metamorphose zu sprechen.
Bewertung: 7/10
Tracklist:
1. Legends Never Die
2. The Gates Of Time
3. Misty Mountains
4. Double Trouble / Lumos! (Hedwig’s Theme)
5. First Light
6. New Horizons
7. The Wolven Storm (Priscilla’s Song)
8. May It Be
9. If I Had A Heart
10. The Hanging Tree
11. Jenny Of Oldstones