HÄMATOM – “Liebe & Hass” in Hamburg

(Beitragsbild by Sandra)

Erst letztes Jahr gab es für alle HÄMATOM-Fans traurige Nachrichten: aufgrund von NORDs Gesundheitszustand musste sowohl der Release des neuen Albums “Liebe & Hass” sowie auch die zugehörige Tour nach hinten verschoben werden. Aber verschoben ist ja zum Glück nicht aufgehoben und da NORD inzwischen wieder fit ist, konnten wir uns am 15.04.2023 dann doch endlich zum lang ersehnten Konzert begeben. Veranstaltungsort sollte ursprünglich die edel-optics.de-Arena in Wilhelmsburg sein, aufgrund der Terminverschiebung fanden wir uns an diesem Abend aber in der Alsterdorfer Sporthalle wieder (bzw. in der Hälfte der Alsterdorfer Sporthalle, da durch ein Vorziehen der Bühne sowie das Abtrennen des Großteils der Ränge weniger Platz war als man es sonst von der Location gewohnt ist). Kurz vor Einlass um 18:00 Uhr war noch recht wenig los vor der Halle und auch nach Einlassbeginn noch ließen sich viele Zeit mit dem Erscheinen.
Um 19:30 Uhr begann der erste Teil des Abends mit den Tschechen von DYMYTRY, welche in Form von „Revolt“ und „Stronger“ gleich mit zwei absoluten Bangern ins Set starteten. Die bisher noch recht leere Sporthalle füllte sich langsam aber stetig und nach „Until The World Knows Why“ merkte Sänger Alen an, dass er bereits „einen ganzen Haufen Freaks“ sehe. Das „Somebody’s Watching Me“-Cover verleitete das Publikum dann dazu, sich genau als solche auch aufzuführen und die vorher schon recht gute Stimmung noch ein wenig weiter anzuheben. Auch die nachfolgenden Songs „300“, „Never Gonna Die“ und „Awaking The Monster“ taten dieser Mission keinen Abbruch. Nach einer erneuten kurzen Ansage wurden wir nun alle dazu aufgefordert, unsere Smartphones zu zücken, um den Jungs auf Instagram und Co. zu folgen. Ja, okay, und um ein Lichtermeer für die Performance von „Rise And Shine“ zu erzeugen. Auf diese etwas ruhigeren Töne folgte nun ordentlich Wumms, präsentiert von Drummer Milos, welcher ein gut fünfminütiges Schlagzeug-Solo dahinschmetterte. Der Rest der Band durfte anschließend für „Hope“ auch wieder mit einsteigen. Während „Touchdown“ wurde es dann noch einmal richtig sportlich, denn Gitarrist Dymo demonstrierte seine Skills im einhändigen Radschlagen. Muss man auch können. Da sich das 60-minütige Set dem Ende neigte, blieb nun nur noch Zeit für eine einzige Nummer: diese war natürlich keine andere als „Chernobyl“, hier in der 2.0-Variante (sprich der englischen Version). Der Track dürfte dem ein oder anderen HÄMATOM-Fan bereits geläufig sein, da diese erst vor kurzem eine deutsche 3.0-Version des Tracks veröffentlichten.

Nach einer halben Stunde Umbaupause fiel dann pünktlich um 21:00 Uhr der Regenbogen-Einhorn-Vorhang für den Hauptact des Abends und HÄMATOM starteten mit „Ihr Wisst Gar Nichts Über Mich“ und „Zeit Für Neue Hymnen“ in ihr Set. Das Bühnenbild war passend zum Motto „Liebe & Hass“ zweigeteilt und zeigte eine kuriose Mischung aus Kleingarten-Idylle auf der einen, sowie reichlich Stacheldraht auf der anderen Seite. Nachdem die ersten beiden Songs verklungen waren, bemühte sich NORD darum, eine Ansage ans Publikum zu machen, hatte dabei jedoch mit zweierlei Arten von Schwierigkeiten zu kämpfen. Erstens: Es war verdammt schwierig, gegen die lauten „Döp Döp Döp“-Rufe der Menge anzukommen. Zweitens: Zudem (oder vielleicht ja auch deswegen, man weiß es nicht) musste NORD den Kampf gegen seine verknotete Zunge gewinnen. Zahlreiche Verhaspler später erfuhren wir dann aber endlich, dass „GAGA“ der nächste Song auf der Setlist sein würde – und dass das Hamburger Publikum sich die Bezeichnung auch redlich verdient hatte. Die Menge war auch vorher schon wild, aber bei diesem Song wurde nochmal ein Gang zugelegt und die Halle förmlich zum Kochen gebracht.

Wem das alles noch nicht heiß genug war, der dürfte im Anschluss allen Grund zur Freude gehabt haben, denn für „Lang Lebe Der Hass“ wurde die Temperatur im Saal mit Hilfe von Pyro-Elementen nochmals um einige Grad erhöht. „Alte Liebe Rostet Nicht“ und „Lange Nicht Perfekt“ waren dann wieder etwas weniger heiß, dafür aber umso lauter, da im Saal fleißig und größtenteils textsicher mitgesungen wurde. Dass es bei HÄMATOM gerne mal Bier regnet, wissen wir ja inzwischen (der Song wurde übrigens nachwievor mit lauten „Döp Döp Döp“-Rufen eingefordert), neu war allerdings, dass es nun auch Quietscheentchen regnete. Während NORD eines der kleinen Tierchen aufhob und über die Bedeutung dessen sinnierte, was gerade vor sich ging, kamen noch einige weitere Exemplare dieser Spezies auf die Bühne geflogen. Thematisch passend ging es mit Konfetti-Regen weiter, während zuerst „Ficken Unsren Kopf“ und dann „Bleib In der Schule“ zum Besten gegeben wurden. Zeit, die aufgeheizte Stimmung ein wenig herunterzukühlen – HÄMATOM genehmigten sich auf der Bühne einen kleinen Drink, dann wagte WEST einen Ausflug in den Graben, um sich etwas Gesellschaft für den nachfolgenden Song zu suchen. Diese fand er dann auch recht zügig und schnappte sich eine Dame aus der ersten Reihe, um sie mit sich auf die Bühne zu nehmen und auf der dort stehenden Hollywoodschaukel zu platzieren. Dort durfte sie dann für die Dauer von „Lichterloh“ verweilen und die Show mal aus einer anderen Perspektive betrachten.

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Fotos: Michael Meister

Weiter im Takt ging es mit „Ich Hasse Dich Zu Lieben“, „Mörder“ und „Dagegen“ wieder auf die gewohnt laute Art, bevor dann ein kleines Podest inmitten des Publikums errichtet und die akustischen Gitarren herausgeholt wurden. Nach einem kurzen „Nothing Else Matters“-Cover verließen NORD und OST die Bühne und bahnten sich durch die Menge ihren Weg zum frisch errichteten Podium. Dort angekommen performten sie dann „Totgesagt Doch Neugeboren“. Zurück auf der großen Bühne wurde dann zum „Tanz Auf Dem Vulkan“ geladen, bevor anschließend DYMYTRY als Verstärkung einen erneuten Auftritt machten. So performte das maskierte Doppelpack gemeinsam „Pin Me Down“, „Behind The Mask“ und „Wir Sind Gott“, bevor die Tschechen schließlich wieder Richtung Backstage wanderten.

Nun wieder alleine, gaben HÄMATOM uns noch einmal Gelegenheit, zu „Eva“ und „Wir Sind Keine Band“ abzufeiern, bevor auch sie sich von der Bühne zurückzogen. Das ließ das Hamburger Publikum so natürlich nicht im Raum stehen, denn schließlich hatte es den ganzen Abend trotz lautstarker Forderungen noch immer kein Bier geregnet. Die Freaks aus dem Frankenland hatten schließlich dann doch Erbarmen und kamen für eine kurze Zugabe zurück. Diese bestand aus „Kids (2 Finger An Den Kopf)“, „Es Regnet Bier“ (na endlich, wurde auch Zeit) und „Leck Mich!“. So fand der Abend dann gegen 23 Uhr ein Ende und die Fans konnten sich auf den Weg nach Hause und Bands sowie Crew auf den Weg in die nächste Stadt machen. Auf einige für HÄMATOM typischen Show-Elemente wie zum Beispiel das legendäre Drum-Surfing musste aufgrund der Venue-Auflagen am Abend leider verzichtet werden, aber sowohl die Band als auch die Fans machten das Beste aus der Situation und ließen sich hiervon nicht weiter stören. Der Party tat es jedenfalls keinen Abbruch und somit kann der Abend denke ich durchaus trotzdem als Erfolg verbucht werden.

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Fotos: Michael Meister
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