Vorweihnachtliches Aggrotech-Harsh-Industrial-Spektakel mit SYNTHATTACK und SUICIDE COMMANDO

Das Wetter an diesem Samstagabend war durchwachsen. Teilweise Schneeregen, teilweise wehte auch nur ein eiskaltes Lüftchen. Wenn man nicht unbedingt draußen sein musste, zum Beispiel auf dem Braunschweiger Traditionsweihnachtsmarkt, so ist das Verbringen der vorweihnachtlichen Freizeit im Inneren für viele eine gute Wahl. Wer sich durch dieses Wetter wagte und vor allem den weihnachtlichen Klängen entfliehen oder gar seinem “ich wurde schon gewhamt”-Trauma eine passende Medizin verpassen wollte, war in der KuFA am Braunschweiger Westbahnhof bestens aufgehoben. Nicht nur war – auch aufgrund des Andrangs – die Innentemperatur in dieser Eventlokation passend, auch das musikalische Kontrastprogramm zu Weihnachten hätte nicht größer ausfallen können.

SYNTHATTACK

Auch wenn Weihnachten im christlichen Glauben mit Geburt und mit dem Schmerz derselben zusammenhängt, so war sich der Redakteur sicher, dass die Referenzen zu Pain im Titel einiger der vorgetragenen Werke nichts damit zu tun haben. In jedem Fall brachte der diesabendliche Opener alles, was solch ein Spektakel zum Auftakt braucht. SYNTHATTACK aus Hannover ging mit einem starken 10 Harsh-Electro-Werkevolley an den Start, welches jeden Weihnachtsbaum aufs Mark zum Beben und im Kern zum Explodieren bringt. Unterstützt durch zwei der besten Industrial-Tänzerinnen machte Frontmann Martin Schindler schnell klar, dass Abtanzen zu nicht weihnachtlichen Hymnen heute Abend auf dem Programm steht. Nicole Linde-Strehl an den Keys und als Supportvoice ergänzte in gewohnt brillianter SYNTHATTACK-Manier diesen Auftakt. Als besonderes Schmankerl des ersten Aktes des Abends konnte erstmalig in Braunschweig BASSCALATE im “SYNTHATTACK gegen BASSCALATE-Battle” zeigen, dass auch von dem mehr in Richtung Trance und Techno gehenden Zweitprojekt Martins noch einiges zu erwarten sein wird. Zusammen mit Partnerin Julia gaben die beiden einen schönen Einblick in die Mischung aus Harsh und Techno und zum Abschluss mit den letzten beiden Liedern machte Martin noch einmal musikalisch sehr deutlich klar, wer SYNTHATTACK und was eigentlich vom Leben zu erwarten ist.

Setlist SYNTHATTACK:

  1. One Force & Join Us
  2. Addicted To The Thrill
  3. Circle Of Pain
  4. Insomnia
  5. Final Salvation
  6. Enjoy The Pain
  7. Call Me Insane
  8. SynthAttack vs. BASSCALATE – Electro In My Body
  9. We Are SynthAttack
  10. Life Is A Bitch

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Fotos: Cynthia Theisinger

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Fotos: Mirco Wenzel

 

Schon während des Auftritts des Supports konnte am Merch mit den Künstlern der Hauptband gesprochen oder auch unterschiedliche Raritäten aus dem Gesamtsortiment des Infacted Recording-Labels erworben werden. Es ist Thorsten Meier von Advanced Music zu verdanken, dass sich kurz vor dem zweiten Adventssonntag Szeneliebhaber aus dem gesamten Bundesgebiet in der KuFA einfanden und damit auch die klare Botschaft sandten, dass unter dem Motto der KuFA (Kultur für Alle – wir berichteten bereits) eben auch unsere geliebten Genres zu inkludieren sind. Die Umbaupause gut nutzend, konnten die Gäste das auch Wert auf Inklusion bei den Mitarbeitern legende Bistro voll auslasten und so einen guten Beitrag zur nachhaltigen Finanzierung dieses für Braunschweig sehr wertvollen Etablissements beitragen. Zu Teilen schon weihnachtlich geschmückt, bot der Gastraum des Bistros Sitzplätze und Couch, seichte Begleitmusik vom Band und eine gemütliche Atmosphäre zum auch mentalen Vorbereiten auf die Hauptband des Abends.

SUICIDE COMMANDO

Laut etablierter Statistiken kommt es gerade zur (Vor-)Weihnachtszeit zu einer Häufung freiwillig aus dem Leben tretender Personen, aus sicherlich ganz unterschiedlichen Gründen. Nur folgerichtig ist, dass zumindest im größten Sozialen Netzwerk der Welt eine entsprechende Hilfsangebotsnachricht kommt, wenn man nach dem Hauptact des Abends sucht. Der Name der Band wurde inspiriert durch No More’s gleichnamigen Kult-Track. In der KuFA erweckte allerdings keiner der anwesenden Gäste eine entsprechend ausgerichtete Intention – obgleich es in der Regel den Personen nicht anzusehen ist.

Erstmalig in Braunschweig auftretend, fanden sich die beiden aus Belgien anreisenden Künstler Johan van Roy und Mario Vaerewijck mit Infacted Recordings Label-Boss und Tausendsassa Torben Schmidt zusammen zum Abbrennen der KuFA ein (wir berichteten an anderer Stelle bereits). Brachial startend zeigten SUICIDE COMMANDO souverän, was die eigentliche Kernbotschaft des Abends sein wird. Natürlich Tanzen zu lupenreinem Aggrotech-Industrial-Mix. Befragt man das bekannteste Online-Lexikon, so erschließt sich dem Leser schnell, dass die zum Großteil von Tod, Mord und angrenzenden Themen wie Suizid über Sterbehilfe bis zu Nekrophilie handelnden Liedtexte ein ideales vorweihnachtliches Kontrastprogramm zur sonntäglichen Andacht darstellen. Dem jedoch keinen Abbruch darstellend – oder vielleicht sogar gerade deswegen – war das durch den Support bereits aufgeheizte und lechzende Publikum sofort Feuer und Flamme und tanzte möglichweise sogar kaputt, was sie kaputt macht – weihnachtliche Gedanken, die zu dieser Jahreszeit nun wirklich nichts zu suchen haben. Eine klangliche Eskalation folgte der nächsten und gefühlt war doch gerade erst Ostern und schon ist Weihnachten rum, 13 Knaller später war es vorbei. Auch wenn alle Werke der gleichen Grundrichtung angehören, so konnte doch eindrucksvoll präsentiert werden, was dennoch für eine große Vielfalt in diesem Genre steckt, so abwechslungsreich waren die individuellen Ausprägungen. Für den rappelvollen KuFA-Saal wird dieses Konzert und der Abend als Ganzes sicherlich wunderbar mahnend in Erinnerung bleiben.

Setlist SUICIDE COMMANDO

  1. Kill All Humanity
  2. Sterbehilfe
  3. God Is In The Rain
  4. Bang Bang Bang
  5. God Of Destruction
  6. Schizotopia
  7. Cause Of Death: Suicide
  8. The Devil
  9. Trick Or Treat
  10. Love Breeds Suicide
  11. We Are Transitory
  12. Dein Herz Meine Gier
  13. Die Motherfucker Die

 

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Fotos: Cynthia Theisinger

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Fotos: Mirco Wenzel

Abschließend bleibt nur noch zu schreiben: es gibt zahlreiche Hilfsangebote für den Fall, dass dem Bandnamen naheliegende Intentionen gehegt werden. Beispielsweise die TelefonSeelsorge unter 0800 1110111. Nehmt die Hilfe bitte in Anspruch und bleibt weiterhin ein Teil unserer viel zu kleinen Szene!

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