Strandparty mal anders – Neuntes Metal Hammer Paradise

„Habt ihr Bock auf Metal?“, fragt Sebastian Kessler, Chefredakteur vom Metal Hammer, bei seiner Begrüßung auf der Hauptbühne am vergangenen Freitag. „Ja!“, ertönt es laut und aus vollen Kehlen aus dem Publikum. Am vergangenen Wochenende hat das 9. Metal Hammer Paradise (MHP) stattgefunden.

Draußen peitscht der Wintersturm die Ostsee kräftig auf, die Wellen toben, der Wind weht unaufhörlich. Den Sommer hat der Weißenhäuser Strand längst hinter sich gelassen, soviel ist klar. Es wird Winter, die See rauer. Mit ihr steht auch das Metal Hammer Paradise vor der Tür. Fest im Kalender vieler Metalfans verankert, ist das Zweitages-Indoor-Event im Ferienpark Weißenhäuser Strand unter der federführenden Hand von FKP Scorpio zum Pilgerpunkt geworden. Auf drei Bühnen – verteilt auf ein großes Veranstaltungszelt, die Riff Alm, eine Hütte mit Alpenflair und einem Holzrund, sowie der Baltic Ballroom im zweiten Stock der Ferienanlage „Weißenhäuser Strand“. Als dritte und gleichzeitig Hauptbühne ist in einem großen Zelt die Maximum Metal Stage aufgebaut.

Auch in diesem Jahr verspricht das Line-up eine große Auswahl erstklassiger etablierter Größen und neuen spannenden Kombos.

IMPRESSIONEN

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FREITAG

CLAWFINGER

Den Auftakt auf der Hauptbühne im großen Zelt machen am Freitag die Schweden von CLAWFINGER. Sie selbst stufen sich als Crossover-Band ein, was beim MHP auch so deutlich wird. Die neuen Songs reißen das Publikum noch nicht sofort mit, schnell werden aber die Klassiker zum Besten gegeben und im Publikum werden nun die ersten Headbanger sichtbar.

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CORBA SPELL

Nachdem Frontmann Alexx Panza die Band verlassen hat, sind CORBA SPELL mit ihrer neuen Sängerin Kristina Vega eine reine ALL-Girl-Band. Und diese fünf Mädels wissen was es heißt, ordentlich zu rocken. Mit so viel Energie erobern sie im Sturm die Bühne auf der Riff Alm. Die Location ist voll, es ist heiß, die Stimmung gigantisch. Schließlich stecken die Energie und die Spielfreude der fünf Mädels kräftig an. COBRA SPELL lassen die Ära des Glam- und Heavy-Metal-Sound der 80er-Jahre wieder aufleben – und zwar nicht nur in ihrer Musik, sondern auch in ihren Outfits: Viel Haarspray, kurze Röcke, Stiefel und viel MakeUp – und dazu noch eine große Portion Talent. Was will man mehr? Songs wie „Flaming Heart“ oder „Animal (Fuck Like A Beast)” als Cover von W.A.S.P. sind großartige Stücke, die den Einfluss der 80-er Jahre immer wieder aufgreifen und mit schreienden Gitarrenriffs und schnellem Schlagzeug den Sound unverwechselbar aufgreifen.

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SODOM

Aus dem Ruhrpott in den hohen Norden sind SODOM gekommen. Die Trash Metaller gehören mittlerweile zu den ganz Großen der Szene und auch auf dem MHP ist der Einfluss von Bands wie SLAYER oder VENOM nicht zu überhören. Auch wenn Sänger und Bassist Thomas Such stimmlich etwas angeschlagen auf die Bühne kommt, so ist davon eigentlich nichts zu spüren. Mit großer Begeisterung und Freude liefern er und seine Bandkollegen eine großartige Show mit viel Humor, Fannähe und einer feinen Auswahl aus ihren Songs ab. Stücke wie „One Step Over The Line“ oder „Better Of Dead“ kennen ihre Fans, singen und feiern ausgelassen mit.

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SACRED REICH

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SEPULTURA

Am Abend stehen dann SEPULTURA auf der Bühne und begeistern mit all dem, was diese Band so großartig macht: Harter Thrash Metal mit präzisen Riffs, immer wieder aufkeimenden zarten Melodien und mit Derrick Leon Green einem Sänger, der voller Freude aus dem Grinsen nicht herauskommt und das ganze Ensemble dadurch so unfassbar sympathisch macht. Eine Stunde liefern die Brasilianer Thrash Metal, der keine Wünsche offen lässt. Es wird getanzt, gesungen, gemosht, was das Zeug hält. Seit mehr als 35 Jahren erobern SEPULTURA konstant die Metalwelt, landen gleich mit ihrem ersten Album „Morbid Visions“ einen Klassiker – knüpfen aber immer wieder daran an. Sie werden nicht müde. Im Gegenteil steigern sich diese vier Musiker immer wieder und machen einfach Spaß.

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SOULBOUND

Wenn man Adjektive finden sollte, um SOULBOUND zu beschreiben, würden wahrscheinlich „leidenschaftlich“, „talentiert“, „mitreißend“ und „begabt“ auf der Liste stehen. Irgendwo zwischen Metalcore und Nu Metal hauen die Jungs mit voller Power eine Song-Granate nach der nächsten raus und sind schon lange kein Geheimtipp mehr – was auch die lange Schlange vor der Riff Alm zeigt. Mit Konzertbeginn wird es auch richtig heiß im Holzrund, schließlich tanzen und singen die Fans mit, als gäbe es kein Morgen mehr. Sänger Johannes „Johnny“ Stecker geht dabei mit viel Charme auf sein Publikum ein, redet, lächelt und hat einfach Spaß am auf-der-Bühne-sein.

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EISBRECHER

„Happy Birthday To You“ erklingt es durch das große Zelt vor der Maximum Metal Stage. Alexander Wesselsky – Sänger des heutigen Headliners EISBRECHER – feiert seinen Geburtstag. Und zwar nicht irgendeinen. Nein, der bekennende Sonnenbrillenträger feiert seinen 50. Geburtstag – und zwar genau da, wo er hingehört: Auf der Bühne mit seinen Fans. Und das richtig! Mit Vollgas stürmt EISBRECHER die Bühne, das Licht geheimnisvoll und mit bunten Nuancen, gibt langsam den Blick auf die Deutschrocker frei. Diese powern sich mit Leidenschaft und voller Hingabe für ihr Tun durch ihr Set, das durch seine elektronischen Einflüsse immer auch ein bisschen mystisch klingt.

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Samstag

DRAGONY

Weiter geht es am zweiten Festivaltag mit den Einheizern der Extraklasse von DRAGONY. Die Kombo aus Österreich starrtet energiegeladen und rundum sympathisch im Ballroom mit ihrem Set. Die Symphonic Metaler sind aus Österreich an die Ostsee gereist und haben textliche Inhalte aus der Zeit des Kaiserreiches. Mit österreichischen Akzent sind die Ansagen von Sänger Siegfried Samer nochmal doppelt charmant, bevor er und seine Bandkollegen auf der Bühne richtig Vollgas geben und der Ballroom schon zur frühen Mittagsstunde ordentlich bebt.

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CREMATORY

CREMATORY gehören seit Jahren zu den beliebten Oldschool Metal Bands – deshalb finden sich schon weit vor Konzertbeginn viele Fans vor der Bühne ein. Für ihr Warten werden diese auch reich belohnt, überzeugen CREMATORY schließlich mit einer fett-stimmgewaltigen Show, klaren Linien und straighten harten Riffs, die einfach den ganzen Körper durchfluten.

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AXXIS

Absoluter Blickfang im Bühnenbild von AXXIS ist das beeindruckend riesige Drumset von Dirk Brand. Oldschool 80er-Metal wie man es sich wünscht liefert die Band on Point. Aber nicht nur das beeindruckende Schlagwerk des Ostwestfalen Brand bleibt im Gedächtnis: Die hohe, kraftvolle Stimme von Sänger Bernhard Weiß erinnert an Szenegrößen aus den 80-er Hardrockzeiten. Gepaart mit gekonnt platzierten Power Metal Elementen heizen AXXIS ordentlich ein und begeistern mit einem knapp einstündigen Set.

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THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA

Es wird heiß im Ballroom: THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA landen auf der Bühne: Zwei Sängerinnen im Stewardessen-Outfit betreten winkend die Bühne, tanzen und versetzen das jubelnde Publikum in beste Feierlaune, bevor Sänger Björn Strid, in einem langen Umhang bekleidet, ihnen folgt. THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA werden häufig mit Bands wie JOURNEY oder FOREIGNER verglichen – und ja, es stimmt! Solch eine Power, solch ein Stimmgewalt, solch grandiose Gitarrenriffs, solch eine Bühnenpräsenz und Spielfreude gepaart mit klassischem Hardrock machen nicht nur Freude beim Zusehen und Hören, sondern rechtfertigen diese Vergleiche mehr als eindeutig.

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J.B.O.

„Scheiß drauf, Wacken ist nur einmal im Jahr“ – oh ja, bei dieser Zeile wissen wir alle, wer am Samstag Abend für ordentlich Partystimmung sorgt: J.B.O. Und zwar genauso, wie wir sie kennen und lieben: Bunt, viel rosa, viele Accessoires, viel Freude und vor allem: Viel Party. Auf der Bühnen steht in großen rosa Lettern der Bandname geschrieben. Mit ihren Songs treffen sie auch beim MHP mitten in die Seele ihrer Fans und singen gemeinsam mit ihnen „Metal Was My First Love“. Bei „Ein Guter Tag Zum Sterben“ geht Sänger Vito mit den Fans auf Tuchfühlung und stellt fest: „Wir freuen uns, dass wir endlich wieder alle zusammen Metal feiern können!“.

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DORO

Nachdem die Metalqueen in der vergangenen Woche aus gesundheitlichen Gründen zwei ihrer Konzerte auf ihrer aktuellen Tour verschieben musste, konnte DORO mit ihrer Band den Auftritt beim MHP auf der Maximum Metal Stage wahrnehmen. Eine Mischung aus all ihren Klassikern versetzt das Publikum in eine angenehme Nostalgie, lauthals und mit vielen Emotionen behaftet singt das Publikum „Für Immer“ mit. Man kennt einfach jede Zeile – fühlt die Stimmung – und hat auch ein bisschen Gänsehaut. Grandios und immer mit einigen überraschenden Synkopen, powert Drummer Johnny Dee durch sein Solo. Mit dabei hat DORO – die sichtlich gerührt und voller Dankbarkeit auf ihr 40-jähriges Bühnenjubiläum im nächsten Jahr blickt – natürlich ihre Klassiker wie „Breaking The Law“ oder „East Meets West“.

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RAPSODY OF FIRE

Was für eine mitreißende Stimme! Das ist wohl der erste Gedanke, nachdem RAPSODY OF FIRE die ersten Zeilen im Baltic Ballroom angesungen haben. Giacomo Volis Stimme erinnert stark an Sozos Michael von Glory Hammer, an deren Stil die Band generell etwas erinnert. Eine ordentliche Portion Power Metal mit orchestralen Einflüssen, klassischen Elementen und Einflüssen aus der Filmusik ergeben ein mitreißendes Hörerlebnis. Hinzu kommt der 6-Saiten-Bass von Alessandro Sala, der nochmal ordentlich durch die Gliedmaßen fegt.

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IN EXTREMO

Während es draußen kräftig stürmt, betreten IN EXTREMO als Headliner die Hauptbühne. Zunächst wird das Intro mit dem Dudelsack eingeleitet, bevor Sänger Michael Robert Rhein die Bühne betritt. Lauter Jubel empfängt ihn und quittiert die Vorfreude des Publikums auf den Tagesheadliner. Die sechsköpfige Band begeistert auch beim MHP mit ihrem Mittelalter-Rock, der durch den Einsatz von allerlei Instrumenten wie der Drehleier, der Harfe oder dem Trumscheit wunderbar im Klang daher kommt. Klassiker wie „Spielmannsfluch“ oder „Vollmond“ machen schnell deutlich, dass diese Band ihr Publikum fest im Griff hat.

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Aber nicht nur auf den Bühnen ist ordentlich was los: Im Inneren des Ferienparks Weißenhäuser Strand lässt es sich bei Pizza oder Pasta, duftenden Waffeln oder einem heißen Glühwein bestens verweilen. Die Wände zieren zahlreiche Fotos von Veranstaltungen, Konzerten und Musikern. Es gibt Autogrammstunden, einen großen Merchstand, eine riesige Auswahl an LPs und CDs und noch vieles mehr überall zu entdecken.

Am Samstag treffen sich Stephan Thanscheidt (FKP Scorpio) und Sebastian Kessler (Chefredakteur Metal Hammer) zum öffentlichen Veranstaltertalk und Autor und Journalist Till Burgwächter lädt zu einer Lesung ein.

Zum Rahmenprogramm zählen auch die Gitarrenworkshops mit Tom Naumann von PRIMAL FEAR und Jasmin Pabst von OVERSENSE sowie ein Bowlingturnier mit THE UNITY.

PRIMAL FEAR

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NIGHT DEMON

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Im Ganzen betrachtet zeichnet dieses Festival vor allem eins aus: Das familiäre! Es wird ein großartiges Rahmenprogramm geboten, eine tolle und breite Auswahl an Bands, ein einmaliges Ambiente und eine liebevolle Umsetzung (als Beispiel sei hier einmal die Security genannt, die zu jedem Zeitpunkt freundlich und fokussiert war).

Metal Hammer Paradise: Wir sehen uns in 2023 wieder! Karten für 2023 gibt es bereits jetzt auf der Homepage unter Tickets – Metal Hammer Paradise (metal-hammer-paradise.de)

Photocredits: Nola & Holly