Ein feuriger Abend, auch ohne Pyros – ARCH ENEMY, BEHEMOTH, CARCASS & UNTO OTHER in Hamburg

Wenn der Beginn der Show bereits um 18:10 stattfindet, klingt das zunächst sehr früh. Wenn man jedoch einen Blick auf die bevorstehenden Bands wirft, wird einem schnell klar, warum. ARCH ENEMY zusammen mit BEHEMOTH, CARCASS und UNTO OTHERS klingt nach einem Rezept, das zwar schon nach wenigen Minuten absolut genießbar ist, jedoch im Laufe der Zeit immer mehr an Geschmack gewinnt. Zugegeben, der Vergleich hinkt vielleicht etwas, aber zu heiß wird heute nicht gekocht.

Um in den Kochtopf der Edel Optics-Arena in Hamburg, zu kommen, ist jedoch erstmal Ausdauer erforderlich. Die Einlassschlange zieht sich über mehrere hundert Meter und einige Treppenstufen, sodass zum Beginn von UNTO OTHERS noch der Großteil der Fans vor der Tür steht. Dies ändert sich jedoch im Laufe der Show, sodass davon am Ende des Auftritts nichts mehr zu merken ist. Die noch recht junge Band kann jedoch direkt überzeugen. Ihr Sound ist dabei jedoch ungewohnt ruhig für den Abend, bietet aber auch das perfekte Intro, bevor sich anschließend die Brüllwürfel und Riffgewitter abwechseln. Im Fokus des Sets steht das im letzten Jahr veröffentlichte Album “Strength”, Worte fallen nur wenige. Die Zeit ist aber auch knapp bemessen, denn ihnen stehen nur 25 Minuten zur Verfügung, die sie bis in den letzten Moment ausnutzen und dafür mit lautem Applaus verabschiedet werden.

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Fotos: Cynthia Theisinger

Wer sich nun schnell an die Bar begab, hatte genau zum Beginn von CARCASS sein Getränk in der Hand. Die Schlange war lang und die Pause kurz. Man könnte meinen, dass die Band in die Jahre gekommen ist, ist das meiste Material doch inzwischen 20 Jahre alt. Weit gefehlt, auf der Bühne merkt man davon nichts. Die Musiker spielen, als wären sie auch 20 Jahre jünger und feuern ohne Rücksicht ihre Riffs aufs Publikum. “Guten Abend, we are CARCASS, you must be Hamburg, are you having fun?”, fragt uns Sänger Jeff Walker. Mehr Worte fallen nicht, dafür gibt es mehr Geschredder, welches die Haare zum Kreisen animiert. Aber nicht alles ist alt. Letztes Jahr veröffentlichte die Band mit “Torn Arteries” ein neues Album, aus welchem direkt drei Songs gespielt werden. So feierten die Fans neu und alt gleichermaßen, bevor es zu einem abrupten Ende kommt. Die Zeit sitzt allen heute dicht im Nacken.

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Fotos: Cynthia Theisinger

Nach einer Pause, die diesmal auch reicht, das Getränk der Wahl wieder wegbringen zu können, wird die Arena plötzlich dunkel. Auf dem weißen Banner vor der Bühne erschien ein Video, bei dem die Silhouetten von BEHEMOTH dahinter immer wieder zu erhaschen waren. In dem Moment, wo das Banner fiel, gingen alle Fäuste im Publikum schlagartig nach oben, ganz zur Freude von Sänger Nergal, der das Publikum weiter dazu anheizte. Zu “The Deathless Sun” verhüllte er sich anschließend hinter einer Maske, bevor es weiterging und er die “Hörner” sehen wollte. “Put your horns up, I said put your fucking horns up, motherfuckers”, sagte er uns so, während diese immer mehr werden.
Es war aber nicht wie sonst, denn es gab nur CO₂-Kanonen und keine Pyros, wie üblicherweise bei einem Konzert von BEHEMOTH. Es war so, als wenn man sich eine Packung Gummibärchen aufmacht, nur um festzustellen, dass seine Lieblingssorte in der Packung fehlt. Alle anderen Sorten sind da, die Lichtshow ist super, die Musik noch mehr, Band und Publikum hatten sichtlich Spaß, aber etwas enttäuscht war man dennoch. Wenn die komplette Bühne gebrannt hätte, wäre das viel passender gewesen, blieb heute aber leider aus. Die Halle lässt Pyro nicht zu. Nergal gab sich dennoch sehr positiv: “This must be the best show behemoth has ever played in Hamburg, I can’t stop thanking you, but now put your middle finger in the air for ‘no sympathy for fools’”, sagte er uns so gegen Ende des Sets. Kurz danach sprang der Gitarrist in den Graben und kuschelte kurz mit den ersten Reihen – natürlich spielte er dabei weiter. Anschließend verabschiedete sich Nergal im Namen der Band beim letzten Song “Chant for Eschaton 2000” mit einem klassischen “Hail Satan” von der Bühne. Jedoch nicht ohne eine iranische Flagge mit den Worten “For women’s freedom” hochzuhalten, die ihm kurz zuvor zugeworfen worden war

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Fotos: Cynthia Theisinger

Es war ein Bild, das wir kurz zuvor bereits hatten. Ein großes weißes Banner verdeckte die Bühne, auf der ARCH ENEMY in wenigen Augenblicken spielen sollte. Nur diesmal war dieses blutüberströmt, mit der Aufschrift “PURE FUCKING METAL”. Als es wieder dunkel wurde und das Banner fiel, ging es mit “Deceiver, Deceiver” direkt in die Vollen. Sängerin Alissa White-Gluz nahm die Arena direkt für sich ein und sorgte für viel Bewegung im Publikum. “Hamburg! We are ARCH ENEMY and this is…”, begrüßte sie uns, während im Hintergrund das Intro zu “War Eternal” ertönte. Auch hier wurde aber schnell deutlich, dass es wirklich keine Pyros gibt an diesem Abend. Brauchte es hier aber auch weniger. Schon beim dritten Song “Ravenous” wurde die Melodie des Riffs mitgesungen und das Publikum entsprechend lauter, auch kurz danach, als es von der Bühne aus kurz leise war und direkt die “ARCH ENEMY”-Rufe einsetzten.

Das Set war sehr geprägt vom neuen Album “Deceivers”, trug uns zugleich aber auch zurück in die Anfänge der Band mit ihrem Debütalbum “Black Earth”, aus welchem der Song “Fields of Desolation” auf dem Plan stand. Eins war dabei aber konstant: das Posieren der Band für ihre Fans. Etwas, was alle inzwischen perfektioniert haben. Nichts war dem Zufall überlassen und genau geplant. So auch, als sich Alissa zu “The Eagle Flies Alone” komplett in ein weißes Tuch einhüllte.

“Hamburg, you guys have great rhythm, you are so amazing. I want to try something with you.. sing along to Michaels guitar”, sagte Alissa uns in der Mitte von “Sunset Over The Empire” und probte dies einen Moment. Anschließend sangen die Fans den Rest des Songs über den Rhythmus zielsicher weiter. Zum Ende wurde es nochmal schnell: “As The Pages Burn” sorgte nochmal für lautes Mitsingen, bevor es mit dem instrumentalen “Snow Bound” nochmal einen Moment ruhig wurde. Das Finale bildeten heute die Klassiker “Nemesis” und “Fields Of Desolation”, bei denen alle nochmal alles gaben. “Thank you so much for being with us tonight, you are amazing and this was pure fucking meta!l”, sagte uns Alissa anschließend, bevor sie nochmal kurz in den Graben sprang, um sich persönlich zu verabschieden. Eine Zugabe gab es nicht, so wie auch bei allen anderen Bands des Abends. Dafür wurden wir um Punkt 23 Uhr nach über 3,5 Stunden Livemusik in den Abend entlassen.

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Fotos: Cynthia Theisinger
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