SOLAR FAKE bestuhlt und ohne Tanz – geht sowas?

Pünktlich um 18:00h startete der Einlass, die Ticketkontrolle war verbunden mit der DSVGO-konformen Erfassung der Kontaktdaten der Besucher, eine notwendige Maßnahme in diesen Zeiten der Pandemie. Vielleicht aber auch ein wenig zu kurz gegriffen, so kam die erste Überraschung des Abends für einige Besucher, dass es anstelle der erwarteten und gebuchten 4er-Tische nun 8er Bierbänke gab und man sich selber ein Plätzchen suchen solle. Kann man sich fragen, was die Erfassung dann bringt, wenn man eh mit anderen und unbekannten an einem Tisch verbringt.

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Fotos: Kai Kestner

Mit großen Schirmen überdacht trotzten Sitzfläche und Gäste dann auch den kurzen Regentropfen-Episoden, es Schauer zu nennen wäre schon viel zu übertrieben. Unterstützt durch Szene-DJ Lorenz wurde musikalisch unterhalten und mit einer Einführenden Ansage vom Subkultur Boss Jens der erste Act des Abends vorgestellt. Lokalmatador Dirk SCHEUBER, seit einigen Jahren mit seinem Solo Projekt unterwegs – sonst festes Mitglied der bekannten Szenegröße PROJECT PITCHFORK, zeigte sein gesangliches Können und wurde an zwei Synths durch befreundete Musiker unterstützt. Die fordernde Akustik der Veranstaltungslokation auf dem EXPO Plaza dämpfte das Musikerlebnis ein wenig, aber viel gravierender traf die meisten Anwesenden das in Niedersachsen verhängte Tanzverbot aufgrund der Pandemie. Hier und da konnten zumindest Arme und Hände über Kopf rhythmisch das Gefallen aufzeigen und auch Bewegung auf den Bierbänken war zu vernehmen. Nach einer angemessenen Zeit und vielen, sowohl bekannten als auch demnächst erscheinende, Liedern verabschiedete sich die Band und hatte für den Hauptakteur des Abends gut vorgelegt.

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Fotos: Kai Kestner

Das Berliner Trio um Sven Friedrich lies auch nicht lange auf sich warten. Was bei SCHEUBER bereits wahrzunehmen war, steigerte sich deutlich bei SOLAR FAKE: der brennende Wunsch zu tanzen. Vereinzelt mussten die Ordner die Anwesenden an die bestehende Regelung erinnern; dennoch fühlte sich eine kleine Gruppe aufgrund des intrinsischen Tanzzwangs genötigt, das Veranstaltungsgelände außerhalb des Absperrzauns aufzusuchen und dort diesem Zwang zu folgen. Da dieses aufgrund der unmittelbaren Nähe zur Veranstaltung auf ebenjene zurückfallen würde, musste das Sicherheitspersonal auch dort tätig werden – was vereinzelt ignoriert wurde und zu einer späteren Kontrollfahrt einer vermutlich gerufenen Polizeistreife führte.

Mit einer Mischung aus bekanntem Liedmaterial und noch nicht veröffentlichten Stücken heizten die Berliner dem Hannoveraner Publikum mächtig ein – es wurde wetterbedingt auch schon kühler. Was Sven gesanglich erneut zeigte, wurde von Andre durch eine komplexe und ausgiebige Grimassenschneiderei ergänzt, während er am Synth und Jens an den Drums das Klangerlebnis abrundeten. Bei diesem Konzert merkte man erneut, dass ohne die Möglichkeit zum Tanzen Konzerte ziemlich kastriert wirken. Sowohl für die Gäste, aber auch die Band war das Blicken auf sitzende Zuhörer nicht alltäglich – weiß doch eigentlich jeder, dass nach einem SOLAR FAKE Konzert eine Vielzahl schweißgebadet vom Tanzen sind. Dementsprechend nutzten viele Zuhörer die Möglichkeit des Beinschwingens im Sitzen, dem Mitgrooven und Klatschen und viele sicherlich vor dem inneren Auge das exzessive Hin- und Herspringen auf der imaginären Tanzfläche.

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Fotos: Kai Kestner

Nach zwei Sätzen Zugaben, wobei durch den gewandten Wortwitz Sven’s erster Zugabeblock zu erwarten war, endete ein unvergeßlicher Konzertabend – auch aufgrund des Andersseins.

Unser Dank geht an Jens Klostermann von der Subkultur, der solche Events organisiert, das Team von Protain Concerts, und allen, die sich an die einschränkenden Bestimmungen auch gehalten haben. Bleibt Gesund!

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